Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen

Fast jeder 6. Fehltag geht inzwischen auf eine psychische Erkrankung zurück. Seit 2008 haben die Fehltage um knapp 130 % zugenommen und sich somit mehr als verdoppelt.

Zunahme der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen

2018 sind die Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen im Vergleich zu 2017 um 5,4 % angestiegen. Das ist die größte Zunahme im Vergleich mit anderen Erkrankungen. Der BKK Gesundheitsreport 2019 mit dem Schwerpunkt Psychische Gesundheit und Arbeit liefert dazu weitere Zahlen.

Psychische Erkrankungen liegen auf dem 3. Platz bei den Ursachen für Arbeitsunfähigkeit

  • Durchschnittlich 2,9 Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage) wurden 2018 pro Beschäftigten durch psychische Erkrankungen verursacht.
  • Das entspricht fast jedem 6. AU-Tag bzw. 15,7 % aller AU-Tage.
  • Von 2008 bis 2018 sind die Fehltage wegen psychischer Erkrankungen um 129,4 % gestiegen.
  • Je Krankheitsfall kommt es mit durchschnittlich 37 Tagen zu überdurchschnittlich vielen Fehltagen.

Fehltage wegen Muskel-Skelett- und Atemwegserkrankungen sind weniger gestiegen

Mehr AU-Tage verursachen Muskel-Skelett-Erkrankungen gefolgt von Atemwegserkrankungen. Auch hier kam es in 10 Jahren zu Anstiegen bei den Fehltagen, allerdings lagen die Werte hier mit 34,2 % bzw. 51,7 % deutlich niedriger.

Umgang mit dem Thema Psychische Erkrankungen ist offener geworden

Etwa 30 % der Bevölkerung in Deutschland erkrankt einmal im Leben an einer psychischen Störung. Der Umgang mit dem Thema hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Dies zeigt sich daran, dass ...

  • die Stigmatisierung der Betroffenen abgenommen hat,
  • psychische Erkrankungen kein Tabuthema mehr sind,
  • darüber in der Gesellschaft und unter Medizinern offener diskutiert wird,
  • sich Betroffene nicht mehr verstecken,
  • die Versorgung der Betroffenen heute schneller und besser ist
  • Erkrankungen früher erkannt bzw. diagnostiziert werden.

Früher war die Diagnose oft zu allgemein

Franz Knieps, Vorstand des BKK Dachverbandes, geht davon aus, dass früher statt psychischer Erkrankungen oft allgemeine Befindlichkeitsstörungen oder Ähnliches diagnostiziert wurden. Dadurch wurde eine passende Behandlung allerdings verhindert. Heute gibt es ein neues Bewusstsein für psychische Störungen sowie gezielte Maßnahmen und Initiativen zur Förderung der psychischen Gesundheit. Das hat aber auch zur Folge, dass u. a. die AU-Tage wegen psychischer Erkrankungen in der Statistik steigen.

Arbeit mit Menschen unter schlechten Arbeitsbedingungen ist ein Risiko für die Gesundheit

Besonders betroffen von Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen sind Beschäftige, die in Gesundheits- oder Erziehungs- sowie Sicherheitsberufen tätig sind, also mit Menschen zu tun haben und oft psychosozialem Stress ausgesetzt sind. Kommen dann noch schlechte Arbeitsbedingungen hinzu, steigt das Risiko psychisch zu erkranken. Beschäftigte in der Altenpflege nehmen mit durchschnittlich 5,8 AU-Tagen hier den Spitzenplatz ein.

Arbeit an sich macht nicht psychisch krank

Arbeitslose (ALG-I) kommen, wie Studien belegen, auf durchschnittlich 15,2 AU-Tage wegen psychischen Störungen. Das ist fast dreimal so hoch, wie der Spitzenwert bei der Gruppe der Beschäftigten, den Altenpflegern.

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Schlagworte zum Thema:  Psychische Erkrankung, Gesundheit