Was können Unternehmen gegen psychische Erkrankungen tun?

Psychische Erkrankungen sind mittlerweile nach den Muskel-Skelett-Erkrankungen die zweithäufigste Ursache für Krankschreibungen. Die Arbeitsausfälle sind nicht nur ein harter Schlag für die Betroffenen, sondern auch eine große finanzielle Belastung für die Unternehmen.

Bei den psychischen Erkrankungen ist es innerhalb der letzten 11 Jahre zu einer Verdoppelung der Krankheitstage gekommen. Der Anteil am Krankenstand ist auf 17 % gestiegen. Immer öfter wirft es langjährig leistungsfähige Mitarbeiter von heute auf morgen aus der Bahn ins Burnout.

Gefährdungsbeurteilung gegen psychische Erkrankungen

Dass dies für die Betroffenen, die Kollegen und Vorgesetzten so überraschend passiert, liegt meist daran, dass die psychischen Belastungen im Unternehmen nicht offen angesprochen und vor allem nicht beseitigt werden. Um welche Belastungen und um welches Ausmaß es sich handelt, lässt sich z. B. durch Mitarbeiterbefragungen, Beobachtungsinterviews und Analyse-Workshops ermitteln. Mit den Daten lässt sich dann die Gefährdungssituation im Unternehmen analysieren. Anhand dieser Gefährdungsbeurteilung lassen sich Maßnahmen zu Veränderung planen und umsetzen.

Achtsame Vorgesetzte tragen zum gesunden Betriebsklima bei

Eine Gefährdungsbeurteilung findet nicht jeden Tag statt. Mit einem achtsamen Verhalten im beruflichen Alltag kann jedoch jeder Vorgesetzte dazu beitragen, dass sich die Mitarbeiter wohl fühlen und das Betriebsklima stimmt. Dazu ein paar Empfehlungen:

  • Sorgen Sie dafür, dass es für jeden Mitarbeiter eine klare Tätigkeitsbeschreibung gibt.
  • Zeigen Sie Ihren Mitarbeitern Ihre Wertschätzung.
  • Zahlen Sie faire Löhne und Gehälter.
  • Setzen Sie die Mitarbeiter möglichst entsprechend ihrer individuellen Fähigkeiten, Stärken und Interessen ein.
  • Pflegen und fördern Sie einen gesunden Umgang mit modernen Kommunikationsmitteln und verzichten Sie z. B auf E-Mails nach Feierabend.

Gemeinsam und miteinander lässt sich vieles leichter bewältigen

Binden Sie die Mitarbeiter wann immer möglich in Entscheidungsprozesse mit ein:

  • Kommunizieren Sie Veränderungsprozesse im Unternehmen offen und transparent.
  • Kommunizieren Sie respektvoll und auf Augenhöhe.
  • Definieren Sie gemeinsam mit jedem Mitarbeiter seine persönlichen Ziele und Perspektiven.
  • Achten Sie darauf, dass niemand ständig über seine Leistungsgrenzen geht und z. B. viele Überstunden machen muss.
  • Haben Sie bei Konflikten ein offenes Ohr und suchen Sie gemeinsam mit den Betroffenen nach praktikablen Lösungen.

Sprechstunde zur psychischen Gesundheit

Je früher Probleme erkannt und bearbeitet werden, um so besser können sie bewältigt und gesundheitliche Auswirkungen verhindert werden. Das gilt auch für psychsiche Belastungen. Hier kann die Sprechstunde zur psychischen Gesundheit im Betrieb helfen, ein Angebot, das es vor allem in großen Unternehmen seit 10 Jahren gibt.

Allerdings muss von Anfang an sicher gestellt sein, dass die Sprechstunde an einem neutralen Ort stattfindet. Es darf nicht erkennbar sein, dass ein Mitarbeiter über seine psychischen Probleme sprechen möchte, wenn er sich in die Sprechstunde begibt. Das Schweigepflicht herrscht ist selbstverständlich, sollte aber auch immer wieder betont werden.

Betriebsklima verbessern

Wie das Betriebsklima im Unternehmen analysiert werden kann und welche Maßnahmen zur Verbesserung des Betriebsklimas es gibt, zeigt der Haufe-Fachbeitrag Betriebsklima.