Fachanwalt

Die Bezeichnung als Fachanwalt ist für viele Rechtsanwälte von gesteigertem Interesse, da das rechtsuchende Publikum Wert auf eine entsprechende Qualifikation legt. Sie ist allerdings an einen entsprechenden Lehrgang, schriftliche Leistungskontrollen und regelmäßige Weiterbildungen und Fortbildungsnachweis geknüpft.

Wer darf den Titel Fachanwalt tragen?

Ein Anwalt darf eine Fachanwaltsbezeichnung nur führen, wenn er besondere Kenntnisse und Erfahrungen in einem Rechtsgebiet erworben und nachgewiesen hat. Darüber hinaus muss er sich laufend fortbilden. Die Fachanwaltsordnung schreibt vor, dass ein Rechtsanwalt besondere theoretische Kenntnisse sowie besondere praktische Erfahrungen in einem Rechtsgebiet erworben haben muss, um den Titel Fachanwalt führen zu dürfen.

Vorgaben der Fachanwaltsordnung

Während für den Nachweis der theoretischen Kenntnisse die erfolgreiche Absolvierung eines Fachanwaltslehrgangs erforderlich ist, sind die praktischen Erfahrungen durch die persönliche und weisungsfreie Bearbeitung einer bestimmten Anzahl von Fällen nachzuweisen. Außerdem gerät der Fachanwalt in Gefahr, diesen Titel zu verlieren, wenn er mit dem Nachweis seiner regelmäßigen Weiterbildungen in Verzug gerät.

Wie viele Fachanwaltstitel darf ein Anwalt erwerben?

Nicht zuletzt, um die Fachanwaltstitel und die von ihnen belegte Spezialisierung nicht zu entwerten, kann ein Rechtsanwalt maximal drei Fachanwaltstitel tragen.

Was unterscheidet den Fachanwalt vom "einfachen"  Rechtsanwalt?

Unter einem Fachanwalt versteht man einen Rechtsanwalt, der auf einem bestimmten Fachgebiet besondere theoretische Kenntnisse und besondere praktische Erfahrungen nachweisen kann, die erheblich das Maß dessen übersteigen, das üblicherweise durch die berufliche Ausbildung und praktische Erfahrung im Beruf vermittelt wird. Ein Fachanwalt hebt sich durch überragendes Fachwissen und praktische Erfahrung also von anderen Rechtsanwälten ab.

Außenwirkung der Fachanwaltsbezeichnung

Die Fachanwaltsbezeichnung spricht Rechtssuchende an, die einen Anwalt mit entsprechender Qualifikation auf dem betreffenden Fachgebiet suchen. Umgekehrt suggeriert die Fachanwaltsbezeichnung, dass der Anwalt ausschließlich auf diesem Fachgebiet tätig ist. Durch die Fachanwaltsbezeichnung können also gleichzeitig Mandanten geworben als auch abgeschreckt werden.

Welche Fachanwaltstitel gibt es?

Fachanwaltsbezeichnungen können für folgende Rechtsgebiete erworben werden:

  1. Verwaltungsrecht
  2. Steuerrecht
  3. Arbeitsrecht
  4. Sozialrecht
  5. Familienrecht
  6. Strafrecht
  7. Insolvenzrecht
  8. Versicherungsrecht
  9. Medizinrecht
  10. Miet- und Wohnungseigentumsrecht
  11. Verkehrsrecht
  12. Bau- und Architektenrecht
  13. Erbrecht
  14. Transport- und Speditionsrecht
  15. gewerblichen Rechtsschutz
  16. Handels- und Gesellschaftsrecht
  17. Urheber- und Medienrecht
  18. Informationstechnologierecht
  19. Bank- und Kapitalmarktrecht
  20. Agrarrecht
  21. Internationales Wirtschaftsrecht
  22. Vergaberecht
  23. Migrationsrecht

Was umfasst der Fachanwaltslehrgang?

Für den Erwerb besonderer theoretischer Kenntnisse ist die erfolgreiche Teilnahme an einem auf die Fachanwaltsbezeichnung vorbereitenden anwaltsspezifischen Lehrgang von mindestens 120 Stunden obligatorisch, der alle relevanten Bereiche des Fachgebiets umfasst und mindestens 3 schriftliche Leistungskontrollen vorsieht.

Führt ein Anwalt eine oder mehrere Fachanwaltsbezeichnung, muss er sich im Kalenderjahr auf seinem Rechtsgebiet mit mindestens 15 Zeitstunden fortbilden und einen entsprechenden Fortbildungsnachweis gegenüber der Rechtsanwaltskammer erbringen.

News 04.04.2019 Mehrere Fachanwaltstitel

Die Verwendung von Fortbildungsveranstaltungen wie Seminare etc. gleichzeitig für mehrere Fachanwaltsbezeichnungen ist unzulässig. Die ausdrückliche Zulassung der Fortbildungsmaßnahme für unterschiedliche Fachanwaltsrichtungen ändert daran nichts, entschied der AGH Niedersachsen.mehr

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News 23.08.2016 Pflichtfortbildungsnachweis

Ob eine anwaltliche Fortbildungsveranstaltung als Pflichtfortbildungsnachweis eines Fachanwalts ausreicht, muss die zuständige Rechtsanwaltskammer nicht nicht vorab per Verwaltungsakt entscheiden. Die Prüfung kann sie später im Rahmen eines Widerrufsverfahrens vornehmen, stellte der Bundesgerichtshof fest.mehr

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News 12.08.2016 Anwalt als Autor

Ein nur auf der eigenen Homepage veröffentlichter Fachbeitrag ist keine wissenschaftliche Publikation, mit der ein Fachanwalt seine Fortbildungspflicht erfüllen kann. Weil ein Fachanwalt das nicht einsehen wollte, verlor er seinen Titel - und das mit dem Segen des Bundesgerichtshofs.  mehr

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News 13.05.2016 Fachanwaltstitel und Zulassung

Der Bundesgerichtshof hat nach langem Hin und Her - der Fall hat mittlerweile einen Bart - geklärt, unter welchen Voraussetzungen ein Rechtsanwalt  nach einer Wiederzulassung zur Rechtsanwaltschaft berechtigt ist, die ihm vor Widerruf der Zulassung verliehene Fachanwaltsbezeichnung erneut zu führen.mehr

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Serie 10.05.2016 Professionelles Kanzleimarketing

Klappern gehört zum Handwerk, kann aber auch manchmal in's Auge gehen. Auf der Kanzlei-Website beißt sich der Hinweis "…erfolgreicher Abschluss des theoretischen Prüfungsteils zur Verleihung des Titels zum Fachanwalt für Steuerrecht" mit dem § 43b der BRAO, wenn der Erwerb des Fachanwaltstitels nicht angesteuert wird. So sieht es zumindest das Anwaltsgericht Köln.mehr

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News 17.12.2015 Widerruf des Fachanwaltstitels

Die Rechtsanwaltskammer Hamm hat einem älteren und möglichwerweise  uneinsichtigen Fachanwalt für Steuerrecht den Fachanwaltstitel entzogen, weil er sich auf die Veröffentlichung von wissenschaftlichen Beiträgen berief, ohne die Kammer darüber zu informieren, wann er diese erstellt hatte.mehr

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News 08.10.2015 Fachanwaltstitel

Den Nachweis ihrer besonderen theoretischen Kenntnisse erbringen Anwälte in der Regel über die erfolgreiche Teilnahme an Fachanwaltslehrgängen. Anwälte können sich natürlich auch außerhalb der Fachanwaltslehrgänge Spezialwissen aneignen, müssen dies aber lückenlos für alle relevanten Themen nachweisen. Veröffentlichungen zu einigen Themen reichen dafür nicht.mehr

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News 06.07.2015 Wettbewerbsrecht

Ein in einer Anwaltskanzlei angestellter Rechtsanwalt ist für Wettbewerbsverstöße auf der Homepage der Kanzlei nur dann wettbewerbsrechtlich verantwortlich, wenn er bestimmenden Einfluss auf den Inhalt der Homepage hatte. In einem vom Oberlandesgericht Frankfurt entschiedenen Fall war das nicht so.mehr

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News 11.05.2015 Fortbildung

Ein aus der Anwaltschaft ausgeschiedener Rechtsanwalt hat, wenn er sich erneut zulassen kann, seinen Fachanwaltstitel nicht unbedingt verloren.  Er kann ihn ohne erneuten Nachweis besonderer theoretischer Kenntnisse und besonderer praktischer Erfahrungen beanspruchen, sofern er in der zulassungsfreien Zeit seiner Fortbildungsverpflichtung nach der BRAO erfüllt hat.mehr

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News 08.05.2015 Irreführende Werbung

Gewerkschaften haben zur Zeit mächtig Aufwind. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund hat sich weit aus dem Fenster gelehnt – zu weit, wie kürzlich das Oberlandesgericht Koblenz entschied. Die DGB-Rechtsschutz GmbH, die Mitglieder kostenlos in Rechtsangelegenheiten berät und vertritt, hatte sich mit dem Superlativ nicht nur selbst beweihräuchert, sondern auchgegen das UWG verstossen.  mehr

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News 27.11.2014 Anwaltliches Berufsrecht

Fachanwälte müssen sich jährlich mindestens zehn Zeitstunden - ab 1. Januar 2015 mindestens 15 Zeitstunden - im jeweiligen Fachgebiet fortbilden. Wird eine vorgeschriebene Fortbildung unterlassen, kann das den Fachanwaltstitel kosten. Wie aber ist die Rechtslage, wenn der Fachanwalt vorübergehend seinen Beruf ruhen lässt? Kann er den Fachanwaltstitel später wiederbeleben?mehr

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News 06.10.2014 Fachanwaltstitel

Nicht alle Anwaltskammern bearbeiten Anträge auf Erteilung eines Fachanwaltstitels gleich. Manche wollen sogar ein Fachgespräch mit dem Anwalt führen, um die Tiefe seines Wissens zu ergründen. Der AGH Celle hat entschieden, dass eine gegen die Ladung zum Fachgespräch gerichtete Anfechtungsklage unzulässig ist: Bei der Ladung handele es sich nicht um einen Verwaltungsakt, sondern nur um eine vorbereitende behördliche Verfahrenshandlung.mehr

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News 26.09.2014 Verlorener Fachanwaltstitel

Dieses Urteil des BGH dürfte Fachanwälten gar nicht schmecken: Die fehlende Fortbildung in drei aufeinander folgenden Jahren rechtfertigt den Widerruf des Fachanwaltstitels, entschieden die Karlsruher Richter. Ohne Fleiß keinen Preis - und irgendwann vielleicht auch keinen Titel mehr. Aber: Ein "faules" Jahr kann dagegen noch ausgebügelt werden.mehr

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News 06.05.2014 Berufsrecht

Fachanwälte müssen ab nächstem Jahr mehr Zeit in die Fortbildung investieren.  Ab 1.1.2015 müssen 15 Zeitstunden für die Pflichtfortbildung nachgewiesen werden. Außerdem gibt es einen neuen Fachanwaltstitel und die Möglichkeit des Selbststudiums.mehr

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Serie 07.04.2014 Kanzleipositionierung

Kürzlich hat die Satzungsversammlung, das Parlament der Anwaltschaft, die Einführung des 21. Fachanwaltstitels beschlossen: den Fachanwalt für internationales Wirtschaftsrecht. Mittlerweile werden die Fachanwaltstitel, die Anwälte führen dürfen, fast unübersichtlich. Und fraglich ist auch, ob das formal ausgewiesene Expertentum wirtschaftlich immer Sinn macht.mehr

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News 17.01.2014 Fachanwaltstitel

Wer Fachanwalt werden will, muss eine bestimmt Anzahl von Fällen im angestrebten Fachgebiet bearbeitet haben. Wie werden dabei Fälle gezählt, bei denen gleich gelagerte Sachverhalte mit identischen Klagschriften bearbeitet werden? Etwa wenn fünf Arbeitnehmer gegen einen Arbeitnehmer klagen - oder umgekehrt. Dazu ein neues Urteil vom BGH.mehr

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News 30.08.2013 BGH

Bei über 30.000 Fachanwälten in der Bundesrepublik kommt auf die Rechtsanwaltskammern viel Arbeit zu. Sie müssen jährlich kontrollieren, ob die Fachanwälte ihrer gesetzlichen Fortbildungspflicht nachgekommen sind. Fortbildungsmuffeln dürfen sie aber nicht gleich die rote Karte zeigen, entschied jüngst der BGH.mehr

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News 26.06.2013 Fachanwalt für Strafrecht

Nach der Fachanwaltsordnung muss der Rechtsanwalt die in der Fallliste behandelten Strafverteidigungen persönlich und weisungsfrei als Rechtsanwalt bearbeitet haben, um den Fachanwaltstitel zu erlangen. Hat er die Fallliste mit Zweitverteidigungen aufgebauscht, wird es nichts mit dem Titel, meint der Bundesgerichtshof.mehr

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News 25.04.2013 Kanzleimarketing

Unwissend oder dreist? Ein Anwalt, der keinen Fachanwaltstitel für Familienrecht besaß, beförderte sich auf dem Briefkopf kurzerhand zum „Spezialist für Familienrecht“. Kammer und OLG Karlsruhe verboten ihm das und verwiesen dazu auch auf den Duden.mehr

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News 26.03.2013 Fachanwalt für Markenrecht und Domainrecht

Aus 20 verschiedenen Fachanwaltstiteln können Mandanten mittlerweile den Anwalt ihres fachlichen Vertrauens auswählen. Doch ein Anwaltsportal wollte den Besuchern noch mehr Fachanwaltstitel bieten. Der Betreiber kassierte dafür eine saftige Abreibung vor Gericht.mehr

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News 28.11.2012 Wer kann was?

Gewerblicher Rechtsschutz kann sehr komplexe Fragen nicht nur rechtlicher Art aufwerfen. Wann muss, zur Not zusätzlich, ein Patentanwalt her?mehr

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News 11.09.2012 Vorsicht!

Die Befugnis zum Führen eines Fachanwaltstitels kann nur einem zugelassenen Anwalt verliehen werden. Wird die Anwaltszulassung widerrufen, geht der Fachanwaltstitel automatisch verloren. So sieht es der BGH - basta!mehr

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News 04.09.2012 Slow, but better working Kammer?

Ein Anwalt in Hessen schäumte vor Wut: Ganze 19 Monate und eine Vielzahl von Rückfragen brauchte eine Rechtsanwaltskammer, bis sie ihm den Fachanwalt für Erbrecht endlich verlieh. Und das auch erst nach Erhebung einer Untätigkeitsklage. Wie sah das der Anwaltsgerichtshof?mehr

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News 21.08.2012 Vollmundiger Gewerkschaftsbund

Bescheidenheit zählt wohl nicht zu den Primärtugenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB): im Internet und in Printmedien warb er unter der Bezeichnung „DGB Rechtsschutz: Größte Deutsche Fachkanzlei“ und „Größte Deutsche Fachkanzlei“ mit seiner Rechtsexpertise. Das untersagte ihm das LG Koblenz.mehr

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News 02.08.2012 Es war einmal

Einmal Fachanwalt, immer Fachanwalt - so einfach ist das nicht. Die BRAO knüpft das Führen der Fachanwaltsbezeichnung an strenge Voraussetzungen. Hierzu gehört die Pflicht zur regelmäßigen Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen. Die unterlassene Fortbildung kann zum Entzug der Fachanwaltsbezeichnung führen.mehr

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News 26.06.2012 Mehrere Fachanwaltstitel im Briefkopf

Wird außerhalb der Kurzbezeichnung einer Anwaltssozietät in ihrem Briefkopf der Begriff „Fachanwälte" verwendet, darf der Briefkopf keinen Zweifel an der Qualifikation einzelner Berufsträger aufkommen lassen. Der Hinweis auf Angaben im Internetauftritt der Sozietät reicht nicht.mehr

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News 15.05.2012 Fachanwaltstitel

Fachanwalt werden ist für junge Anwälte schwer. Zwar ist für sie der theoretische Teil der Prüfung meist ein Klacks. Dafür brauchen sie meist Jahre, bis sie den - in Form von eigenen Fällen nachzuweisenden - praktischen Teil hinter sich bringen. Wenn sie die Falllisten dann der Rechtsanwaltskammer vorlegen, müssen sie damit rechnen, dass die Berufsfunktionäre u. U. den Rotstift ansetzen.mehr

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