Seit etlichen Jahren ist die Vision Zero das elementare Ziel in der Präventionsarbeit der Unfallversicherungsträger. Die Ursprünge dieser Sicherheitsstrategie liegen in Skandinavien: Bereits seit 1997 stellt die Vision Zero offiziell die Grundlage der Verkehrssicherheitsarbeit in Schweden dar. In einer Publikation des Schwedischen Zentralamts für Straßenwesen (Vägverket) heißt es: "Die Nullvision ist das Bild einer Zukunft, in der niemand im Straßenverkehr getötet oder so schwer verletzt wird, dass er lebenslange Schäden davonträgt." In den folgenden Jahrzehnten breitete sich die Vision Zero auch in anderen Ländern aus. In Deutschland übernahm zunächst der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) im Jahr 2007 die Grundlagen der Vision Zero. Ein Jahr später integrierte die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) die Vision Zero in ihre Präventionsgrundsätze. Im Positionspapier der Selbstverwaltung der gesetzlichen Unfallversicherung zur Prävention aus dem Jahr 2008 heißt es: "Arbeitswelt und Bildungseinrichtungen sind so zu gestalten, dass Arbeits-, Schul- und Wegeunfälle, Berufskrankheiten und arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren mit allen geeigneten Mitteln verhindert werden (Vision Zero) (…)."

Das strategische Grundgerüst der Vision Zero basiert auf 4 Grundannahmen:

  1. Das Leben ist nicht verhandelbar.
  2. Der Mensch ist fehlbar.
  3. Die tolerierbaren Grenzen liegen in der physischen Belastbarkeit des Menschen.
  4. Die Menschen haben ein Recht auf Sicherheit.

Die große Gemeinsamkeit der Vision Zero und BBS besteht darin, dass der Schwerpunkt auf das menschliche Verhalten gelegt wird. Sowohl die Vision Zero als auch BBS beziehen sich dabei auf die Unfallforschung, die davon ausgeht, dass der überwiegende Teil aller Unfälle im Straßenverkehr und bei der Arbeit auf menschlichem Fehlverhalten beruht. Ausgehend von diesem Sachverhalt ist es nur folgerichtig, dafür zu sorgen, dass Unfälle keine schweren oder sogar tödlichen Folgen haben.

Die Vision Zero ist damit – ebenso wie Ansätze zum BBS – untrennbar verbunden mit dem Ziel einer fehlertoleranten Gesellschaft bzw. Unternehmenskultur. Anders ausgedrückt: Ansätze zum BBS können dazu beitragen, der Vision Zero in der betrieblichen Praxis ein Stück näherzurücken, indem sie für einen offenen Umgang mit Fehlern in den Unternehmen sorgen und riskante "Schlüsselverhaltensweisen" analysieren. Darauf aufbauend kann unsicheres, unerwünschtes Verhalten reduziert und die Anzahl sicherer, erwünschter Verhaltensweisen dauerhaft erhöht werden.

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