Nachhaltigkeit wird im Supply Chain Management häufig unter dem Begriff Sustainable Supply Chain Management (SSCM) behandelt. Der Begriff resultiert aus der langjährigen Entwicklung von Reverse Logistics über Green SCM bis hin zum SSCM (siehe Abb. 5).

Abb. 5: Entwicklungspfade des SSCM[1]

In diesen Entwicklungspfaden beinhalten nachfolgende Konzepte wesentliche Inhalte vorangegangener Konzepte, was auch durch die immer größer werdenden Ellipsoide sichtbar gemacht wird. Reverse Logistics umfasst dabei sämtliche Aspekte der Rückführung von Gütern durch kreislaufähnliche Bewirtschaftungsansätze. Bemerkenswert ist hier, dass ein begrifflicher Sprung von Logistik auf Supply Chain Management erfolgt. Tatsächlich existiert auch der Begriff Green Logistics in der Literatur; er umfasst im Wesentlichen die Aspekte nachhaltige Lager(haus)gestaltung, nachhaltiges Verpackungsmanagement und nachhaltigen Transport.[2]Green Supply Chain Management ist hingegen eine deutlich umfassendere Betrachtung und bezieht sich als wesentlicher Teil von SSCM auf die (gesamte) Lieferkette bzw. das Supply Netzwerk. Dabei gilt es konkrete Handlungsfelder entlang komplexer Supply Chains zu identifizieren, um zielgerichtete Maßnahmen im Rahmen des SSCC zu setzen. Auf Basis einer vereinfachten Matrix des Supply-Chain-Captain-Modells werden die Handlungsfelder für SSCM-Controlling identifiziert und die jeweiligen Bewertungen (sehr relevant, relevant, nicht relevant für eine spezielle Branche/Unternehmung) sichtbar gemacht. Der Ansatz ist dafür geeignet, da er die Kritikpunkte und damit Schwachstellen anderer Ansätze – etwa dem SCOR-Modell mit einer überwiegend starken Prozessorientierung oder andere Modelle mit Branchenfokus – reduziert bzw. sogar eliminiert. Darüber hinaus werden beim Supply Chain Captain® die Materialfluss-, Informations- und Finanzebene berücksichtigt und auf ein umfassendes Management der Kooperationspartner (Stakeholder) abgestellt.[3] Supply-Chain-relevante Themen wie etwa auch die Nachhaltigkeit in den Lieferketten können daher auf Basis dieses Ansatzes auf deren Relevanz in den 49 Handlungsfeldern untersucht werden.

Das Supply Chain Management gliedert sich im Supply-Chain-Captain-Ansatz in sieben Inhaltsbereiche, deren Bezeichnungen das Kunstwort CAPTAIN ergeben:[4]

  • C für Collaborative: Einer der entscheidenden Aspekte im Supply Chain Management ist die Kollaboration, also die Zusammenarbeit mit unterschiedlichsten Playern innerhalb der Lieferkette. Das C umfasst drei Teilbereiche:

    • Frontend Customer Side: Kunden, welche die Anforderungen an die Supply Chains vorgeben und letztlich auch durch ihre Bereitschaft den Preis zu bezahlen, alle Aktivitäten einer Lieferkette finanzieren.
    • Backend Supplier Side: die Seite zu den Lieferanten, welche die Versorgung des Unternehmens und damit das Funktionieren einer Supply Chain von Grund auf sicherstellen bzw. ermöglichen.
    • Networking: Ein Netzwerk neben Kunden und Lieferanten zu haben, welches ständiges Lernen durch Austausch mit anderen ermöglicht.
  • A für Adaptive: In dieser Kategorie steht die strategische Ausrichtung der Supply Chain sowie deren Netzwerk und die Methoden zur Aufrechterhaltung der Flexibilität und Resilienz im Vordergrund. Es umfasst die Subkategorien:

    • Strategy: Hier geht es um die globale Gestaltung der Netzwerke selbst: die Wahl der Lieferanten, die Standortauswahl sowie die Frage nach lokaler oder globaler Ausrichtung der Lieferketten.
    • Concept Options: Es geht darum, möglichst flexibel und agil zu agieren, und dabei insbesondere Risiken als auch Kosten gering zu halten sowie die Resilienz zu erhöhen. Dies wird durch Supply Chain Risk Management als auch durch Lean Management im Supply-Chain-Bereich sichergestellt.
  • P für Predictive: Hier geht es darum, möglichst genaue Vorhersagen für die Lieferketten zu machen. Insbesondere der Materialbedarf steht im Vordergrund genauer Planung und Vorhersagen (Prognosen). Klarerweise werden die Bedarfe der Kunden allerdings von vielen, nicht immer transparenten Einflussfaktoren bestimmt. Zu deren Analyse werden insbesondere Big-Data-Anwendungen eingesetzt. Folgende Untergruppen gibt es hier:

    • Demand Planning, wo es um die Bedarfsvorhersage und die Prognosen sowie deren IT-Anwendungen, hier im Speziellen Advanced Planning und Scheduling geht.
    • Replenishment: Diese Ansätze umfassen ein Bündel an Konzepten bzw. Methoden, die Nachlieferungen in der Lieferkette vereinfachen bzw. standardisieren und ermöglichen.
  • T für Transorganized stellt ein Kunstwort dar. Es umfasst sämtliche Agenden hinsichtlich der Transportvorgänge und Rahmenbedingungen in einer Lieferkette mit den Unterkategorien:

    • Transport Management: primär mehrgliedrige Transportketten (multimodale Transporte und Last-Mile-Transporte) sowie die Nachverfolgung der Transporte durch Trackingfunktionen.
    • Freight Cost Management: Nachdem kaum jemand (Endkunden und Konsumenten im Besonderen) bereit ist, für Transporte zu bezahlen und der Wert einer Transportaktivität nur in wenigen Fäl...

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