1.1 Klimawandel als Bedrohung Nr. 1

Der Klimawandel findet statt, das ist mittlerweile nicht nur für Klimaforscher, sondern für fast alle Menschen unbestritten. Der Klimaschutzbericht des Umweltbundesamtes Österreich von 2020 fasst wesentliche Erkenntnisse zusammen:[1]

  • Anthropogene Ursache…: Der durch die Menschheit verursachte Einfluss an der Veränderung des Klimas wird laut Weltklimarat (IPCC – Intergovernmental Panel on Climate Change) mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 bis 99 % beziffert.
  • …CO2: Der Effekt entsteht im Wesentlichen durch die Verbrennung fossiler Energie und dem damit verbundenen nichtlinearen Anstieg der CO2-Konzentration. Gerade in den letzten Jahren sind größere Anstiege zu verzeichnen. Zusätzlich zählen Methan (CH4), Lachgas (N2O) sowie fluorierte Gase zu den bedrohlichen Treibhausgasen; sie werden üblicherweise in CO2-Äquivalente umgerechnet.
  • Beschleunigung: Die Jahre 2014 bis 2019 waren die fünf wärmsten Jahre seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen.
  • Meeresspiegel: Auch der Meeresspiegel steigt vor allem durch die Erwärmung der Meere, dem Abschmelzen des Grönlandeises und alpiner Gletscher rasant an.
  • Temperatur: Hitze- und somit Dürreperioden und damit zusammenhängende (Wald-)Brandgefahr nehmen zu, denn die globale Erwärmung, gemessen an Durchschnittstemperaturen, ist in den letzten rund 120 Jahren deutlich im Steigen (s. Abb. 1).
  • Irreversibel: Die Gefahr des Überschreitens sogenannter Kipppunkte (Grenze der Reversibilität) im Klima steigt.
  • Klima-Migration: Es treten klimabedingte Migrationsbewegungen der Weltbevölkerung auf, da einige Gebiete kaum mehr bewohnbar sind. Im Jahr 2018 waren 17,2 Millionen Menschen klimabedingt auf der Flucht.

Abb. 1: Veränderung der globalen Durchschnittstemperatur[2]

Legende der Temperaturaufzeichnungen nach Organisationen:

  • HadCRUT: Hadley Centre/Climatic Research Unit Temperature (UK)
  • NOAAGlobalTemp: National Oceanic and Atmospheric Administration (USA)
  • GISTEMP: Goddard Institute for Space (NASA, USA)
  • ERA5: Reanalyse des European Centre for Medium-Range Weather Forecasts (Europa)
[1] Vgl. Umweltbundesamt Österreich, 2020, S. 17f.
[2] Entnommen aus: Umweltbundesamt Österreich, 2020, S. 22.

1.2 Initiativen und Maßnahmen zur Treibhausgas-Reduzierung

Speziell den Treibhausgasen wird großer Einfluss auf die globale Temperaturentwicklung zugeschrieben. Laut Weltbank teilten sich 2014 die weltweiten CO2-Emissionen zu 49 % auf Elektrizitätserzeugung bzw. Heizkraftwerke, zu 20 % auf Industrie (inkl. Bau), zu 8,6 % auf Wohngebäude sowie gewerbliche & öffentliche Dienstleistungen, zu 20,4 % auf Transport (Logistik) und zu 2 % auf Sonstiges auf.[1] Das World Economic Forum (WEF) verweist auf Analysen von "Our World in Data", in denen die Transportlogistik 2018 weltweit für 24 % der CO2-Emissionen aus Energie verantwortlich war. Davon entfielen 74,5 % auf den Straßenverkehr (45,1 % Personentransport, 29,1 % Fracht-/LKW-Transport), 11,6 % auf den Luftverkehr, 10,6 % auf den internationalen Schiffsverkehr, 1 % auf Schienenverkehr und 2,2 % auf sonstige Transportlogistikmittel (überwiegend Pipelines).[2] Dieser Beitrag legt den Fokus auf die ökologische Nachhaltigkeit der Lieferkette – darunter ist die betriebliche Kette der Leistungserstellung vom Rohstoffproduzenten bis hin zu den Verbrauchern zu verstehen –, die mit Transport und Produktion zwei wesentliche CO2-Quellen aufweist.

Diesbezüglich ist den politischen Verantwortungsträgern in den letzten Jahren klar geworden, dass wir dem Klimawandel durch restriktive Maßnahmen entgegenwirken müssen. Dabei geht es um umfangreiche Maßnahmenbündel, die nahezu alle Aspekte einer Gesellschaft und somit auch alle wirtschaftlichen Akteure bzw. Unternehmen betreffen. Der Veränderungsdruck geht von den makropolitischen Rahmen über die (supra-)nationale Gesetzgebung bis hin zu regionalen und unternehmensspezifischen Initiativen und Programmen.

Bekanntestes Beispiel für ersteres sind die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen (UNO): umfassende Nachhaltigkeitsziele in 17 Bereichen, mit 169 Subzielen und damit verbundenen Initiativen für eine globale nachhaltige Entwicklung bis 2030.[3]

Abb. 2: Sustainable Development Goals

Insbesondere die Punkte 7 (saubere Energie), 12 (nachhaltiger Konsum und Produktion) und 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz) sind für diesen Beitrag in Hinblick auf Nachhaltigkeitscontrolling in Lieferketten von besonderer Relevanz.

Ein Beispiel für einen ordnungspolitischen Rahmen ist die – im Rahmen des "Green Deal" der Europäischen Union – seit 1. Januar 2022 gültige EU-Taxonomieverordnung, ein einheitliches Klassifizierungssystem für nachhaltige ökonomische Aktivitäten, die als eine Art "Nachschlagewerk" für fast alle Branchen genaue Kriterien für ökologisch nachhaltiges Wirtschaften vorgibt. Beispielsweise dürfen Produzenten von grauen Zementklinker laut Taxonomie maximal 0,722 Tonnen CO2 oder äquivalente Gase pro Tonne Klinker ausstoßen. Der Wert wird anhand der 10 % der effizientesten Anlagen in der EU berechnet.[4] Die Taxonomie gilt vordergründig für Finanzprodukte, Unternehmensanleihen und „gr...

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Haufe Sustainability Office. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge