Desgin Circular erweitert die 3 Säulen der Nachhaltigkeit, namentlich die soziale/gesellschaftliche, die ökologische und die ökonomische, um eine 4.: die Technologie. Im Rahmen der Kreislaufwirtschaft sind die Technologie und ihr Verständnis wichtige Treiber für eine erfolgreiche Implementierung. Design Circular fokussiert sich neben ökonomischen, ökologischen und sozialen auch auf technische Aspekte. Die Umformulierung von Circular Design zu Design Circular symbolisiert die Betonung der frühen Phase des Produktlebenszyklus. Die nachfolgende Darstellung soll symbolisch die neue Dynamik in der nachhaltigen Entwicklung von Unternehmen aufzeigen.

Abb. 4: Design Circular Nachhaltigkeitsmodell

Die ersten Schritte in die Kreislaufwirtschaft ging schon Henry Ford. Er wies z. B. einen Teil seiner Lieferanten an, ihm Fertigteile in Holzboxen bestimmter Größe anzuliefern. Diese Boxen wurden zerlegt und ergaben den Boden zahlreicher früher Ford-Modelle.[1] Einige Jahrzehnte später, im Jahr 1972, lancierte der von Dennis L. Maedows verfasste Bericht an den Club of Rome ("Grenzen des Wachstums") die Diskussion über Verschwendung und Ressourcenknappheit erneut. Diese Publikation löste eine breite Diskussion über die Gefährdung des "Raumschiffs Erde" durch rücksichtslose Ausbeutung und Zerstörung der Umwelt aus. Der englische Ökonom E. F. Schumacher stellte in seinem 1973 erschienenen Bestseller "Small is Beautiful" fest:

"Das Erstaunlichste an der modernen Industrie ist, dass sie so viel verlangt und so wenig leistet. Die moderne Industrie scheint in einem Ausmass leistungsunfähig zu sein, das die gewöhnliche Vorstellungskraft übersteigt. Daher bleibt diese Unfähigkeit unbemerkt."[2] Die von Schumacher konstatierte Ineffizienz ist nicht zuletzt im weltweiten Ressourcenverbrauch zu erkennen. Der sog. Earth Overshoot Day, also der Tag, an dem die Weltbevölkerung die für das Jahr dank Regeneration zur Verfügung stehenden Ressourcen verbraucht hat.[3] Betrachtet man in diesem Licht Schumachers Überlegungen neu und nimmt als Basis den aktuellen globalen 1,75-fachen Verbrauch[4] der für das Jahr 2022 verfügbaren Ressourcen, ist danach zu fragen, welcher Unternehmer ein Unternehmen führen würde, bei dem die Kosten den Umsatz seit fast 50 Jahren stetig übertreffen und diese Kosten seit 1971 bis 2022 um das 1,75-Fache angestiegen sind. Die Antwort ist kaum überraschend: niemand. Design Circular zeichnet sich dadurch aus, dass Rohstoffe und hergestellte Güter bereits in der Design- und Entwicklungsphase kreislauffähig gestaltet werden. Die Umformulierung von Circular Design zu Design Circular symbolisiert die Betonung der frühen Phase des Produktlebenszyklus.

[1] Wise/Trantolo, Process Engineering for Pollution Control and Waste Minimization, 1994, S. 145.
[2] Schumacher, Small is Beautiful, 2019.
[3] Vgl. Global Footprint Network, www.overshootday.org/newsroom/past-earth-overshoot-days/, abgerufen am 3.8.2022.
[4] Geneva Environment Network, www.genevaenvironmentnetwork.org/events/earth-overshoot-day-2022/, abgerufen am 3.8.2022.

5.1 Vorteile von Design Circular

Design Circular konzentriert sich v. a. auf 2 Aspekte: erstens die fachgerechte Rückführung der Produkte in den wirtschaftlichen Kreislauf, zweitens auf neue nachhaltige Geschäftsmodelle. Was ist zu tun? Die Produktlebensdauer soll durch Wartungs-, Reparatur-, Umverteilungs-, Aufarbeitungs- und/oder Wiederherstellungskreisläufe verlängert werden und der heutigen Form des Recyclings als letzter Station in einem langen Produktleben entzogen werden. Mit bereits im Entwicklungsstadium auf Kreislauffähigkeit konzipierten Produkten kann zur Werterhaltung, Wertsteigerung oder Materialverbesserung beigetragen werden, also zu einem längeren Lebenszyklus des Produkts.

5.2 Das eigene Unternehmen als Treiber der Kreislaufwirtschaft

Vorausdenkende Unternehmen nehmen die Herausforderung an, Produkte herzustellen, die repariert, erweitert bzw. erneuert werden können, aber ebenso bereits bestehende Komponenten wieder- bzw. weiterzuverwenden. Ein etabliertes Produkt sollte am Ende des ersten Lebenszyklus neu aufgebaut und technisch auf den neuesten Stand gebracht werden. Dies würde bedeuten, dass auf der einen Seite weniger Kosten als für ein neues entstehen, denn das Produkt muss nicht von Grund auf neu kreiert werden; auf der anderen Seite vermindert sich der Ressourcenverschleiß.

5.3 Die kreislauffähige Produktidee

Die Idee von Design Circular geht davon aus, dass die Kreislauffähigkeit gewissermaßen unabdingbarer Teil der DNA der Produkte, der Grundidee inhärent sein muss. Das Unternehmen bedenkt von Anfang an, wie der gesamte Lebenszyklus eines Produkts zu beschaffen sein hat, um ihn möglichst lange auszugestalten. Ein weiterer Leitgedanke in Zusammenhang mit Design Circular ist die Umweltverträglichkeit. Bereits bei der Produktidee ist zu überlegen, wie das Produkt entwickelt werden kann, damit seine Öko-Bilanz über den gesamten Lebenszyklus betrachtet positiv ausfällt.

5.4 Volkswirtschaftlicher Einfluss

Steigende Entsorgungs-, Material- und Energiekosten treiben den Dematerialisierungsprozess von Produkten und Prozessen stetig voran. Erhöhen sich zudem die...

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