Wir haben bereits definiert, dass Nachhaltigkeit im hier verwendeten Sinne heißt, dass sich Unternehmen freiwillig für die Umwelt, die Mitarbeiter, die Gesellschaft, die Kunden und ihr Umfeld einsetzen, ergänzend zu den weiterhin gültigen ökonomischen Zielen. CSR und der Nachhaltigkeitsgedanke bei Entscheidungen verfolgen die Interessen genau dieser Stakeholder, da diese i. d. R. nicht selbst in den Entscheidungsprozess eingebunden sind und zumeist auch nicht eingebunden sein können.

Wissenschaftler der Harvard University haben mit einem eigens dafür entwickelten Spiel erforscht, wann Menschen zum Wohl anderer Generationen, also anderer Stakeholder-Gruppen wirtschaften. Das Ergebnis zeigte klar, dass Einzelne sich selbst bereicherten und dadurch andere nichts bekamen, wenn die Probanden ihre Entscheidungen individuell trafen. Entschieden die Teilnehmer dagegen kollaborativ, in diesem Fall demokratisch, konnten sich die nachhaltig eingestellten Spieler gegen die egoistischen durchsetzen. Des Weiteren waren mehr Probanden zu nachhaltigem Verhalten bereit, wenn klar war, dass sich alle an die Entscheidung halten müssen.[1] Wir können also daraus schließen, dass Entscheidungen nachhaltiger sind, wenn sie kollaborativ getroffen werden und am ehesten nachhaltig sind, wenn die Entscheidungen für alle Beteiligten verbindlich sind.

Abb. 4: Zusammenspiel zwischen Stakeholder-Dialog und CSR Steering Committee

Übersetzt auf die wirtschaftliche Praxis bedeutet dies, dass Unternehmen ein geeignetes Entscheidungsgremium benötigen, das sich mit der Auswirkung von Entscheidungen auf alle Interessengruppen befasst. In einigen Unternehmen haben wir in den vergangenen Jahren die Einführung eines CSR-Steering Committees unterstützt (s. Abb. 4). Neben der Entwicklung der jeweiligen CSR-Strategie ist es vor allem Aufgabe dieses Gremiums, die Auswirkungen von unternehmerischen Entscheidungen auf alle Interessengruppen zu überprüfen. Neue Entwicklungen in den Bereichen Technologie, Innovation und Gesetzgebung im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit werden beobachtet und die Erwartungen der Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten und anderer Interessengruppen laufend erhoben.

Die Einbindung dieser verschiedenen Interessen- oder Anspruchsgruppen im Zuge der Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung wird als "Stakeholder-Dialog" bezeichnet. Unternehmen haben oftmals damit zu kämpfen, dass eine Vielzahl an Forderungen an sie herangetragen wird, die Ressourcen zur Befriedigung aller Ansprüche jedoch nicht vorhanden sind. Die Stakeholder und deren Forderungen können anhand ihrer Beziehungsqualität, Nähe und Relevanz für das Unternehmen priorisiert werden, sodass nur die wichtigsten und signifikanten Interessen wahrgenommen und in die CSR-Strategie mit aufgenommen werden. Zu treffende Entscheidungen werden auf die in der CSR-Strategie festgehaltenen Bedingungen überprüft.

[1] Hauser, 2014, S. 220 f.

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Haufe Sustainability Office. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge