2.1.1 Rechtswidrige Sozialhilfeleistung

 

Rz. 4

Sozialhilfe muss geleistet worden sein, ohne dass die Voraussetzungen dafür vorgelegen haben. Die Sozialhilfe ist also ohne Rechtsgrund geleistet worden (Conradis, in: LPK-SGB XII, 8. Aufl., § 104 Rz. 4). In diesen Fällen greift § 50 SGB X, allerdings nur in Bezug auf den Leistungsempfänger selbst, nicht im Hinblick auf Dritte wie etwa Ehegatten oder Eltern minderjähriger Kinder (Bieback, in: Grube/Wahrendorf, SGB XII, 3. Aufl., § 104 Rz. 1). Demgegenüber erweitert § 104 die Haftung auf Dritte (Steimer, in: Mergler/Zink, SGB XII, § 104 Rz. 4), und zwar auf beliebige Dritte (vgl. Rz. 5).

2.1.2 Ersatzleistungspflichtiger

 

Rz. 5

Jeder, der die rechtswidrige Sozialhilfeleistung durch vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verhalten herbeigeführt hat, unterliegt der Ersatzpflicht. Die Regelungen des § 103 sind zwar entsprechend anzuwenden, im Rahmen der rechtswidrigen Sozialhilfeleistung wird allerdings der Personenkreis nicht in den Verweis mit aufgenommen, was sich aus dem Wortlaut von § 104 Satz 1 ergibt, wo jedermann ("wer") bei Vorliegen der sonstigen Voraussetzungen ersatzpflichtig ist (Steimer, in: Mergler/Zink, a. a. O., § 104 Rz. 7; Bieback, in: Grube/Wahrendorf, a. a. O., § 104 Rz. 5). Daher haftet auch etwa der Vormund, der Sorgerechtsinhaber oder der Betreuer des Leistungsempfängers, allerdings nicht der Einrichtungsträger (OVG Frankfurt/Oder, Urteil v. 27.1.2000, 4 A 111/97, FEVS 51 S. 555; a. A. Wolf, in: Fichtner/Wenzel, a. a. O., § 104 Rz. 4, unter Hinweis auf VG Lüneburg, Urteil v. 17.6.2004, 6 A 120/03). Auch der Leistungsempfänger selbst kann nach § 104 ersatzpflichtig sein (Bieback, a. a. O.; a.A. Conradis, a. a. O., § 104 Rz. 6, der auf den hier fehlenden Hinweis auf §§ 44ff. SGB X aufmerksam macht).

2.1.3 Aufhebung des Verwaltungsaktes erforderlich (§ 50 SGB X)

 

Rz. 6

Der Kostenersatzanspruch kann nur geltend gemacht werden, wenn der der Sozialhilfeleistung zugrunde liegende rechtswidrige Verwaltungsakt aufgehoben ist (BVerwG, Urteil v. 20.11.1997, 5 C 16/97, NDV-RD 1998 S. 33; Steimer, in: Mergler/Zink, a. a. O., § 104 Rz. 5; Conradis, a. a. O., § 104 Rz. 2; Bieback, in: Grube/Wahrendorf, a. a. O., § 104 Rz. 4). Nach altem Recht folgte dies aus einem entsprechenden Klammerzusatz in § 92a Abs. 4 Satz 1, der auf § 50 SGB X hinwies. Diese Klammerverweisung war allerdings lediglich deklaratorischer Natur, so dass durch deren Wegfall keine Rechtsänderung eingetreten ist (Conradis, a. a. O., § 104 Rz. 4; Bieback, in: Grube/Wahrendorf, a. a. O., § 104 Rz. 4; Wolf, in: Fichtner/Wenzel, a. a. O., § 104 Rz. 2).

2.1.4 Entsprechende Anwendung des § 103

 

Rz. 7

Abgesehen von der Person des Kostenersatzpflichtigen (s. Rz. 5) und der Tatsache, dass die Sozialhilfe zu Unrecht geleistet worden sein muss, werden die Vorschriften des § 103 entsprechend angewendet. Dies bezieht sich im Wesentlichen auf die Härteregelung, die Erbenhaftung und die Erlöschensfrist (vgl. Komm. zu § 103; Steimer, in: Mergler/Zink, a. a. O., § 104 Rz. 6; Wolf, in: Fichtner/Wenzel, a. a. O., § 104 Rz. 5). Anders als bei § 103 beginnt die 3-jährige Erlöschensfrist nicht mit dem Ende des Jahres der Leistungserbringung, sondern setzt auch Rücknahme des Bewilligungsbescheides voraus (Steimer, a. a. O., § 104 Rz. 9; Bieback, in: Grube/Wahrendorf, a. a. O., § 104 Rz. 9; eingehend dazu: OVG Münster, Urteil v. 15.3.2004, 12 A 3993/02, ZFSH/SGB 2005 S. 219; anders anscheinend: Conradis, a. a. O., § 104 Rz. 9). Daher erlischt der Anspruch auf Ersatz der Kosten zu Unrecht erbrachter Leistungen der Sozialhilfe gemäß § 104 in entsprechender Anwendung des § 103 Abs. 3 in 3 Jahren vom Ablauf des Jahres an, in dem er aufgrund der Rücknahme der rechtswidrigen Sozialhilfebewilligung entstanden ist (BVerwG, Urteil v. 24.11.2005, 5 C 16/04, FEVS 57 S. 495 = NDV-RD 2006 S. 78).

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