Früher Start der Grippesaison
Die EU-Gesundheitsbehörde hat vor einigen Tagen angekündigt, dass die Grippe-Saison in diesem Jahr besonders früh anfangen wird. Intensivmedizinern fordern eine Impfung-Empfehlung für alle Menschen ab dem Alter von sechs Monaten. Was zum Thema Grippe jetzt wichtig ist:
Wie verbreitet ist Influenza derzeit?
Die Zahl der Influenza-Nachweise sei innerhalb von zwei Wochen deutlich gestiegen, heißt es im Wochenbericht des Robert Koch-Instituts (RKI). «Der Beginn der Grippewelle deutet sich an», schreibt das RKI. Insgesamt leiden demnach derzeit etwa 7,2 Millionen Menschen in Deutschland an einer akuten Atemwegserkrankung. Diese Infektionen können durch Erreger wie Grippeviren (Influenza), Coronaviren oder RSV (Respiratorische Synzytial-Virus) ausgelöst werden.
Ende November teilte die EU-Gesundheitsbehörde ECDC (Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten) bereits mit, dass die Grippe-Saison besonders früh beginne. Im Europäischen Wirtschaftsraum - also EU mit Liechtenstein, Island und Norwegen - gebe es einen etwa drei bis vier Wochen früheren Anstieg von Influenzafällen als in den beiden vergangenen Grippe-Saisons.
Während die Auswirkungen der bevorstehenden Grippe-Saison auf das Gesundheitswesen noch unsicher seien, bereite sich die EU-Behörde auf eine schwerere Grippewelle in Europa als in den vergangenen Jahren vor, hieß es.
Aus der Risikobewertung des ECDC ging hervor, dass eine neu aufgetauchte Influenza-Variante, A(H3N2) der Subklade K, die derzeitige Virusverbreitung vorantreibt. Dem RKI zufolge wurde in Deutschland in dieser Saison A(H3N2) häufiger nachgewiesen als A(H1N1) pdm09.
Wie kann man sich schützen?
Die Ständige Impfkommission (Stiko) rät unter anderem Menschen ab 60 Jahren, chronisch Kranken, Schwangeren, Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen sowie medizinischem Personal zur Grippe-Impfung.
Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) fordert hingegen, die Grippe-Impfempfehlung für alle Menschen ab dem Alter von sechs Monaten auszuweiten.
Seit 2022 dürfen auch alle Apotheken in Deutschland gegen Grippe und gegen Corona impfen, viele bieten dies auch an. Nach Angaben der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) hat die Zahl der durchgeführten Grippe-Impfungen in Apotheken deutlich zugenommen.
So wurden dort im vergangenen Jahr rund 92.000 Impfungen gegen Influenza gegeben. In diesem Jahr waren es von Januar bis November hingegen bereits rund 149.500. Die Bundesvereinigung ABDA geht zudem davon aus, dass dieser positive Impftrend in den Apotheken weiter zunehmen werde. «Wir erreichen gerade bei diesen Infektionen wie Grippe und Corona in den Apotheken viele Menschen, die sonst gar keine Zeit hätten, zum Arzt zu gehen», erklärte ABDA-Präsident Thomas Preis.
Es sei noch nicht zu spät, sich gegen Grippe impfen zu lassen. Die volle Wirkung der Impfung trete nach zwei Wochen ein, aber man habe auch schon direkt nach der Impfung einen Sofortschutz. Sie schütze vor schweren Verläufen. «Aber insbesondere auch die Mitmenschen, die nicht so eine gute Abwehrlage haben, sind indirekt auch besser geschützt.»
Wirkt die Impfung auch gegen die neue Variante?
Die Influenza-Varianten wurden nach Angaben des RKI auf ihre Passgenauigkeit mit den aktuellen Impfstammantiseren hin untersucht. Die Ergebnisse bei den Viren der A(H3N2)-Subklade K könnten darauf hindeuten, dass bei ihnen in dieser Saison der Schutz vor einer Infektion nach der Grippeschutzimpfung etwas verkürzt sein könnte, «vor allem bei jüngeren Personen, die noch nicht so viele Antigenkontakte hatten». Es werde allerdings erwartet, dass der Grippe-Impfstoff weiterhin Schutz vor schweren Erkrankungen biete.
Was sind typische Grippesymptome?
Eine Grippe beginnt nach Auskunft des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) bei manchen etwa plötzlich mit Fieber oder einem deutlichen Krankheitsgefühl. Auch trockener Reizhusten und ungewöhnlich starke Erschöpfung seien charakteristisch. Zusätzlich sind Schweißausbrüche und Halsschmerzen möglich. Eine Grippe kann aber auch weniger typisch und ohne Fieber verlaufen.
Wie gefährlich kann Influenza sein?
Dabei kann eine Grippe unterschiedlich schwer sein. Laut BIÖG ist etwa die Lungenentzündung eine gefürchtete Komplikation der Grippe, die häufig im Krankenhaus behandelt werden muss und mitunter lebensbedrohlich verlaufen kann.
Influenza sei kein harmloser Schnupfen, «sondern Influenza ist eine wirklich ernstzunehmende und auch zum Teil wirklich ganz, ganz dramatisch verlaufende Erkrankung», sagte Divi-Präsident Florian Hoffmann. Von Januar bis Mai diesen Jahres waren nach Divi-Angaben rund 135.000 Menschen wegen Influenza im Krankenhaus, davon 30.000 Kinder.
Viele Viruserkrankungen können Probleme wie Herzmuskelentzündungen, Erschöpfungszustände, Depressionen oder Nervenschäden verursachen. Nach einer Grippe können etwa langanhaltende gesundheitliche Probleme ähnlich denen bei Long Covid auftreten.
Wie verhalte ich mich, wenn ich krank bin?
Wer eine Grippe hat, sollte nach Möglichkeit bis zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden zu Hause bleiben, empfiehlt das BIÖG. Direkter Kontakt zu anderen Menschen sollte, wenn möglich, vermieden werden - vor allem zu Menschen, die ein erhöhtes Risiko für schwere Krankheitsverläufe haben. Dazu zählen zum Beispiel Säuglinge, Ältere, Menschen mit Vorerkrankung oder Immunschwäche sowie Schwangere.
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