Grillunfälle mit Spiritus

Über 4.000 Mal im Jahr enden Grillfeiern im Desaster. Häufig verantwortlich dafür: der Einsatz von Spiritus und anderen Brandbeschleunigern. Dann stehen plötzlich versicherungstechnische Fragen im Mittelpunkt.

Soziologische Studien der Universität Freiburg bestätigen, was eigentlich jeder aus der Praxis kennt: Grillen ist hauptsächlich Männersache. Der Mann wird zum Grillmeister stilisiert. Ihm obliegt die aktive Rolle des Fleisch-Zubereitens. Frauen sind zuständig für Accessoires und Geschirr. So ist es auch anzunehmen, dass für die 4.000 Grillunfälle, die es in Deutschland jedes Jahr gibt, hauptsächlich Männer verantwortlich sind.

Eine der häufigsten Ursachen für Grillunfälle ist die Ungeduld der Beteiligten. Anstatt die Grillkohle langsam zum Glühen zu bringen, greifen viele zu Brandbeschleunigern. Beispielsweise zu Spiritus. Schwere Brandverletzungen oder Sachschäden an Haus und Hof sind dann häufig die Folgen.

Grundsätzlich gilt: Hände weg von Brandbeschleunigern

Für die Folgen derartiger Torheiten haftet nicht nur derjenige, der den Brandbeschleuniger ins Feuer gießt. Wer als Grillbeteiligter die Verwendung von Spiritus nicht verhindert, haftet ebenfalls. Das geht aus einem Urteil des OLG Hamm hervor.

Im konkreten Fall hatte eine Gruppe von Jugendlichen sich entschieden, die mäßig glühenden Kohle durch den Einsatz von Spiritus richtig heiß zu machen. Einer spritzte Spiritus ins Feuer, es kam zu einer großen Stichflamme. Aus lauter Schreck ließ der Spiritus-Freund die Flasche fallen und spritzte versehentlich einen der Umstehenden an, dessen Kleidung sich entzündete. Der Angespritzte erlitt schwere Brandverletzungen.

Auch Passiv-Griller müssen gegen Einsatz von Spiritus vorgehen

Verantwortlich für den Unfall ist nicht nur derjenige, der den Spiritus ins Feuer geschüttet hat, urteilte das OLG Hamm. Auch die anderen Griller treffe ein Mitverschulden. Deshalb müssen auch die Haftpflichtversicherungen der anderen Beteiligten anteilig für die Behandlungskosten in Höhe von knapp 28.000 Euro aufkommen. Jeder von den jugendlichen Grillfreunden wäre verpflichtet gewesen, gegen den Einsatz von Spiritus vorzugehen. (OLG Hamm, Urteil vom 21.4.2009, 9 U 129/08).

Versicherungsschutz bei Betriebs-Grillen

Wenn Betriebe Grillfeste veranstalten, stellt sich ebenfalls die Frage nach der versicherungsrechtlichen Beurteilung. Dabei gilt: Lädt ein Arbeitgeber seine Mitarbeiter zu einem Grillfest ein, handelt es sich um eine betriebliche Gemeinschaftsveranstaltung. Kommt es hier zu Unfällen, springt die gesetzliche Unfallversicherung ein, hat das LSozG Rheinland-Pfalz entschieden (L 7 U 9/99).