Verstecktes Innovationspotenzial in Workarounds

Die Forschungsfrage des Autorenteams lautet: Warum und wann weichen Beschäftigte unentdeckt von Standard­prozessen ab? Auf Basis einer Befragung mit 150 Beschäftigten werden Faktorenbündel beziehungsweise Kausalpfade ermittelt, die das Auftreten von Workarounds erklären. Da Workarounds häufig dann entstehen, wenn engagierte und kompetente Beschäftigte die Unternehmenskultur als innovationshemmend wahrnehmen, sollten Unternehmen sich in die Lage versetzen, Workarounds systematisch zu erkennen und aktiv zu steuern.

Eine Monteurin weiß aus Erfahrung, dass die eigentlich vorgesehene Schraube den Belastungen nicht standhalten wird, und ersetzt sie eigenständig durch eine stabilere Variante. Das ist ein klassisches Beispiel für sogenannte Workarounds: zielgerichtete, von Beschäftigten ini­tiierte, aber informelle Lösungen zur Überwindung organisatorischer Hindernisse bei der täglichen Arbeit (Bartelheimer et al., 2023). Salopp formuliert: Wenn Plan A scheitert und Plan B nicht existiert, improvisieren Beschäftigte. 

Workarounds sind aus Unternehmenssicht ambivalent. Der eigenmächtige Austausch einer Schraube kann dazu beitragen, Reklamationen zu reduzieren, die Produktqualität zu verbessern und die Kundenzufriedenheit zu erhöhen. So stecken in Workarounds unbeachtete Innovationspotenziale. Andererseits können Workarounds Risiken bergen, wenn der Austausch der Schraube zum Beispiel ein sicherheitsrelevantes Problem verursacht, das es zu vermeiden gilt. Auch aufgrund dieser Ambivalenz setzen Beschäftigt...

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Dies ist ein Beitrag aus der Zeitschrift PERSONALquarterly.
PERSONALquarterly 1/2026

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Schlagworte zum Thema:  Innovation, PERSONALquarterly