
Moral und Ethik sind zwei Komponenten guter Führung, argumentiert Linda A. Hill, Professorin für Betriebswirtschaftslehre an der Harvard University und Expertin für Leadership. Führungskräfte sollten deshalb ihrem moralischen Kompass folgen. Doch was, wenn sie ihn noch gar nicht gefunden haben?
Personalmagazin: Linda Hill, gute Führung zeichnet sich für Sie durch einen moralischen Kompass aus. Was meinen Sie damit?
Linda A. Hill: Führung beinhaltet Rechte und Privilegien, aber auch Aufgaben und Pflichten. Zu letzteren gehört, dass Führungskräfte sich der Auswirkungen ihres Handelns und ihrer Entscheidungen bewusst werden. Denn die reichen meist wesentlich weiter als das eigene Team: Sie betreffen Abteilungen, das Unternehmen und seine Stakeholder.
Personalmagazin: Das klingt banal. Sollte das denn nicht selbstverständlich sein?
Hill: Im Prinzip schon. Entscheidungen zu treffen, bedeutet Kompromisse zu schließen – und dazu ist es notwendig, die Perspektive aller davon Betroffenen einzunehmen. Dass das nicht immer der Fall ist, zeigt uns die Corona-Krise. Sie macht uns gerade sehr deutlich, wie sehr wir in einer Gesellschaft, ob auf regionaler, nationaler oder globaler Ebene, voneinander abhängig sind.
Personalmagazin: Unternehmen sind keine gemeinnützigen Einrichtungen.
Hill: Ich h...