
Strukturen und Arbeitsprozesse in Kliniken sind auf Hierarchie, Stabilität und Sicherheit ausgerichtet. Nicht zuletzt die Coronapandemie hat aber gezeigt, dass flexible und schnelle Prozesse mit eigenverantwortlichen Entscheidungen – sprich: agiler Arbeit – vonnöten sind. Wie es aussehen kann, wenn Kliniken agil werden, zeigt Pflegedirektor Michael Löhr vom LWL-Klinikum Gütersloh im Interview.
Personalmagazin: Herr Löhr, wenn ich an die Strukturen und Prozesse einer Klinik denke, sehe ich vor mir die "Götter in Weiß", die Kraft ihrer medizinischen Kompetenz die Entscheidungsmacht haben. Wie starr sind Kliniken tatsächlich aufgebaut?
Michael Löhr: Eine Klinik oder ein Krankenhaus orientiert sich in der Grundstruktur meist an den klassischen Stabslinien-Organisationsmodellen. Es gibt arbeitsteilige Säulen zu Pflege, Medizin und Verwaltung. In jeder Stabslinie gibt es eine Direktion, Abteilungsleitung sowie Stationsleitung und dazwischen Stabsfunktionen. Am Vokabular sieht man schon, wie die Kommunikationswege aufgebaut sind: Der Begriff "Stabsorganisation" ist dem Militär entliehen; es geht um Befehls- und Entscheidungsketten. Die einzelnen Stabslinien bezeichne ich immer als "Firewalls". Sie filtern die Kommunikation und machen direkte Kommunikation fast unmöglich – erst recht über Silogrenzen hinweg. Wir sprechen also von sehr verkrusteten Strukturen, die teilweise auf weit ü...