PMK im September: ein fragwürdiges Signal
Bis mindestens 31. August 2020 bleiben Großveranstaltungen in Deutschland untersagt. Darauf einigten sich Bund und Länder bereits vor Tagen. Die Maßnahme zur Eindämmung der Corona-Pandemie trifft auch den Personalmanagementkongress (PMK) des Bundesverbands der Personalmanager (BPM), der für den 22. und 23. Juni geplant war. Nun gab der Verband bekannt, die Veranstaltung auf den 14. und 15. September zu verschieben. Zu diesem Schritt hätten sich die Ausrichter, der BPM sowie die Quadriga Media GmbH angesichts der anhaltenden Covid-19-Krise entschlossen, war der Pressemitteilung zu entnehmen.
Eine Präsenzveranstaltung erhöht die Ansteckungswahrscheinlichkeit
Die Entscheidung wirkt im besten Falle optimistisch, im schlechtesten riskant. Noch am Donnerstag warnte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in ihrer Regierungserklärung, sich auf dem "Zwischenerfolg" im Kampf gegen die Pandemie auszuruhen. "Die Situation sei trügerisch", Deutschland noch nicht über dem Berg. Dass dies im September, nur zwei Wochen nach Ablauf des bisher gültigen Veranstaltungsverbotes, der Fall sein wird, daran zweifeln Wissenschaft und Politik gleichermaßen. Denn wirklich Hoffnung verspricht in diesen Tagen nur ein flächendeckend verfügbarer Impfstoff. Und wann dieser kommt, ist derzeit noch ungewiss.
Das bedeutet auch: Die Ansteckungsgefahr bleibt. Und Veranstaltungen, ob nun mit 150 oder 1.500 Teilnehmern (so viele besuchten den letztjährigen PMK) erhöhen die Kontakt- und damit auch die Ansteckungswahrscheinlichkeit. Warum angesichts dieser Risikolage eine Präsenzveranstaltung durchgeführt werden soll, ist unverständlich. Sicherlich, das Bedürfnis nach Wissens-, Informations- und Erfahrungsaustausch in der Personalszene ist groß. Denn ein Großteil der Krisenbewältigung in Unternehmen lastet derzeit auf HR. Gleichzeitig zwingt das Coronavirus uns persönliche Kontakte einzuschränken. Solidarität bedeutet in diesen Tagen Verzicht.
Austausch wäre auch virtuell möglich
Warum also nicht auf den PMK verzichten? Schließlich ist Austausch auch virtuell möglich. Der BPM unter Führung von Präsidentin Inga Dransfeld-Haase macht es selbst vor und bietet bereits seit März Online-Formate, die sich mit spezifischen Fragestellungen der Krise beschäftigen. Eine Präsenzveranstaltung hingegen ist das falsche Signal. Zwar arbeitet der Verband an einem Konzept, das beispielweise strenge Hygienemaßnehmen beinhalten sowie künftige Entwicklungen berücksichtigen soll. Die Frage, ob eine Absage nicht konsequenter und folgerichtiger wäre, muss er sich dennoch gefallen lassen.
PMK: Verschieben versus Vorbild sein
Mit seiner Verschiebung ist der Verband nicht allein. Auch Messeveranstalter setzen auf neue Termine im Herbst, möglicherweise in der Hoffnung, dass ein zwischenzeitliches Verbot aus der Politik ihnen eine freiwillige Absage erspart – und sie somit drohenden Regressforderungen der Aussteller entgehen. Das mag unsolidarisch sein, wirtschaftlich ist es zumindest nachvollziehbar. Anders verhält es sich bei einem Verband. Dieser sollte vorangehen, seinem Führungsanspruch und seiner Vorbildfunktion in der HR-Szene gerecht werden. Eine Absage des PMK 2020 wäre folglich die bessere Entscheidung.
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