Weiterbildung gilt als entscheidend für den Unternehmenserfolg
Kontinuierliches Lernen ist für einen Großteil der Beschäftigten essenziell – das zeigt die Weiterbildungsstudie 2025 von Bitkom und HR Pepper. Für die Studie hat Bitkom Research im Auftrag der Bitkom Akademie und der Unternehmensberatung HR Pepper im Mai 2025 eine Umfrage unter 1.057 Berufstätigen in Deutschland durchgeführt, darunter 917 Arbeitnehmende.
Weiterbildung als Schlüsselfaktor für den Geschäftserfolg
Laut der Studie sagen 86 Prozent der Beschäftigten, dass Weiterbildung für sie fester Bestandteil des Arbeitsalltags ist. Für 78 Prozent ist regelmäßiges Lernen entscheidend für ihre persönliche Entwicklung und 74 Prozent denken, dass eine gezielte Weiterbildung der Belegschaft ein Schlüsselfaktor für den Geschäftserfolg ihres Unternehmens ist. Gleichzeitig sehen viele Berufstätige Weiterbildung sogar als Sicherheitsfaktor: 61 Prozent fühlen sich dadurch besser vor Arbeitsplatzverlust geschützt. Doch zwischen dem Anspruch der Beschäftigten und der Realität in den Unternehmen klafft eine Lücke.
Strategische Ansätze und Budgets für Weiterbildung fehlen
Berufstätige sind demnach äußerst motiviert, sich weiterzubilden. 49 Prozent der Befragten sind bereit, sich im Gegenzug für die Teilnahme an einer größeren Weiterbildung vertraglich zu binden und 71 Prozent würden sogar einen Teil ihres Gehalts oder ihrer Freizeit dafür einsetzen. Investitionen in Weiterbildung könnten Unternehmen vermutlich auf lange Sicht Geld sparen: Immerhin 23 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass sie durch eine Weiterbildung im Unternehmen Aufgaben übernehmen konnten, für die man sonst jemanden hätte einstellen müssen.
Allerdings nutzen Unternehmen diese Potenziale bislang nicht konsequent. Nur 56 Prozent der Beschäftigten erleben, dass ihr Arbeitgeber Weiterbildung gezielt einsetzt, um Kompetenzlücken zu schließen und so dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Und nur knapp jede zweite befragte Person (49 Prozent) erkennt im eigenen Unternehmen eine klare Weiterbildungsstrategie.
Hinzu kommt eine paradoxe Entwicklung: Während die Zahl der besuchten Weiterbildungen steigt – dieses Jahr waren es mit durchschnittlich sechs Weiterbildungen pro Person eine mehr als im Vorjahr –, sinkt das Budget, das Berufstätigen jährlich zur Verfügung steht. 2024 waren es noch durchschnittlich 1.100 Euro, dieses Jahr nur noch 860 Euro. "Beschäftigte haben erkannt, wie wichtig Weiterbildung für den Unternehmenserfolg ist", betont Anja Olsok, Geschäftsführerin der Bitkom Servicegesellschaft, "jetzt müssen Unternehmen konsequent handeln. Wer langfristig wettbewerbsfähig bleiben will, muss Weiterbildung gezielt in die Unternehmensstrategie integrieren."
Eigenständiges Lernen mit KI
Viele Berufstätige werden inzwischen selbst aktiv, um ihre Skills auszubauen – zum Beispiel mit KI-Anwendungen wie ChatGPT und Copilot. 85 Prozent der Befragten haben bereits KI genutzt, um konkret etwas über ein neues Thema oder für eine neue Aufgabe zu lernen. Die Erfahrungen sind überwiegend positiv: 57 Prozent hat das Lernen mit KI Spaß gemacht, ebenso viele gaben an, dass sie sich dadurch schnell neues Wissen aneignen konnten. Doch Vertrauen ist hierbei noch ein Knackpunkt: 44 Prozent waren sich unsicher, ob die Antworten der KI korrekt waren, und mehr als die Hälfte musste zusätzliche Quellen heranziehen.
Die meisten Berufstätigen sehen KI eher als wertvolle Ergänzung, nicht als Ersatz für klassische Weiterbildung. So bevorzugen 84 Prozent weiterhin menschliche Expertinnen und Experten gegenüber automatisierten Systemen, und nur 22 Prozent glauben, dass KI menschliche Dozentinnen und Trainer jemals vollständig ersetzen wird. Doch zumindest in der Auswahl der richtigen Weiterbildung können entsprechende Tools nützlich sein: Immerhin 43 Prozent würden sich von einer KI zu ihrer beruflichen Weiterentwicklung beraten lassen. Auch KI-gestützte Trainings finden durchaus Anklang: 47 Prozent der Befragten haben diese bereits genutzt und würden das wieder tun, 14 Prozent haben damit zwar noch keine Erfahrung, sind aber interessiert.
Die Zukunft des Lernens liegt also in einem Zusammenspiel von Mensch und Maschine: KI ermöglicht selbstgesteuertes Lernen und kann Lernprozesse beschleunigen und individualisieren, aber nur im Tandem mit menschlicher Expertise entsteht nachhaltiger Mehrwert. 86 Prozent der Befragten ist es wichtig, im Arbeitsalltag durch den Austausch mit anderen, zum Beispiel Teammitgliedern, zu lernen. 61 Prozent sehen den Zugang zu Expertenwissen als zentralen Vorteil einer formellen Weiterbildung im Vergleich zum Lernen durch praktische Erfahrungen am Arbeitsplatz oder Selbststudium. Auch neue Inspiration und Netzwerkbildung sind laut der Studie Gründe, aus denen Berufstätige an Seminaren oder Lehrgängen teilnehmen möchten.
Weiterbildung: Unternehmen müssen handeln
Jan Bühren, Senior Consultant bei HR Pepper, erkennt die Vorteile für Unternehmen, die in die Lernoptionen investieren: "Gezielte Weiterbildung stärkt nicht nur die Kompetenzen von Mitarbeitenden – sie wirkt direkt auf die Wertschöpfung. Unternehmen, die Weiterentwicklung strategisch verankern, erhöhen ihre Resilienz und sichern sich langfristige Wettbewerbsfähigkeit." Die Ergebnisse der Studie sprechen für sich: Weiterbildungen können hohe Recruiting-Kosten sparen – nicht nur, indem sie die eigenen Mitarbeitenden für neue Aufgaben qualifiziert, sondern auch, weil sie deren Bindung an den Arbeitgeber fördern. Jetzt liegt es an den Unternehmen, sich um eine durchdachte Strategie zu kümmern und ausreichende Budgets zur Verfügung zu stellen.
Podcast-Tipp: Sie möchten noch mehr über die Studienergebnisse und deren Konsequenzen erfahren? Dann empfehlen wir Ihnen den Podcast neues lernen mit Gast Jan Bühren (Senior Consultant HRpepper), der am 30. September 2025 erscheinen wird (Folge 64). |
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