L&D Monitor: Mitarbeitende erhalten zu wenig Weiterbildung

Weiterbildung steht klar im Fokus der Unternehmen – einerseits, um den Shift zu den Future Skills zu bewältigen und andererseits, weil die Angebote den Arbeitgeber attraktiver machen. Das bestätigt eine neue Umfrage von Studytube. Allerdings zeigen die Ergebnisse auch, dass die Personalentwicklung den Anforderungen der Mitarbeitenden dabei nicht gerecht wird.

"Wenn wir nicht in Weiterbildung und berufliche Weiterentwicklung investieren, dann können wir die benötigten Talente nicht für uns gewinnen und an uns binden." Dieser Aussage stimmen ganze 73 Prozent der befragten HR-Verantwortlichen zu. Und immerhin geben auch 44 Prozent der HR-Verantwortlichen an, dass in ihren Unternehmen Mitarbeitenden ein Tag pro Monat für Weiterbildung zur Verfügung steht. Das reicht aber noch nicht aus: 43 Prozent der HR-Verantwortlichen finden, dass in ihrem Betrieb zu wenig Zeit in Schulung und Entwicklung investiert werde.

Der Personalentwicklung fehlt die Strategie

Eine Ursache dafür könnten die Defizite sein, die sich laut der Umfrage in der L&D-Strategie zeigen: Jedes fünfte Unternehmen kommt nach Angaben der HR-Verantwortlichen ohne klare Strategie aus. Zudem ist die Verbindung von L&D-Strategie und Businesszielen schwach. In nur 28 Prozent der Unternehmen sind die Weiterbildungsziele eindeutig an die Unternehmensziele gebunden. Nur 54 Prozent der Führungskräfte und 40 Prozent der Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung verfügen über konkrete Lern- und Entwicklungsziele.

Versickernde Weiterbildungsbudgets

Neben diesem strategischen Defizit ergibt die Analyse von Studytube auch ein Umsetzungsproblem: 92 Prozent der HR-Verantwortlichen geben zwar an, dass es in ihrem Unternehmen ein L&D-Budget gibt. Aber nur 62 Prozent der Mitarbeitenden wissen davon. Mitarbeitende ohne Führungsverantwortung befinden sich offenbar im toten Winkel der Personalentwicklung, wenn man die Information über die Angebote und die tatsächlich absolvierten Weiterbildungen betrachtet: 59 Prozent der Führungskräfte werden mindestens einmal im Quartal auf das Thema "Learning & Development" aufmerksam gemacht.

Bei den Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung sind es nur 29 Prozent. Führungskräfte haben im zurückliegenden Jahr im Durchschnitt 2,5-mal an kurzen Lehrgängen oder Kursen teilgenommen, Mitarbeitende 1,9-mal. Führungskräfte nehmen im Schnitt an einem längeren Ausbildungsgang pro Jahr teil, bei den Mitarbeitenden ist das im Durchschnitt 0,2 (=alle fünf Jahre einer). Coaching kommt mehr als dreimal so häufig bei Führungskräften als bei Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung vor.

L&D zwischen traditionellem Selbstverständnis und aktuellen Zielen

Die Studienautoren bezeichnen darum die Mitarbeitende ohne Führungsverantwortung als "Stiefkinder der L&D-Verantwortlichen". Im Fokus stehen eindeutig die Führungskräfte. "Im Kontext des strategischen Ziels von L&D, Mitarbeitende zu gewinnen und zu binden, könnte sich das traditionelle Selbstverständnis rächen, demzufolge sich die entsprechenden Verantwortlichen hauptsächlich als Berater und Partner für Führungskräfte verstehen", so die Analyse von Studytube.

Über den Learning & Development Monitor von Studytube

Seit 2020 untersucht Studytube mit dem Learning & Development Monitor in den Niederlanden aktuelle Trends und Schwerpunktthemen beim beruflichen Lernen und in der beruflichen Weiterentwicklung. 2023 erscheint zum ersten Mal eine deutsche Version. Für die Deutschland-Ausgabe hat das Marktforschungsinstitut Bilendi 693 HR-Verantwortliche (L&D-Manager und andere), 452 Führungskräfte sowie 905 Mitarbeitende aus Organisationen mit über 200 Mitarbeitenden online befragt.


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Schlagworte zum Thema:  Personalentwicklung, Weiterbildung