Lernen ist das neue Arbeiten

Die Babyboomer gehen in Rente und gleichzeitig wird die Arbeitswelt immer komplexer, vernetzter und schnellebiger. Um mitzuhalten, müssen Mitarbeitende sich ständig weiterbilden. Fünf Tipps, wie das gelingt, lesen Sie hier.

Nicht nur für den sogenannten "intergenerativen Wissenstransfer" ist Austausch wichtig. Lernen – voneinander und miteinander – ist heute für jede Organisation Teil der Arbeit selbst. Die Welt verändert sich nämlich zu schnell und fordert eine ständige individuelle Weiterentwicklung. Für Unternehmen und ihre Mitarbeitenden bedeutet dies, sich ständig weiterzubilden und neuen Herausforderungen zu stellen.

Gute Austauschkultur als Wettbewerbsvorteil

Doch Lernen ist nicht mehr nur eine Notwendigkeit, sondern auch ein Teil der Arbeit selbst geworden. Produkte entstehen heute an der Schnittstelle zwischen verschiedenen Disziplinen und brauchen deswegen diverse Perspektiven – von der Produktplanung bis hin zur Vermarktung. Austausch an dieser Stelle steigert direkt Produktivität und Innovationskraft und sichert zugleich die Arbeitsqualität und Motivation der Mitarbeitenden.

In der Vuka-Welt ist eine gute Austauschkultur also zum Wettbewerbsvorteil geworden. Doch in vielen Unternehmen ist sie ein Wunsch und keine Realität. Dabei geht es um weit mehr als darum, Begegnungen zu ermöglichen – es handelt sich um einen Kulturwandel. Dieser erfordert eine langfristige Strategie, die sowohl von der obersten Führungsebene unterstützt wird, als auch "Graswurzel"-Initiativen ermöglicht.

Hier sind fünf Tipps, um den Kulturwandel herbeizuführen:

Tipp 1: Vernetzung nach Skills und Interessen fördern 

Zusammenkommen ist die Grundvoraussetzung für den Austausch. Denn nur wenn wir uns begegnen, können wir voneinander lernen. Heute geht das natürlich auch indirekt über Dokumente, Social Media, oder indem man zufällig miteinander agiert. Gerade im Job wird kontinuierliches Lernen vorausgesetzt. Um das gezielte Suchen und Finden von Expertise schnell und effizient zu ermöglichen, sind neue Strukturen nötig.

Ein Skill-basiertes Mitarbeiterverzeichnis ist ein erster Schritt, um bei schwierigen Aufgaben Unterstützung zu finden. Dabei sollte man spezifische Fähigkeiten und Erfahrungen für die aktuelle Position oder darüber hinaus zusätzliche Skills freiwillig eintragen können. Wenn Kolleginnen und Kollegen oder Vorgesetzte nicht verfügbar sind oder nicht das erforderliche Fachwissen haben, kann das Mitarbeiterverzeichnis genutzt werden, um Kolleginnen und Kollegen mit den benötigten Fähigkeiten oder die passenden Experten zu finden. Diese organische Zusammenarbeit benötigt keine Anleitung durch Managerinnen oder Manager und ist auch nützlich in Szenarien wie der Suche nach einem Workshop-Partner, neutralem Feedback oder Teilnehmerinnen und Teilnehmern für eine Befragung.

Tipp 2: Freiwilliges Skill Sharing ermöglichen

Skill Sharing punktet mit dem Motto "Keiner kann alles, aber jeder kann etwas". Viele Unternehmen scheinen diese einfache Wahrheit vergessen zu haben. Während gesunder Wettbewerb von Nutzen ist, zeigen zahlreiche neue Untersuchungen, dass Zusammenarbeit bessere Ergebnisse in Bezug auf die Produktivität liefert. Ein Skill-Sharing-Programm ermöglicht es Mitarbeitenden, sich basierend auf Interessen und Fähigkeiten automatisch vernetzen zu lassen.

Beim Umsetzen eines Skill-Sharing-Programms geht es nicht nur darum, die richtigen Beschäftigten zusammenzubringen, sondern auch um eine ganzheitliche Begleitung des Austauschs, um gemeinsame Ziele, Zusammenarbeit und Feedback zu fördern. Durch ein solches Programm können besonders neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auch das persönliche Netzwerk im Unternehmen ausbauen und so ihr Zugehörigkeitsgefühl stärken.

Tipp 3: Austausch-Rituale initiieren

Es gibt einen guten Grund, warum Rituale seit Jahrhunderten ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Zivilisation sind. Soziale Rituale sorgen für emotionalen Trost, stärken den Gruppenzusammenhalt und vermitteln Kultur. Bei Arbeitsritualen ist das nicht anders. Sie können alltäglichen Aufgaben eine besondere Bedeutung verleihen und die Einheit fördern. Eine aktuelle Studie zeigt, wie sich regelmäßige Gruppenaktivitäten – zum Beispiel  das Abfeuern einer Spielzeugpistole zum erfolgreichen Abschluss eines Projekts – auf die Wahrnehmung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinsichtlich der Bedeutung ihrer Arbeit auswirken. Es stellte sich heraus, dass die Teilnahme an Gruppenritualen zu einer Steigerung der Zufriedenheit mit der Arbeit um 16 Prozent führte.

Einige Unternehmen profitieren möglicherweise bereits von Austausch-Ritualen, ohne es zu wissen. Beispielsweise ist es nicht ungewöhnlich, dass Kolleginnen und Kollegen an einem bestimmten Wochentag gemeinsam zu Mittag essen oder freitags sogenannte "Brown Bag Sessions" organisieren. Solche Routinen vereinen die Mitarbeitenden und machen die Arbeit angenehmer, während sie Wissen in Fluss bringen. Der Schlüssel dabei ist die Regelmäßigkeit und der zeitliche Rahmen, der eine Teilnahme für alle möglich macht.

Tipp 4: Mentoring als Schweizer Taschenmesser der Unternehmenskultur

Mentoring ist eine großartige Möglichkeit für die Entwicklung einer guten Austauschkultur. Als "Schweizer Taschenmesser für die Unternehmenskultur" löst es eine Vielzahl hochaktueller Themen. Mitarbeitende mit unterschiedlichem Hintergrund finden Zugang und bekommen das Gefühl, jemanden zu haben, zu dem sie aufschauen und von dem sie lernen können. Gleichzeitig bietet es erfahrenen Expertinnen und Experten aus dem Unternehmen eine Chance, ihr Wissen zu teilen, ihre Kommunikationskompetenz zu trainieren und sich zu vernetzen. Leider machen klassische Mentoring-Programme viel Arbeit und bleiben in den meisten Unternehmen deswegen ein exklusives Angebot für einige wenige Mitarbeitende. Dank neuer Technologien und KI-gestütztem Matching muss Mentoring aber längst nicht mehr aufwendig sein und kann mit Peer Mentoring einfach und kostengünstig auf die gesamte Belegschaft angepasst werden.

Tipp 5: DEI-Schulungen anbieten

Eine Möglichkeit, um für mehr Austausch zu sorgen, besteht darin, Barrieren für den Austausch zu beseitigen. Das geht unter anderem mit Schulungen zum Thema Diversität, Gerechtigkeit und Inklusion (DEI). Schulungen sind allerdings nur der erste Schritt und ihre Wirkung ist nicht immer nachhaltig.

Um dauerhafte Veränderungen herbeizuführen, muss Inklusivität in die alltägliche Interaktion in der Organisation integriert werden, angefangen bei der verwendeten Sprache. Doch Sprache ist nur die sichtbarste Ebene, die inklusiver werden kann. Bei der Gestaltung von Mentoring-Programmen, Ritualen und technologischen Angeboten muss insgesamt auf Chancengleichheit und Neutralität geachtet werden.

Egal wie Sie Ihre Austauschkultur ankurbeln, in der heutigen Realität muss diese auch digital und remote erlebbar sein. Denn heute sitzen Teams meist verteilt, arbeiten flexibel und ihr Angebot erreicht sie über das Display eines mobilen Geräts. Technologie ist hier kein notwendiges Übel, sondern Enabler für Vielfalt und Inklusion. Algorithmen sind diszipliniert und können alle gleich behandeln. Dazu bieten sie die Chance für die optimale Unterstützung der individuellen Lernreise.


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