Betriebliche Weiterbildung: Status quo in Coronakrise

Verschiedene Umfragen hatten 2020 das Thema "Weiterbildung in der Coronakrise". Meist zeigte sich, dass die Unternehmen mehr digitale Angebote bei knappen Budgets gefördert haben. Außerdem haben einige Kompetenzen an Bedeutung gewonnen. 2021 müssen Unternehmen ihre Weiterbildungsprogramme nun gezielt dazu aufstellen.

"Entscheidend ist, wo das Thema Weiterbildung auf der Agenda des Vorstands steht." Das ist laut Ana-Cristina Grohnert, Vorstandsvorsitzende der Charta der Vielfalt, der Dreh- und Angelpunkt, um die betriebliche Weiterbildung im kommenden Jahr und darüber hinaus (wieder) zielgerichtet aufzustellen – trotz Coronapandemie.

Weiterbildung bleibt Vorstandsthema

Eine Umfrage von McKinsey zeigt, dass diese Forderung in vielen Unternehmen offenbar erfüllt ist: Fort- und Weiterbildung steht bei 84 Prozent der gut 550 befragten Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitenden weiterhin auf der Vorstandsagenda. Doch die Befragung aus dem August 2020 belegt auch, dass einige Unternehmen trotzdem erst einmal gespart haben: Das Budget für Qualifizierungsmaßnahmen sank während der Pandemie bei 21 Prozent der Befragten; bei 49 Prozent stagnierte es.

Auch in einer Umfrage von Degreed geben 46 Prozent der gut 5.000 befragten Beschäftigten aus acht Ländern an, dass ihr Unternehmen die Investitionen in "Learning and Development" in den vergangenen sechs Monaten reduziert hat. Von den Befragten in Deutschland geben dies 41 Prozent an.

Budget und Angebot von Weiterbildungen gekürzt

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat ähnliche Daten parat: Laut der IAB-Befragung "Betriebe in der Covid-19-Krise" hat zwar gut die Hälfte aller Betriebe in Deutschland seit Beginn der Krise Weiterbildungsmaßnahmen für ihre Beschäftigten gefördert oder entsprechende Aktivitäten geplant. Sechs von zehn dieser Betriebe haben jedoch anschließend bereits begonnene oder geplante Weiterbildungen aufgrund der Covid-19-Pandemie wieder abgesagt.

Hauptgrund für die Absage von Weiterbildungsmaßnahmen waren die geltenden Kontaktbeschränkungen. 96 Prozent von 736 befragten Betrieben, die die Angebote absagten, gaben dies an. Weiterhin standen bei 39 Prozent die Lehrkräfte nicht zur Verfügung und bei 23 Prozent konnten oder wollten die Beschäftigten nicht teilnehmen. Außerdem sorgten zu geringe zeitliche Kapazitäten (18 Prozent) und zu hohe Kosten (15 Prozent) für die Absagen. Unklarheiten zur Fortführung der Geschäftstätigkeit (28 Prozent) und zur Notwendigkeit der Qualifizierung (neun Prozent) bildeten weitere Gründe.

Digitale Formate auf dem Vormarsch: Unternehmen setzen auf E-Learning

Gleichzeitig setzten die Unternehmen vermehrt auf E-Learning, wie die IAB-Befragung weiter zeigt. So führten zwei Drittel der Betriebe ihre Weiterbildungen auch virtuell durch. Ein knappes Drittel setzte auf telefonische Angebote oder den Versand von Schulungsunterlagen. 35 Prozent der Betriebe, die E-Learning in der Krise nutzten, führten dieses während der Krise zum ersten Mal ein, 44 Prozent bauten die vorhandenen Möglichkeiten aus, 20 Prozent behielten das Niveau bei.

Den Trend zur Digitalisierung der Weiterbildung belegt auch die McKinsey-Umfrage: Vor Beginn der Pandemie wurden nur 35 Prozent aller Qualifizierungsmaßnahmen digital angeboten. Inzwischen sind es 54 Prozent.

Kompetenzen der Zukunft: Schlüsselqualifikationen verändern sich

So wie sich die Art der Weiterbildung ins Digitale verlagert, verschieben sich auch die Zukunftskompetenzen der Beschäftigten. Beispielsweise ist der Anteil an Weiterbildungen im Bereich der digitalen Schlüsselqualifikationen laut McKinsey-Umfrage seit März 2020 um 75 Prozent gestiegen.

Laut Degreed-Umfrage glaubt fast die Hälfte der Befragten aus acht Ländern, dass ihre derzeitigen Kenntnisse in spätestens fünf Jahren veraltet sind. In Deutschland glauben dies sogar 56 Prozent. Und 60 Prozent der befragten Arbeitskräfte sind der Meinung, dass die Pandemie den Erwerb neuer Skills erforderlich gemacht hat.

"Future Skills": Wichtige Fähigkeiten in der Digitalisierung

Welche Kompetenzen werden nun wichtiger? Darauf hat McKinsey zusammen mit dem Stifterverband der deutschen Wirtschaft in Vorgängerstudien eine Antwort geliefert. Danach sind es vor allem 18 Skills in drei Kategorien, die nun nochmal an Bedeutung für die künftige, strategische Personalentwicklung gewinnen:

Zur Kategorie "Technische Fähigkeiten" zählen:

  • Komplexe Datenanalyse
  • Smart Hardware-/Robotik-Entwicklung
  • Web-Entwicklung
  • Nutzerzentriertes Designen (UX)
  • Konzeption und Administration vernetzter Systeme
  • Blockchain-Technologie-Entwicklung
  • Tech-Translation.

Die Kategorie "Klassische Fähigkeiten" enthält:

  • Problemlösungsfähigkeit
  • Kreativität
  • Unternehmerisches Handeln und Eigeninitiative
  • Adaptionsfähigkeit
  • Durchhaltevermögen.

In der Kategorie "Digitale Grundfähigkeiten" sind dies:

  • Digital Literacy (beispielsweise der sorgsame Umgang mit digitalen persönlichen Daten)
  • Digitale Interaktion (eine Art digitaler Knigge für die Kommunikation)
  • Kollaboration (raum-, projekt- und kulturübergreifende Teamarbeit)
  • Agiles Arbeiten (den Kunden in den Fokus der Arbeit rücken)
  • Digital Learning (Digitale Information zu validem Wissen kuratieren)
  • Digital Ethics (digitales Handeln unter ethischen Aspekten betrachten).


Studienmaterial zum Download

Die genannten Daten des IAB beruhen auf der Befragung "Betriebe in der Covid-19-Krise", in der alle drei Wochen über 1.500 Betriebe zur aktuellen Situation befragt werden. Die Ergebnisse sind online abrufbar.

Die Ergebnisse der McKinsey-Umfrage wurden in einem Diskussionspapier unter dem Titel "Die Zukunft der Qualifizierung in Unternehmen nach Corona" veröffentlicht. Das Papier steht online zum Download bei Registrierung bereit. Darin enthalten sind auch Handlungsempfehlungen für die Qualifizierung in Unternehmen.

Die Degreed-Umfrage kann man herunterladen.


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