HR befindet sich inmitten einer Zeitenwende, die in ihrer Radikalität mit der industriellen Revolution verglichen werden kann. Die digitale Revolution, angetrieben von exponentiellen Fortschritten in der Künstlichen Intelligenz (KI), durchdringt jede Facette unserer Arbeitswelt mit einer Geschwindigkeit und Intensität, die traditionelle Anpassungsstrategien obsolet macht.
Think Tank Innovation als Impulsgeber
Die Thesen und Analysen für den folgenden Beitrag stammen aus dem Zukunft Peronal Think Tank Innovation, einem interdisziplinären Gremium, das von Gunnar Sohn, Marc Wagner, Prof. Dr. Stephan Fischer, Joachim Rotzinger, Katrin Thieme-Wagner, Margitta Eichelbaum und Prof. Dr. Rupert Felder gebildet wird. Der ZP Think Tank Innovation widmet sich dem zentralen Thema Innovation und beleuchtet die vielfältigen Dimensionen von Neuerungen im Personal- und HR-Bereich. Im Fokus stehen insbesondere die strukturellen und kulturellen Veränderungen, die durch die Entwicklung und Anwendung innovativer Ideen, Methoden und Techniken vorangetrieben werden.
HR: Paradigmenwechsel von historischer Tragweite
Studien wie der Future Skills Report 2024 zeigen, dass in naher Zukunft bis zu 70 Prozent der klassischen HR-Aufgaben durch KI automatisiert werden könnten – eine Entwicklung, die nicht nur Prozesse, sondern auch die Rolle von HR grundlegend verändern dürfte.
Die digitale Revolution, angetrieben von dem verstärkten Einsatz der künstlichen Intelligenz in allen erdenklichen Bereichen, kollidiert mit einer beispiellosen Gleichzeitigkeit globaler Krisen: geopolitische Konflikte, Klimawandel, demografische Herausforderungen und tiefgreifenden Verschiebungen in den Wertevorstellungen ganzer Generationen. Diese Kumulation erzeugt einen erheblichen Transformationsdruck, der die tradierte Vorstellung von Organisation, Führung und Personalmanagement nicht nur herausfordert, sondern in ihren Grundfesten erschüttert.
Damit HR die damit verbundene Neuausrichtung der Arbeitsstrukturen meistern kann, ist auf zwei Aspekte zu achten:
- Anerkennung des Paradigmenwechsels: HR-Verantwortliche müssen den Wandel als strategische Chance begreifen und sich aktiv mit den Auswirkungen von KI und Digitalisierung auseinandersetzen.
- Frühzeitige Einbindung in die digitale Agenda: HR sollte frühzeitig in die Entwicklung und Umsetzung digitaler Strategien eingebunden werden, um proaktiv auf neue Anforderungen zu reagieren.
KI und die HR-Funktion
Die Geschwindigkeit des Wandels ist wahrlich atemberaubend: Was früher Jahrzehnte dauerte, vollzieht sich heute in wenigen Jahren oder Monaten. Die GPT-Modelle von OpenAI erreichten in weniger als zwei Jahren enorme Nutzerzahlen, soziale Netzwerke beschleunigen diesen Effekt zusätzlich.
Die empirischen Belege für die allgegenwärtigen Transformationsprozesse sind ebenfalls überwältigend. McKinsey prognostiziert in ihrer Studie "The Economic Potential of Generative AI", dass bis 2030 mehr als 60 Prozent der traditionellen HR-Tätigkeiten von KI-Systemen übernommen werden. Die Studie basiert auf der systematischen Analyse aktueller technologischer Trends und deren Implementierungsgeschwindigkeit.
Wenn lineare Denkmodelle kollabieren
Die Komplexität der Herausforderungen potenziert sich weiter durch die Geschwindigkeit des Wandels. Laut der McKinsey Studie "The Future of Work" hat sich die Volatilität von Geschäftsumfeldern seit 2020 um 340 Prozent erhöht. Traditionelle Change-Management-Ansätze versagen systematisch. Während 87 Prozent der HR-Führungskräfte die Notwendigkeit kontinuierlicher Transformation erkennen, haben nur 28 Prozent eine strategische Roadmap entwickelt. Diese Kluft ist symptomatisch für die grundlegende Kategorienverwechslung: Der Versuch, komplexe, adaptive Systeme mit mechanistischen Methoden zu steuern.
Kompetenzen: Menschlichkeit als Wettbewerbsvorteil
Im Kompetenzbereich zeigt sich der Transformationsdruck besonders deutlich. Die Future Skills Studie von Kirchherr et al. identifiziert einen paradoxen Trend: Während 700.000 zusätzliche Tech-Experten bis 2025 benötigt werden, steigt gleichzeitig die Nachfrage nach genuin menschlichen Qualitäten wie Kreativität, Empathie und komplexer Problemlösung.
Die KI-Revolution scheint uns paradoxerweise menschlicher zu machen: Während Maschinen Routineaufgaben übernehmen, werden Menschen für kreative, ethische und sinnstiftende Aufgaben freigesetzt. Der OECD Skills Outlook 2023 bestätigt: Länder, die in digitale und menschliche Kompetenzen investieren, weisen eine um 24 Prozent höhere Innovationskraft auf.
Die Neuausrichtung der HR-Funktion
Die Zeitenwende ist bereits Realität. HR steht vor einer historischen Neuausrichtung, die Mut, Weitsicht und die Bereitschaft erfordert, alte Gewissheiten loszulassen. Die Zukunft gehört jenen, die sich aktiv an der Gestaltung neuer organisationaler Realitäten beteiligen – mit dem Menschen im Mittelpunkt.
Die Zukunft Personal Europe, die vom 9. bis 11. September 2025 in der Koelnmesse stattfindet, greift die zentralen Herausforderungen und Chancen der großen HR-Transformation auf. In Keynotes, Foren und Workshops erhalten HR-Verantwortliche Einblicke in die neuesten Studien, Praxisbeispiele und technologischen Lösungen, die für eine kontinuierliche Neuausrichtung und Transformation relevant sind.