Zalando kritisiert Vorwürfe zu Feedbacktool

Die HR-Abteilung von Zalando steht am Pranger. Ihr Feedbacktool "Zonar" diene der Überwachung, meldete die Süddeutsche Zeitung und weitere Medien folgten. Doch die Vorwürfe basieren auf einer Studie, die kaum belastbar ist.

Eine Studie zweier Wissenschaftler der Humboldt Universität Berlin im Auftrag der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung brachte den Stein ins Rollen. Die Autoren hatten Zalando-Mitarbeiter zu deren Erfahrungen mit dem Feedback-Tool "Zonar" befragt. Der Onlinehändler hat das Programm als Teil seiner Talent-Management-Strategie eingeführt. Angestellte sollen sich gegenseitig bewerten und beurteilen. Das helfe Mitarbeitern wie Führungskräften, umfassendes Feedback zu Stärken und Schwächen einzuholen, so Zalando.

Die Studie rückt das Unternehmen in denkbar schlechtes Licht. Die Befragten sprechen von "Stasi-Methoden", fühlen sich überwacht, verspüren enormen Leistungsdruck.

Belastbarkeit der Studie zu Zalando ist zweifelhaft

Die Süddeutschen Zeitung griff die Studie nun auf und zeichnete ein düsteres Bild. Es passt zu den Darstellungen des Onlinehandels, der immer wieder in der Kritik steht. "Die Zeit" und das Handelsblatt folgten der Meldung und legten nach. Kurze Zeit später veröffentliche Zalando eine Richtigstellung, die Zweifel an der Berichterstattung der drei großen Tageszeitungen lässt. Zu Recht weist das Unternehmen darauf hin, dass für die Studie lediglich zehn Mitarbeiter befragt wurden. Zum Vergleich: Bei Zalando verwenden nach eigenen Angaben rund 5.000 der 14.000 Angestellten "Zonar". Von einer repräsentativen Studie kann damit keine Rede sein.

Es ist durchaus möglich, dass Mitarbeiter das Tool kritisch sehen und schlechte Erfahrungen damit gemacht haben. Nur lässt sich eine flächendeckende Überwachung auf Basis der Studiendaten keinesfalls belegen. Die Folgerungen, die aufgrund von Aussagen einzelner Mitarbeiter getroffen werden, sind somit bestenfalls Mutmaßungen. Es entsteht jedoch der Eindruck, als wären diese Tatsachen. Das ist fatal! Denn es stellt eine Berichterstattung infrage, die durchaus valide Kritikpunkte äußert.

Einige Kritikpunkte bleiben

Ein Feedbacktool kann enorm wertvoll sein. Es funktioniert allerdings selten ohne eine entsprechende Feedbackkultur. Zalando beteuert, auf eine solche Wert zu legen und diese zu pflegen. Ob der permanente Optimierungsdruck im Onlinehandel das überhaupt zulässt, bleibt indessen fraglich. Ebenso, ob die Mehrzahl der Mitarbeiter das Tool stützt. Und auch in puncto Vergütung lässt die Stellungnahme des Unternehmens Fragen offen. Studienteilnehmer kritisierten, dass die Entlohnung direkt oder indirekt an die Beurteilung geknüpft sei. Zalando räumt diesen Vorwurf nicht aus. Dabei weisen aktuelle Studien darauf hin, dass das Verknüpfen von Leistungsmanagement und Vergütung demotivierend auf die Mitarbeiter wirken kann (siehe Interview mit Prof. Dirk Sliwka: "Ein Bonus kann positive Effekte auch zerstören").

So bleibt festzuhalten: Eine flächendeckende Überwachung lässt sich anhand der Studiendaten nicht belegen. Die Vorwürfe von SZ, Zeit und Handelsblatt sind damit vorschnell – nicht aber die Fragen, die sich daraus ergeben. Denn Feedbacktools sind immer ein sensibles Thema, das beim Datenschutz beginnt und mit der Unternehmenskultur endet.