
Eine Weiterbildungsquote von 50 Prozent – dieses Ziel setzte sich die Bundesregierung vor knapp zehn Jahren. Nun zeigt eine Studie: Das Ziel ist in den vergangenen zwei Jahren insgesamt erreicht worden. Doch die Weiterbildungsquote mancher Mitarbeitergruppen liegt weiter deutlich unter dem Schnitt.
Vor knapp zehn Jahren hat die Bundesregierung beschlossen, die Weiterbildungsquote in Deutschland zu erhöhen. Das Ziel, die Teilnahmequote an Weiterbildungen auf 50 Prozent zu steigern, war auf dem Dresdner Bildungsgipfel 2008 vereinbart worden.
Heute nun zeigt der "Adult Education Survey 2016" des Bundesbildungsministeriums: Die Mission ist insgesamt erfüllt, die Weiterbildungsquote liegt seit zwei Jahren im Schnitt auf dem angepeilten Niveau. Jeder zweite deutsche Beschäftigte im Alter von 18 bis 64 Jahren hat demnach 2015 und 2016 an einer Weiterbildung teilgenommen. Schon in den Jahren 2012 und 2014 waren in Deutschland ähnliche Werte ermittelt worden.
Betriebliche Weiterbildung macht den größten Teil aus
In den Nuller Jahren hatte die Quote hingegen lediglich bei knapp über 40 Prozent gelegen. Deshalb war im Jahr 2008 bei dem Bildungsgipfel die Zielmarke von 50 Prozent beschlossen worden. Dass dieser Wert nun bereits zum zweiten Mal erreicht wurde, ist nach Einschätzung von Bildungsministerin Johanna Wanka auch ein Ergebnis staatlicher Förderung: Programme wie Bildungsprämien und Aufstiegsstipendien hätten sich "in hohem Maße als wirksam erwiesen".
Der Löwenanteil der besuchten Kurse entfällt auf den Bereich der betrieblichen Weiterbildung. Gleichzeitig scheint auch das Interesse der Arbeitgeber zu wachsen, dass die Belegschaft daran teilnimmt: Der Anteil der Weiterbildungen, die komplett oder weitgehend während der Arbeitszeit stattfanden, stieg innerhalb von vier Jahren von 52 auf mittlerweile 60 Prozent.
Weiterhin wenig Weiterbildung für Ältere
Nach wie vor ist Weiterbildung jedoch ungerecht verteilt. Experten mahnen regelmäßig, dass manche Gruppen – ältere Mitarbeiter, gering Qualifizierte und Mitarbeiter aus dem Ausland – noch viel zu selten an Kursen, Seminaren und E-Learnings teilnehmen. Dies zeigten etwa im Frühjahr wieder die Ergebnisse des "IAB-Betriebspanel 2016". (Hier lesen Sie ein Interview mit IAB-Forschern, in dem sie erläutern, wie sich Ältere, Ausländer und gering Qualifizierte besser in die betriebliche Weiterbildung integrieren lassen.)
Auch die nun vorliegende Studie des Bildungsministeriums zeigt, dass ältere Mitarbeiter weiter unterdurchschnittlich oft in den Genuss einer Weiterbildung kommen. Zwar ist die Weiterbildungsquote der Über-50-Jährigen laut der aktuellen Studie in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Im Vergleich nimmt die Gruppe aber immer noch viel seltener Seminaren und Co. teil als ihre jüngeren Kollegen: Während die Weiterbildungsquote der 30 bis 49 Jahren überdurchschnittlich hoch ist, liegt die Generation 50 plus mit durchschnittlich 39 Prozent deutlich unter dem Schnitt.
Über-65-Jährige bilden sich hauptsächlich privat weiter
Besonders wenig Weiterbildung bekommen die Silver Ager über 60: Von den 60- bis 64-Jährigen bilden sich nur 38 Prozent weiter, bei den Über-65-Jährigen sogar nur 21 Prozent.
Besonders bitter: Der allergrößte Teil der Maßnahmen, den Senioren ab 65 besuchen, fällt in die Kategorie "nicht berufsbezogene Weiterbildung". Die Ü-65-Generation bildet sich also vorwiegend in ihrer Freizeit weiter und finanziert diese Weiterbildungen auch selbst. Bei der Weiterbildung älterer Mitarbeiter hat sich in den vergangenen beiden Jahren kaum etwas verändert – der "Adult Education Survey 2014" war zu ähnlichen Ergebnissen gekommen.
Über den Adult Education Survey
Der "Adult Education Survey" wird seit 2007 im Abstand von zwei bis drei Jahren in Deutschland durchgeführt. Er hat das "Berichtssystem Weiterbildung" abgelöst, mit dem seit Anfang der siebziger Jahre Daten zum
Weiterbildungsverhalten der Bevölkerung in Deutschland erhoben werden. Für den Survey hat das Meinungsforschungsinstitut Kantar im Oktober 2016 im Auftrag des Bildungsministeriums insgesamt rund 7.750 Interviews mit Personen zwischen 16 und 69 Jahren durchgeführt, davon knapp 650 mit 65- bis 69-Jährigen.
Zum Weiterlesen:
- Ergebnisse des "Adult Education Survey 2014": Ältere und Ausländer bei Weiterbildungsquote weiter hinten
- Ergebnisse des "IAB-Betriebspanel 2016": Weiterbildungsengagement stagniert – außer bei Digitalisierungsdruck
- Interview zu "IAB-Betriebspanel 2016": "Panikmache ist nicht angebracht"
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- Arbeitsplatzbasiertes Lernen: Tipps für die Förderung gering Qualifizierter
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Schlagworte zum Thema: Weiterbildung, Personalentwicklung
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