DIN-Standard für Video-Recruiting veröffentlicht

Anbieter und Anwender videobasierter Recruitingverfahren sowie Wissenschaftler haben einen einheitlichen DIN-Standard für den Einsatz von Videos in der Eignungsbeurteilung entwickelt, der nun online verfügbar ist. Dabei wurden auch KI-gestützte Methoden einbezogen.

Für Bewerbungsgespräche muss niemand mehr durch die halbe Republik fahren. Schon heute finden Videos im Recruiting sinnvoll Anwendung, zumindest wenn sie als optionale aber hilfreiche Ergänzung angewandt werden.

Neuer Standard für Video-gestützte Interviews

Durch die Corona-Krise hat sich der Trend zur Digitalisierung in der Eignungsdiagnostik noch weiter verstärkt. Dazu erklärt Sara Lindemann von Viasto, Initiatorin und Leiterin des DIN-Konsortiums, das die neue DIN Spec entwickelt hat: "Die Begleiterscheinungen der Corona-Krise haben unter anderem dazu geführt, dass die Personalarbeit in Deutschland innerhalb von nur gut fünf Monaten hinsichtlich der digitalen Entwicklung ins Jahr 2025 katapultiert wurde. Dieser wuchtige Innovationswandel benötigt umso dringender verlässliche Leitplanken. Aktuell herrscht Unklarheit und Wildwuchs. Die DIN Spec soll Unternehmen und Organisationen dabei unterstützen, keine Schäden durch nicht-fachgerechte Anwendung Video-gestützter Methoden zu erleiden. Sie erhalten nun endlich die notwendige Orientierung."

Video-Recruiting-Prozesse nach Leitfaden anwenden

Die neue DIN Spec 91426 mit dem Untertitel "Qualitätsanforderungen für video-gestützte Methoden der Personalauswahl (VMP)" richtet sich an alle Unternehmen - sowohl diejenigen, die die Methoden anwenden als auch diejenigen, die diese entwickeln und vertreiben. Sie soll als praxisnaher Leitfaden fungieren und helfen, Diskriminierung zu verhindern sowie die Verlässlichkeit digitaler Einstellungsverfahren zu gewährleisten. Auch eine Zertifizierung der Video-gestützten Personalauswahl ist nun auf Basis der DIN Spec 91426 möglich.

Die Norm klärt auch Fragen rund um den Einsatz von Features auf Basis künstlicher Intelligenz (KI) im Video-Recruiting. Sowohl Maßnahmen zum Schutz vor Diskriminierung im Bewerbungsprozess als auch der Informationsanspruch der Kandidaten beim Einsatz von KI-Technologie zur Personalauswahl werden darin beschrieben. Die neue DIN Spec basiert auf der DIN 33430, der allgemein gültigen Norm für eignungsdiagnostische Verfahren, und konkretisiert die Anforderungen aus der Norm am speziellen Fall von Video-Recruiting. (Lesen Sie dazu: Wirtschaftspsychologe Heinrich Wottawa erläutert die DIN 33430 im Interview).

Die DIN Spec 91426 steht ab sofort auf der Webseite des Beuth Verlags kostenlos zum Download bereit.

Beteiligung von Wissenschaftlern, Anbietern und Anwendern

Die beteiligten Mitglieder des Konsortiums kommen aus dem Anbieter- und Anwenderumfeld sowie aus der Wissenschaft. Mitglieder sind:

  • Harald Ackerschott (Obmann der DIN Arbeitsausschusses Personalmanagement und Geschäftsführer der Harald Ackerschott GmbH),
  • Carl-Christoph Fellinger (Beiersdorf AG, Vorstandsmitglied Queb Bundesverband e.V.), 
  • Norbert Gantner (Geschäftsführer Teme Entwicklung und Anwendung psychologischer Test- und Messverfahren GmbH),
  • Prof. Dr. Andreas Gourmelon (Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen),
  • Rico Knapper (Geschäftsführer Anacision GmbH),
  • Sara Lindemann (Viasto GmbH),
  • Prof. Tuulia Ortner (Universität Salzburg),
  • Anna Ott (Vice President People, HV Ventures), 
  • Heiko Sill (Vorsitzender des Vorstands Psychodiagnostisches Zentrum, PDZ, Prüflabor der DIN CertCo für Eignungsdiagnostik),
  • Dr. Alexander Warkus (Geschäftsführer, Intelligenz System Transfer GmbH, Leipzig),
  • Prof. Dr. Matthias Ziegler (Humboldt Universität zu Berlin).


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