Väter fürchten Folgen langer Elternzeit
Viele Väter trauen sich nicht, lange in Elternzeit zu gehen. Obwohl sich Männer wie Frauen gleichermaßen eine möglichst lange Elternzeit wünschen, sind es in der Praxis in Deutschland weiterhin die Mütter, die den Großteil der Kinderbetreuung übernehmen. Das tun sie, obwohl die Elternzeit nicht selten einen deutlichen Karriereknick mit sich bringt: Jede fünfte Mutter berichtet nach einer langen Elternzeit von negativen Auswirkungen auf den beruflichen Werdegang. Die Ursachen, weshalb Väter in Elternzeit weiterhin eine Seltenheit sind, sind vielfältig: An erster Stelle stehen wirtschaftliche Gründe. Darüber hinaus werden aber auch gesellschaftliche Vorurteile und traditionelle Rollenbilder als ausschlaggebend angeführt. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie, für die das Business-Netzwerk Linkedin und das unabhängige Marktforschungsinstitut Yougov im Januar 2020 mehr als 1.000 Mütter und Väter in Deutschland befragt haben, deren Kinder höchstens 12 Jahre alt sind.
Warum sich Väter eine lange Elternzeit wünschen – sie aber nur selten nehmen
Das Ideal von Müttern wie von Vätern lautet: Je mehr Elternzeit, desto besser. In einer imaginären Welt, in der Geld und Karriere keine Rolle spielen, würden 74 Prozent möglichst lange in Elternzeit gehen (Männer: 69 Prozent, Frauen: 79 Prozent). In der Realität geben allerdings 91 Prozent der befragten Mütter an, den Großteil der Elternzeit genommen zu haben. Im Schnitt beziehen Mütter durchschnittlich 11 Monate Elterngeld, 76 Prozent schöpfen die vollen zwölf Monate aus. Männer kommen im Mittel auf drei Monate. Woher kommt diese Ungleichverteilung?
Gründe für die Ungleichverteilung | Väter | Mütter |
Finanzielle Gründe, der Mann verdient mehr als die Mutter | 53 % | 56 % |
Frauen haben ein stärkeres Bedürfnis, bei ihrem Kind zu bleiben. | 41 % | 54 % |
Es ist für die Betreuung des Kindes besser, wenn die Mutter zuhause bleibt | 31 % | 32 % |
Für Männer ist es schwieriger, dem Arbeitgeber gegenüber Gründe für eine längere Elternzeit darzulegen. | 30 % | 31 % |
Familienfreundlichkeit im Faktencheck
Nicht einmal jeder zweite Befragte bewertet sein Unternehmen als familienfreundlich. Nur knapp 43 Prozent (Väter 41 Prozent, Mütter 45 Prozent) denken, ihr aktueller Arbeitgeber misst Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie ausreichend Bedeutung bei. Während Maßnahmen wie flexible Arbeitszeitmodelle noch relativ häufig die nötige Aufmerksamkeit erhalten (65 Prozent), hat nur jeder Zweite hat die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten und nur 38 Prozent der befragten Eltern können sich über Kinderbetreuungszuschüsse freuen. Um Familie und Beruf besser vereinbaren zu können, halten es 78 Prozent der befragten Eltern für notwendig, dass Arbeitgeber aktiver werden und weitere Maßnahmen ergreifen.
"Elternzeit oder Teilzeit dürfen nicht länger mit Karriereknick assoziiert werden." Inga Dransfeld-Haase, Präsidentin des Bundesverbandes der Personalmanager (BPM)
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„Zwischen unserer Vorstellung von der Arbeitswelt und der Realität klafft noch eine viel zu große Lücke. Es kann nicht sein, dass wir hochqualifizierte Menschen ins berufliche Aus katapultieren, nur weil sie ihre Arbeitszeit im Zuge der Familiengründung reduzieren. Elternzeit oder Teilzeit dürfen nicht länger mit Karriereknick assoziiert werden", kommentierte Inga Dransfeld-Haase, Präsidentin des Bundesverbandes der Personalmanager (BPM), die Studienergebnisse. "Wir brauchen keine starren zeitlichen Grenzen, die Menschen vorschreiben, wann und wie sie zu arbeiten haben. Im Gegenteil: wir brauchen vorbildlich gelebte und bedarfsgerechte Arbeitsmodelle, die Müttern und Vätern Mut machen, ihre Arbeit flexibel zu gestalten. Und den Personalern damit eine Grundlage geben, diese Modelle weiter zu institutionalisieren.“
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