USA nach der Wahl: "Change" auch im HR-Management?

Mehr Regulierung, weniger Regulierung – im Wahlkampf hat Donald Trump widersprüchliche Botschaften an die HR-Szene gesandt. Auf jeden Fall wird der künftige Präsident der USA Veränderungen einleiten, die sich insgesamt am Jobmarkt – und unmittelbar am Arbeitsplatz – auswirken.

Die Republikanische Partei setzt traditionell auf das freie Spiel der Marktkräfte. Der Staat möge sich aus der Wirtschaft und aus den Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern bitteschön heraushalten – dieses Grundverständnis hat Trumps Wahlkampf geprägt. Er versprach einerseits, Bürokratie abzubauen und Steuern zu senken sowie die Gesundheitsreform ("Obamacare") der Vorregierung rückgängig zu machen. Andererseits wollte er den Mutterschutz verbessern und Anreize für Unternehmen schaffen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu fördern.

Streichliste für Gesetze

Bürokratie-Abbau stellt sich Trump ganz einfach vor: Jede Bundesbehörde erstellt eine Liste der größten staatlichen Eingriffe; was für die innere Sicherheit der USA und die von der Verfassung garantierten Bürgerrechte irrelevant ist, kommt auf den Prüfstand. Vor allem die unter dem Eindruck der Finanzmarktkrise von 2007 beschlossenen Einschränkungen ("Dodd-Frank Act") für Banken und Investmentgesellschaften könnten kippen. Der durchschnittliche Steuersatz für Unternehmen soll von 35 auf 15 Prozent sinken – dies dürfte wie ein Konjunkturprogramm für den Mittelstand wirken und Neueinstellungen erleichtern.

Die allgemeine Krankenversicherungspflicht von 2010 ("Affordable Care Act") steht ganz oben auf Trumps Streichliste. Chatrane Birbal, Beraterin bei der Society for Human Resource Management (SHRM), sieht eine komplette Abkehr von der Obama-Politik kritisch. Allerdings habe die SHRM schon immer darauf hingewiesen, dass eine arbeitgeberfinanzierte Krankenversicherung ein Hemmschuh für die Schaffung von Arbeitsplätzen sei. Eine erneute Gesundheitsreform dürfe nicht zu Lasten der Wirtschaft gehen.

Mutterschutz light

Die angekündigte Umschichtung der Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung ist für junge Frauen interessant: Sie sollen sechs Wochen bezahlten Mutterschaftsurlaub erhalten. Die durchschnittlich 300 US-Dollar pro Arbeitnehmerin und Woche würden jährliche Mehrausgaben von insgesamt 2,5 Milliarden US-Dollar bedeuten – an anderer Stelle will Trump 5,6 Milliarden US-Dollar durch Kürzungen bei der Arbeitslosenhilfe hereinholen. Väter blieben außen vor, was bei HR-Experten wie Christine Owens, Geschäftsführerin des National Employment Law Project (NELP) Action Fund, auf Kritik stößt.

Kinderbetreuung am Arbeitsplatz wird seit 15 Jahren in den USA finanziell gefördert – durch Steuererleichterungen für Kindertagesstätten und für Arbeitnehmer, die ihren Nachwuchs dort unterbringen. Angedacht ist, den Topf für Freibeträge auszuweiten. Dies käme in erster Linie Arbeitnehmern mit hohen Einkommen zugute, weil sie mehr Steuern zahlen und folglich mehr Abschreibungsmöglichkeiten haben.

Weniger Freizügigkeit am Jobmarkt

Trump gilt als jemand, der die USA gegen die Außenwelt abschotten wird. Spektakulär sind seine Pläne, eine Mauer an der mexikanischen Grenze zu bauen, islamische Einflüsse zu beschränken oder Strafzölle gegen China zu verhängen. Dazu passt, dass er einheimische Arbeitnehmer auf dem Jobmarkt besserstellen will ("American Workers First"). Ausländische Fachkräfte, die zeitlich befristet in den USA arbeiten (dafür benötigen sie ein Nichteinwanderungsvisum "H-1B"), sollen höhere Löhne erhalten. Das macht die Rekrutierung für Unternehmen weniger attraktiv.

Dennoch steht Trump einer kontinuierlichen Zuwanderung durchaus aufgeschlossen gegenüber. Er befürwortet ein national einheitliches System ("E-Verify") zur Eignungsüberprüfung. Mehr als 600.000 Unternehmen nutzen das Verfahren bereits.

Wahlkamp mit "Bad Vibrations"

Nicht gerade positiv ist der Effekt der Propagandaschlacht zwischen Republikanern und Demokraten auf die Arbeitsproduktivität und -motivation in den USA. Die American Psychological Association (APA) hat in einer Befragung festgestellt, dass sich jeder vierte Beschäftige vom Wahlkampf gestresst fühlt. Vor allem jüngere Arbeitnehmer äußerten sich entsprechend. 47 Prozent aller Befragten sagten, es sei mehr als bei früheren Wahlen über Politik am Arbeitsplatz gestritten worden.

In der internationalen HR-Szene hat der Wahlausgang bislang keine eindeutigen Positionierungen ausgelöst. Fachorganisationen wie die SHRM berichten ausführlich, ohne sich für oder wider Trump festzulegen. Die Fachpresse mit Titeln wie "Human Resource Management", "The Journal of Human Resources", "Workforce Magazine" oder "Human Resource Management Review" hält sich weitgehend zurück.

Schlagworte zum Thema:  Change Management, HR-Management