Psychische Erkrankungen: Leitfaden für Arbeitgeber

Der Tag der seelischen Gesundheit widmet sich in diesem Jahr speziell Menschen mit psychischen Erkrankungen. Auch im betrieblichen Umfeld spielen solche Diagnosen eine bedeutende Rolle – liegen doch die Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen weit über denen anderer Krankheiten. Eine Handlungshilfe des Ifaa zeigt, was Arbeitgeber tun können.

Am 10. Oktober 2025 ist "World Mental Health Day". Der internationale Aktionstag zur seelischen Gesundheit, initiiert von der World Federation for Mental Health (WFMH), findet seit 1992 jährlich immer am selben Tag statt. Ziel ist es, Verständnis für die Situation von Menschen mit einer psychischen Erkrankung zu schaffen und über die Folgen aufzuklären. Der Tag ist zugleich Auftakt der "Bundesweiten Woche der Seelischen Gesundheit", die das "Aktionsbündnis Seelische Gesundheit" veranstaltet.

Aktionsbündnis Seelische Gesundheit: Psychisch stark in die Zukunft

Das Motto der diesjährigen Aktionstage lautet "Lass Zuversicht wachsen – Psychisch stark in die Zukunft". Obwohl sich die meisten der diesjährigen Aktionen auf Kinder und Jugendliche fokussieren, weist das Ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft ausdrücklich auf die Bedeutung des Themas auch in der Arbeitswelt hin.

Fehlzeiten durch psychische Störungen

"Die Bedeutung psychischer Störungen für das Arbeitsunfähigkeitsgeschehen ist nach wie vor groß: Verglichen mit anderen Erkrankungsarten fallen Betroffene häufiger längerfristig aus", erklärt Catharina Stahn, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Ifaa. Tatsächlich, so zeigen die Auswertungen des BKK Gesundheitsreport, treten psychische Störungen als Arbeitsunfähigkeits-Ursache verhältnismäßig selten auf, jedoch lag die Höhe der Fehlzeiten wegen psychischer Störungen im Jahr 2024 mit 8 bis 10 Kalenderwochen weit über dem Durschnitt anderer Erkrankungsarten (durchschnittlich zwei Kalenderwochen pro Fall).  

Eine psychische Störung frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu therapieren, sei deshalb das A und O, um solche Ausfälle zu vermeiden, erklärt das Ifaa. Je schneller eine psychische Störung erkannt werde, desto gezielter könne passende Unterstützung angeboten werden. Das verbessere die Chancen auf Stabilisierung und Genesung deutlich. Zu viele Betroffene aber, so das Ifaa weiter, zögerten, über ihre psychischen Beschwerden zu sprechen und  so rechtzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hier könnten Arbeitgeber unterstützen, indem sie aufgeschlossen sind und betroffene Beschäftigte motivieren, sich professionelle Hilfe zu suchen.

Psychische Störungen von Beschäftigten: Was Arbeitgeber tun können

Wie das im Einzelnen geschehen kann, zeigt die Handlungshilfe "Psychische Störungen in der Arbeitswelt" des Ifaa. Die Handlungshilfe richtet sich an Führungskräfte, um über psychische Störungen aufzuklären und diese für das Thema zu sensibilisieren. Dabei definiert das Ifaa präventives Handeln als zentralen Bestandteil des Arbeits- und Gesundheitsschutzes. Sowohl verhaltensbezogene Maßnahmen wie z. B. Stressbewältigungstrainings oder Entspannungsworkshops als auch die Verbesserung von Arbeitsbedingungen (z. B. Arbeitsplatzgestaltung oder geeignete Arbeitsmittel) sollten im Rahmen dieser Prävention umgesetzt werden.

Als  zentrales Instrument hierbei fungiert die Gefährdungsbeurteilung, bei der psychisch relevante Belastungsfaktoren wie Arbeitsorganisation, Arbeitszeit, Aufgabeninhalte oder soziale Beziehungen erfasst werden. Die daraus abgeleiteten potenziellen Risiken können anschließend minimiert oder beseitigt werden.

Gefährdungsbeurteilung und gesundheitsfördernde Arbeitsgestaltung

Im Rahmen der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) wurden spezifische Kriterien entwickelt, die gezielt für die Gefährdungsbeurteilung tätigkeitsbezogener psychischer Belastungen herangezogen werden. Ziel dieser Strategie ist es, das Arbeitsschutzsystem in Deutschland kontinuierlich zu modernisieren und zu verbessern, um die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten nachhaltig zu fördern.

Das Ifaa betont zudem die Bedeutung einer gesundheitsfördernden Arbeitsgestaltung durch:

  • Passende Werkzeuge und Hilfsmittel,
  • Ergonomisch gestaltete Räume,
  • Optimale Umgebungsbedingungen (Lichtverhältnisse, Temperatur, Lärmpegel),
  • Gut organisierte Abläufe (Arbeitszeiten, Pausenregelungen),
  • Abwechslungsreiche Aufgaben mit ausreichend Handlungsspielraum.

Gesundheitsexperten in Unternehmen sollten Betriebsärzte sowie Fachkräfte für Arbeitssicherheit einbinden und diese Aspekte gezielt fördern, um die Leistungsfähigkeit sowie das Wohlbefinden der Beschäftigten nachhaltig zu unterstützen.

Resilienz stärken, Ressourcen stützen  

Neben der Optimierung von Belastungsfaktoren sollte nach Empfehlung des Ifaa gleichzeitig versucht werden, die Ressourcen der Beschäftigten aufzubauen. Als wichtige Fähigkeit, die in diesem Sinne aufgebaut oder geschützt werden sollte, wird die Resilienz der Beschäftigten genannt. Gemeint ist damit die Widerstandskraft, die Menschen dazu befähigt, schwierige Situationen oder Krisen nicht nur zu meistern, sondern sogar gestärkt daraus hervorzugehen.

Die komplette Handlungshilfe des Ifaa finden Sie hier zum Download: Handlungshilfe psychische Erkrankungen 


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