Personalentwickler fordern Eigeninitiative in der Weiterbildung Infografik

Neun von zehn Personalentwicklern in großen Unternehmen fordern von ihren Mitarbeitern die Bereitschaft ein, sich selbst um ihre Weiterbildung zu kümmern, so eine aktuelle SGD-Studie. Wie die Weiterbildungsrealität aus Mitarbeiterperspektive aussieht, zeigen die Ergebnisse einer KFW-Studie.

Für die Studie der Studiengemeinschaft Darmstadt (SGD), "Weiterbildungstrends in Deutschland 2017", hat TNS Infratest 300 Personalverantwortliche in deutschen Unternehmen befragt. Die Weiterbildungsbefragung findet dieses Jahr bereits zum neunten Mal statt.

Eigeninitiative in der Weiterbildung gefordert

Der Trend hin zu mehr Selbstverantwortung in der Weiterbildung zeichnet sich bereits seit einigen Jahren ab: Seit Beginn der Befragung im Jahr 2009 zeigt sich, dass die Bereitschaft der Mitarbeiter, sich selbst um Weiterbildung zu kümmern, für die Personaler über alle Unternehmensgrößen hinweg von großer Bedeutung ist.

Dieses Jahr erreicht die Zahl der Personalentwickler, die von ihren Mitarbeitern Eigenverantwortung bei der Weiterbildung verlangen, einen Höchstwert von mehr als 90 Prozent bei den großen Unternehmen ab 500 Mitarbeitern. "Die aktuellen Ergebnisse sprechen eine klare Sprache: 2017 ist Eigeninitiative in großen Unternehmen ab 500 Mitarbeitern besonders gefragt", kommentiert Brigitta Vochazer, Geschäftsführerin der SGD, dieses Ergebnis. "Denn für den Joberhalt befinden hier 94 Prozent der Befragten das Eigenengagement für wichtig bis äußerst wichtig und jeweils 92 Prozent für die Eröffnung von Entwicklungsmöglichkeiten sowie die Einstellung neuer Mitarbeiter."

Fachthemen am gefragtesten, Soft Skills ebenfalls wichtig

Die Studienautoren fragten die teilnehmenden Personaler auch, in welchen Bereichen sich die Mitarbeiter idealerweise weiterbilden sollen. Die Antworten der Personaler zeigen: Am gefragtesten sind Fachthemen, 82 Prozent der Befragten wünschen sich von den Mitarbeitern, dass sie sich in diesem Bereich weiterbilden. Soft Skills spielen bei den HR-Verantwortlichen aber inzwischen mit 78 Prozent Zustimmung eine fast ebenso wichtige Rolle. Ebenfalls gefragt sind Führungsthemen (75 Prozent), Aufstiegsfortbildungen (74 Prozent) und Sprachlehrgänge (71 Prozent).

Bereits zum dritten Mal in Folge untersucht die Studie daneben auch den generellen Zusammenhang zwischen Karriereoptionen und beruflicher Weiterbildung (siehe Abbildung "Weiterbildung fördert Karrierechancen"). "Auch in diesem Jahr wird berufsbegleitende Qualifizierung für die Personalverantwortlichen ein bewährtes Entscheidungskriterium sein", so Vochazer.

Laut der aktuellen Studie wirkt sich Weiterbildung für 84 Prozent der befragten Personalverantwortlichen stark bis äußerst stark auf den beruflichen Aufstieg, auf die Übernahme von mehr Verantwortung oder neuen Aufgaben ebenfalls für 84 Prozent. Für 77 Prozent der Befragten fördert Weiterbildung eine Gehaltssteigerung.

Weiterbildungswünsche der Personaler werden erfüllt

Warum die Mitarbeiter tatsächlich an Weiterbildungen teilnehmen, lässt sich aus den Ergebnissen einer aktuellen Studie von KFW-Research ablesen: Als zentrale Motivation geben 85 Prozent der insgesamt 5.200 Erwerbstätigen an, den Anschluss an neue Entwicklungen nicht verlieren zu wollen.

Bei den Inhalten der Weiterbildungen liegen die Mitarbeiter auf einer Linie mit den Wünschen der Personaler: Neun von zehn Teilnehmern besuchen Weiterbildungen zu fachlichen Inhalten ihres Berufs. Und auch Soft Skills spielen nicht nur bei den Personalentwicklern, sondern auch bei den Mitarbeitern eine große Rolle: Gut die Hälfte der Weiterbildungsteilnehmer (55 Prozent) hat nach eigener Auskunft persönliche oder soziale Kompetenzen erworben.

Weiterbildungshürden: unterschätzter Bedarf und Zeitmangel

Die Befragung zeigt aber auch: Die Weiterbildungsbeteiligung ist in der Bevölkerung ungleich verteilt. Sie hängt den Studienergebnissen zufolge besonders vom bereits vorhandenen Bildungsniveau ab: je höher der Berufsabschluss, desto reger die Weiterbildungsbeteiligung.

Hochschulabsolventen und Nicht-Akademiker mit einem Fachschulabschluss (Meister, Techniker) bilden sich überdurchschnittlich häufig weiter: Im Jahr 2015 waren es 47 Prozent in dieser Gruppe. Von den Personen mit mittlerer Berufsqualifikation bildeten sich 32 Prozent im Jahr 2015 weiter. Deutlich geringer fällt mit 16 Prozent die Weiterbildungsquote bei Personen ohne Berufsabschluss aus. "Berufliche Weiterbildung ist kein gesamtgesellschaftliches Phänomen, Geringqualifizierte bilden sich selten weiter. Die Bildungsschere öffnet sich dadurch im Verlauf des Erwerbslebens noch", sagt Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KFW-Bankengruppe.

Als Weiterbildungshürden stellt KFW fest: Die Mitarbeiter unterschätzen ihren eigenen Bedarf und es mangelt ihnen an Zeit für Fortbildungen. Beim Weiterbildungsangebot kritisieren die Befragten zu hohe Kosten und zu wenig Information.


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