"Waren wir nicht alle einmal ein bisschen Gen Y"
Personalmagazin: Seit Jahren reden vor allem Berater und Recruiter über die Generation Y. Fühlen sich Ihre Studierenden eigentlich davon angesprochen?
Stephan Fischer: Einige Zuschreibungen, wie die Technikaffinität, die ständige Vernetzung und zeitnahe Kommunikation, werden schon als passend erlebt. Bei anderen "Gen-Y-Eigenschaften" wie Mobilität gibt es aber große individuelle Unterschiede. Auch, dass alle sofort einen Job bekommen und sich die Stellen einfach aussuchen können, wird so nicht erlebt. Man sollte daher nicht zu simpel von "der" Gen Y sprechen, sondern Subgruppen innerhalb dieser Generation unterscheiden.
Personalmagazin: Sind die neuen Ansprüche an den Job nicht eher das Thema einer Lebensphase?
Fischer: Die Sozialisation einer Generation durch bestimmte Werthaltungen aufgrund von Erziehungsstilen, Wertepräferenzen in der Gesellschaft und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen spielt eine wichtige Rolle. Die Lebensphase wird aber eine verstärkende Funktion haben. Die Phase der frühen Adoleszenz ist durch andere Ziele geprägt, als etwa das Alter um die 40, wo es um den Aufbau von Familie und finanzieller Grundlagen geht. Mit Blick auf das Alter zwischen 20 und 30 hört man immer häufiger, ob wir nicht alle einmal ein bisschen „Gen Y“ waren. Das scheint mir eine berechtigte Frage zu sein.
Personalmagazin: Haben Ihre Absolventen wirklich die Chance, die Unternehmen zu verändern oder müssen sie sich doch an deren Regeln anpassen?
Fischer: Die Chance zur Veränderung sehe ich dadurch gegeben, dass viele Vertreter dieser Generation es gewohnt sind, offen und direkt zu kommunizieren und dabei auch unbequemere Botschaften zu übermitteln. Ich erlebe das selbst auch. Studierende geben mir heute unaufgefordert Feedback zu meinen Lehrveranstaltungen. Das hätte ich vor 25 Jahren an meiner Alma Mater nicht gemacht. Es sind also vielleicht weniger die Forderungen selbst, die verändern können, sondern die selbstbewusste Kommunikation. Aber eine Anpassung der Individuen an die zentralen Werte der Institutionen wird nicht ausbleiben. Trotzdem wird es spannend, wie weit am Ende die Veränderung tatsächlich gehen wird.
Prof. Dr. Stephan Fischer ist Direktor des Instituts für Personalforschung, Studiendekan im Masterstudiengang Human Resources Management und Mitglied des Human Resources Competence Center an der Hochschule Pforzheim.
Das Interview führte Reiner Straub, Personalmagazin.
-
Essenszuschuss als steuerfreier Benefit
697
-
Workation und Homeoffice im Ausland: Was Arbeitgeber wissen müssen
602
-
BEM ist Pflicht des Arbeitgebers
350
-
Probezeitgespräche als Feedbackquelle für den Onboarding-Prozess
283
-
Vorlage: Leitfaden für das Mitarbeitergespräch
265
-
Ablauf und Struktur des betrieblichen Eingliederungsmanagements
219
-
Mitarbeiterfluktuation managen
2134
-
Das sind die 25 größten Anbieter für HR-Software
210
-
Acht rettende Sätze für schwierige Gesprächssituationen
199
-
Warum Offboarding an Bedeutung gewinnt
181
-
Jung, dynamisch, männlich: Stellenanzeigen grenzen aus
22.12.2025
-
Engagement statt PR: Inklusion als Employer-Branding-Faktor
19.12.2025
-
Haufe Live: Praxisnahe Einblicke in den KI-Einsatz
18.12.2025
-
“Nicht das Gehalt erhöhen, sondern den Gehalt”
17.12.2025
-
Wie Chat GPT und Co. die Jobsuche verändern
16.12.2025
-
Beim Anteil von Frauen in Führung verändert sich wenig
15.12.2025
-
Warum Offboarding an Bedeutung gewinnt
12.12.2025
-
"Wir müssen mit KI Schritt halten"
11.12.2025
-
Wenn der Chef-Chef anklopft
10.12.2025
-
Wie ein inklusiver Berufseinstieg gelingt
08.12.2025