HR-Kennzahlen: Weniger HR-Controller in deutschen Unternehmen

Wie steht’s ums HR-Controlling? Das hat eine Studie der Hochschule Rhein-Main und Haufe analysiert. Im Vergleich mit früheren Studien zeigt sich: Systematisches HR-Controlling betreiben nach wie vor die wenigsten. HR-Controller gibt es sogar weniger – und Excel bleibt Controlling-Tool Nummer eins.

Die Ergebnisse sprechen eine eindeutige Sprache: HR-Controlling ist nach wie vor keine Massendisziplin, sondern ein Nischensport. Ein systematisches Controlling ist demnach nach wie vor die Ausnahme. Wenig Hoffnung macht zum einen der Blick auf die Organisationseinheiten, die mit der Aufgabe "Personalcontrolling" befasst sind: Während aus eine Studie aus dem Jahr 2006 hervorgeht, dass damals noch 45 Prozent der Unternehmen über einen oder mehrere Personalcontroller verfügten, waren es bei einer weiteren Erhebung zum Thema im Jahr 2012 weniger, nämlich 31 Prozent. Heute setzt nur noch ein knappes Viertel (23 Prozent) auf eine eigene Controlling- Einheit im HR-Bereich.

Klassisches Reporting statt Controlling

Auch auf die Frage nach den Zielen, die die Unternehmen mit Personalcontrolling erreichen wollen, offenbaren sich noch Schwächen. Denn für die meisten Befragten steht hier das klassische HR-Reporting an erster Stelle. "Hier hat sich seit vielen Jahren wenig verändert. Immer noch stellen die meisten Unternehmen den internen und externen Berichtserstellungsprozess in den Vordergrund des Personalcontrollings, obwohl dies streng genommen kein Controlling darstellt", schreiben die Studienautoren hierzu. Reporting sei immer noch in vielen Unternehmen eine Darstellung der Ist-Situation ohne Steuerungsanspruch.

Immerhin: Immer mehr Unternehmen bauten auch Soll-Ist-Vergleiche oder Plan-Ist-Vergleiche in die Berichte ein, stellen die Autoren fest.

Verhalten positiv fällt auch die Analyse der Kennzahlen aus, die in den Unternehmen bereits erfasst werden. Denn obgleich die wenigsten Unternehmen bislang ein systematisches HR-Controlling betreiben, können die meisten Befragten davon berichten, in ihrem Unternehmen einzelne Kennzahlen zu erfassen und auszuwerten.

Excel ist "Spezialsoftware" Nummer eins

Der Blick auf die bislang erfassten Kennzahlen ist für die Studienautoren jedoch ein weiterer Wermutstropfen. Denn sie stellen fest: Zwar führen die Personaler beim faktorientierten – also auf den Produktionsfaktor "Personal" bezogenen – Personalcontrolling tendenziell schon Messungen durch. Allerdings werden im Bereich des prozessorientierten Personalcontrollings, das sich mit den Prozessen der Personalorganisation selbst beschäftigt, nach wir vor kaum Messungen durchgeführt.

Wenig optimistisch stimmt auch der Blick auf die bei den mehr oder weniger systematisch durchgeführten Controlling- Aktivitäten eingesetzten Tools. Zwar geben 52 Prozent der befragten Personaler an, das Erfassen und Auswerten von Personalkennzahlen mit Software zu unterstützen. Allerdings nennen die Teilnehmer bei der Nachfrage zur Art der Software meist Lohn- und Gehaltssoftware (62 Prozent).

Echte Controlling-Software nutzt nur eine Minderheit von 26,5 Prozent. Ein weiteres Indiz für die stiefmütterliche Behandlung von Controlling im HR-Bereich: Auf die Frage danach, welche "Spezialsoftware" sie im HR-Controlling nutzen, antworten 80 Prozent der Personaler: "Excel".

Controlling-Potenzial in Reportingysystem

Die Autoren betrachteten neben dem eigentlichen HR-Controlling auch das interne Reportingsystem der Unternehmen, da dieses ebenfalls auf Kennzahlen basiert und "eventuell auch als Kennzahlensystem bezeichnet werden könnte, weil typischerweise immer die gleichen Kennzahlen aufbereitet werden", so die Argumentation der Autoren.

Hier stellten sie Potenzial für den Auf- und Ausbau eines systematischen Kennzahlensystems fest: Denn in fast drei Viertel der Unternehmen gibt es bereits ein internes Reportingsystem, im fehlenden Viertel wohl immerhin rudimentär: 24,6 Prozent der Befragten stimmen nämlich der Aussage, über ein solches System zu verfügen, teilweise zu. Für externes Reporting bereitet eine Mehrheit von rund 70 Prozent Personaldaten entweder komplett (46,7 Prozent) oder teilweise (24,2 Prozent) auf.

Verhalten positiv stimmt neben den schon vielerorts vorhandenen Reportingsystemen auch die Zukunftspläne der Befragten in Hinsicht auf die Disziplin Personalcontrolling: Knapp 40 Prozent planen einen Ausbau ihres Personalcontrollings, fast ebenso viele einen teilweisen Ausbau. Nur 22 Prozent wollen den Bereich künftig nicht weiter beackern.

Über die Studie

Die Hochschule Rhein-Main und Haufe befragten Ende 2015 bis Anfang 2016 online 159 Personaler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Um die Ergebnisse der aktuellen Befragung besser einordnen zu können und Entwicklungen in den einzelnen Teildisziplinen nachzeichnen zu können, verglichen die Studienauoten den Status quo 2015 mit vorangegangenen Studien zum selben Thema aus den Jahren 1993, 2006, 2009 und 2012.

Studienergebnisse und Grafiken haben wir für Sie in Ausgabe 06/2016 des Personalmagazins zusammengestellt, das am 16. Mai erscheint. Ab dem 13. Mai können Sie die Ausgabe hier als App lesen.