Chefs zeigen kaum Interesse an Mitarbeiterförderung
Oft beklagen sich Entscheider im Unternehmen darüber, aufgrund des Fachkräftemangels keine passenden Kandidaten für verantwortungsvolle Stellen zu finden. Einer internationalen Befragung des SAP-Beraters ROC zufolge sollten aber gerade die Personalverantwortlichen auf der Führungsebene dabei umdenken und künftig mehr Zeit und vor allem Interesse in die Förderung der eigenen Talente investieren. Denn 40 Prozent der 4.000 befragten Arbeitnehmer aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA geben an, dass ihr Vorgesetzter bisher überhaupt kein Interesse daran zeige, interne Talente zu entdecken und zu entwickeln. Noch mehr, nämlich 58 Prozent der Teilnehmer weltweit, haben die Erfahrung gemacht, bei Förderprogrammen schlichtweg übergangen zu werden, wenn sie nicht selbst die Initiative ergreifen.
Chefklüngel: Beziehung zum Vorgesetzten oft wichtiger als Leistung
Offenbar ist eine gute Beziehung zum Chef immer noch ein wichtiger Faktor dafür, bei der nächsten Beförderungsrunde berücksichtigt zu werden. Denn knapp die Hälfte (44 Prozent) der befragten Arbeitnehmer glauben, dass dafür die persönlichen Kontakte zu Entscheidern wichtiger seien als die objektive Leistung. Erschwerend kommt für die Mitarbeiterförderung dazu, dass der Umfrage zufolge in der Mehrheit der Unternehmen (58 Prozent) keine Anreize wie beispielsweise Bonuszahlungen geboten werden, die zur Teilnahme an Talent-Programmen motivieren.
Zwei Drittel der Deutschen klagen über mangelnde Weiterbildung
Auch bei einem weiteren Instrument der internen Talentförderung gibt es laut der Befragung weltweit Nachholbedarf: Demnach haben die Studienautoren bei der innerbetrieblichen Fortbildung in allen vier untersuchten Ländern ein großes ungenutztes Potenzial festgestellt. In Deutschland zeigt sich dieser Mangel offenbar in besonderem Maße. Hierzulande sind fast zwei Drittel (65 Prozent) der Arbeitnehmer der Meinung, dass die Zeit für betriebliche Fortbildung im Tagesgeschäft fehle. Zum Vergleich: In den USA liegt der Prozentsatz etwas tiefer; dort glauben dies nur 47 Prozent der Arbeitnehmer.
Personalverantwortliche in der Pflicht: Mitarbeiter besser fördern
Die Studienautoren sehen die Personalverantwortlichen in der Pflicht: Diese sollten sich der Notwendigkeit einer guten Mitarbeiterförderung bewusst werden. "Um zukunftssicher zu sein, müssen die deutschen Unternehmen beim Talent Management umdenken", sagt Oliver Back von ROC Deutschland dazu. "Die Investition in die eigenen Arbeitnehmer zahlt sich aus: Denn wer die Karrieren im eigenen Haus systematisch fördert, erkennt und nutzt nicht nur ein riesiges Potenzial. Gleichzeitig bindet der Arbeitgeber diese Fach- und Führungskräfte längerfristig an das eigene Haus. Angesichts des sich verschärfenden Fachkräftemangels sollten deutsche Unternehmen darauf nicht verzichten", so Back weiter.
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Christian Mann
Fri Jun 27 13:34:42 CEST 2014 Fri Jun 27 13:34:42 CEST 2014
Es soll ja sogar Mitarbeiter geben, die den Eindruck haben, ihre Weiterbildung gegen den Widerstand der Vorgesetzten durchsetzen zu müssen, weil diese erhöhten Rechtfertigungsdruck für die eigene Position befürchten. Klar, dass die Zahl der Fachkräfte nicht ausreicht, um mit der hohen Fluktuation mithalten zu können. An Überfluss herrscht stets ein Mangel.