Dual Career: Doppelkarrieren fördern

Zwei Drittel aller Paare mit Kindern in Deutschland finden es schwierig, dass beide Partner gleichberechtigt ihre beruflichen Ziele verfolgen. Der aktuelle Report der Initiative Chefsache zeigt Maßnahmen und Instrumente sowie Best-Practice-Beispiele, wie Unternehmen Doppelkarrieren fördern können.

Paare mit Kindern haben es in Deutschland immer noch schwer, gemeinsam Karriere zu machen. Das ist das zentrale Ergebnis einer von der "Initiative Chefsache" beauftragten Innofact-Befragung unter 1.000 Führungskräften und angehenden Führungskräften in Deutschland. Fast zwei Drittel der Befragten mit Kindern (63 Prozent) empfinden es als schwierig oder sehr schwierig, dass beide Partner ihre Berufswünsche verwirklichen können.

„Die Förderung von Dual Careers kann einen wesentlichen Beitrag zur Überwindung der klassischen Rollenverteilung zwischen Mann und Frau und damit zu mehr Chancengerechtigkeit leisten. Mit einer größeren Diversität bei Lebens- und Erwerbsmodellen und einer höheren Akzeptanz berufstätiger Eltern kann unsere Gesellschaft die Herausforderungen der Zukunft besser meistern“, sagt Cornelius Baur, Deutschlandchef von McKinsey und Mitglied der Initiative Chefsache.

Dual Careers: Vier Stellhebel für Unternehmen

Unternehmen kommt naturgemäß eine entscheidende Rolle bei Dual Careers zu. Sie können maßgeblich Einfluss nehmen, wenn es darum geht, die Laufbahn von Paaren so zu gestalten, dass zwei Karrieren und ihr Privatleben darin Platz finden. Die Autoren des Chefsache-Reports 2019 haben vier Stellhebel herausgearbeitet, an denen Unternehmen ansetzen können, um Doppelkarrieren zur erleichtern: flexibles Arbeiten richtig fördern, Kinderbetreuung ausbauen, Karrierepläne auf den Weg bringen und Unternehmenskultur weiterentwickeln.

Handlungsfelder zur Förderung von Doppelkarrieren

Der Chefsache-Report zeigt auch, dass viele von der Wirtschaft bislang angebotenen Maßnahmen sich offenbar  nicht mit den Bedürfnissen der Arbeitnehmer decken. Kritikpunkte sind hier vor allem zu statische Arbeitszeitregelungen: Drei Viertel aller Führungskräfte (76 Prozent) wünschen sich eine flexible Einteilung ihrer Arbeit pro Tag und Woche, nur 40 Prozent sind mit der derzeitigen Situation zufrieden. 67 Prozent hätten gerne mehr räumliche Flexibilität, 60 Prozent befürworten Langzeitarbeitskonten. Drei Viertel der Befragten wünschen sich ein familienfreundlicheres Umfeld im Unternehmen und 63 Prozent wollen ihren Partner in der Karrieregestaltung berücksichtigt wissen. Auch die Unterstützung bei der Arbeitssuche des Partners bei beruflichen Umzügen ist für die Führungskräfte ein zentrales Thema: Wunsch: 60 Prozent; Zufriedenheit: 20 Prozent. Die Autoren des Chefsache-Report empfehlen daher - im Rahmen der oben genannten vier Stellhebel - folgende Handlungsfelder für Unternehmen.

1. Flexibles Arbeiten fördern

  • mehr zeitliche Flexibilität einräumen
  • ortsunabhängiges Arbeiten ermöglichen und fördern
  • innovative Arbeitszeitmodelle etablieren und bewerben

2. Kinderbetreuung ausbauen

  • Kinderbetreuungsangebote bereitstellen
  • Kinderbetreuungskosten bezuschussen
  • Ferienbetreuung anbieten
  • Kurzfristige Kinderbetreuung bereitstellen
  • Netzwerke fördern

3. Karrierepläne auf den Weg bringen

  • Programme zur Karriereförderung ausbauen
  • Sponsoren und aktive Unterstützer fördern
  • Internationale Mobilität unterstützen

4. Unternehmenskultur weiterentwickeln

  • Für mehr Vorbilder und Befürworter sorgen
  • Ergebnisorientierung im System und im Mindset verankern
  • Kultur des Gebens und Nehmens etablieren

Doppelkarrieren fördern mit flexiblen Arbeitsmodellen

Flexible Arbeitsmodelle werden bisher von Führungskräften seltener in Anspruch genommen als von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ohne Führungsverantwortung. Damit sich das ändert, hat Evonik die interne Job-Plattform „PAIRfect“ aufgebaut, auf der jeder einen Tandempartner für eine gemeinsame Stelle suchen kann.

Doppelkarrieren fördern durch Unterstützung bei der Kinderbetreuung

Eine der größten Herausforderungen für Karrierepaare mit Kindern ist die Betreuung des Nachwuchses. 75 Prozent der 25 Chefsache-Mitgliedsunternehmen stellen bereits eine betrieblich unterstützte Kinderbetreuung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereit. 40 Prozent bezuschussen Gebühren für Beratungsservices und Vermittlungsagenturen. Auch externe Ferienangebote sind in vielen Chefsache-Organisationen etabliert. So bieten zum Beispiel Siemens, Evonik, der NDR, Volkswagen, die Deutsche Post DHL Group und BASF mit verschiedenen Kooperationspartnern Freizeiten und andere sportliche und kulturelle Aktivitäten für Schulkinder in den Ferien an. Ein Vorreiter bei der Ad-hoc-Betreuung von Kindern ist die Lufthansa Group. Unter dem Stichwort „Fluggi-Land“ erhalten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kurzfristig Unterstützung, wenn unerwartete Engpässe bei der Kinderbetreuung auftreten.

Doppelkarrieren fördern mit Coaching und Mentoring

Unterstützung in der Karriere ist aber auch dann wichtig, wenn es zu Abwesenheitszeiten durch Elternzeit und Familienbetreuung kommt. Beispiele für solche Förderprogramme sind das „Stay in contacT”-Programm der Deutschen Telekom, das während Abwesenheitszeiten greift, oder das „Career+”-Programm von BASF, das Mentoring für Mütter und Väter mit kleinen Kindern bereitstellt. Viele Chefsache-Unternehmen bieten zudem Coachings und strukturierte Gespräche an, um den Wiedereinstieg etwa nach einer Babypause frühzeitig zu planen und vorzubereiten. Da noch immer oft Frauen in Dual-Career- Konstellationen zurückstecken, wenden sich einige Mentoringprogramme direkt an Frauen, etwa das „TAFF”-Programm des TÜV Rheinland („TÜV Rheinland-Angebot für Fach- und Führungsfrauen“) oder das „GoAhead”-Programm der Lufthansa Group.

Dual Careers: Mobilität von Paaren fördern

Die Mobilität insbesondere hochspezialisierter Fachkräfte ist ein wichtiger Erfolgsfaktor für globale Unternehmen. „Um es Paaren leichter zu machen, damit sie gemeinsam mobil sein und ihren beruflichen Weg auch im Ausland weiterverfolgenden können, haben wir gemeinsam mit anderen Unternehmen die Dual-Career-Plattform ins Leben gerufen“, sagt Michael Heinz, Mitglied des Vorstands der BASF und Mitglied der Initiative Chefsache. Mit Hilfe der Plattform sollen nicht nur den entsandten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sondern gleichzeitig der jeweiligen Partnerin oder dem Partner attraktive berufliche Optionen geboten werden.

Über die "Initiative Chefsache"

Die Initiative Chefsache ist ein Netzwerk zur Förderung eines ausgewogenen Verhältnisses von Frauen und Männern in Führungspositionen. Schirmherrin der Initiative Chefsache ist Bundeskanzlerin Angela Merkel. Treibende Kräfte sind Geschäftsführungsmitglieder und Vorstände von Unternehmen sowie Leiterinnen und Leiter wissenschaftlicher, sozialwirtschaftlicher und öffentlicher Einrichtungen. Mit neuen Ideen und Konzepten will die 2015 gegründete Initiative ein Umdenken in der Arbeitswelt herbeiführen.


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