Dieselgate kratzt am Image der Automobilhersteller

Die Automobilhersteller verlieren an Attraktivität für Absolventen. Die Absolventen zieht es stattdessen vermehrt in andere Branchen, wie die Luft- und Raumfahrtindustrie und zu den Beratungen, so die Ergebnisse des Trendence Graduate Barometers 2016.

Das Beratungs- und Forschungsunternehmens Trendence befragt jährlich 37.000 abschlussnahe Studierende nach den beliebtesten Arbeitgebern und erstellt daraus ein Ranking. „Es hat in den letzten fünf Jahren noch nie eine Branche so geschlossen so viele potenzielle Bewerber verloren wie die Automobilhersteller in diesem Jahr Ingenieure“, so Trendence-Geschäftsführer Holger Koch. „Bei dem großen Vorsprung, den die Automobilhersteller in den Arbeitgeberrankings haben, hat das allerdings kaum Auswirkungen auf die Rangfolge – außer für Volkswagen.“

Automobilhersteller verlieren Bewerber

Volkswagen ist der größte Verlierer im Ranking: Das Unternehmen verliert 2,5 Prozentpunkte der Stimmen der Ingenieure. Das entspricht fast einem Viertel der potenziellen Bewerber des Vorjahres. Volkswagen sinkt damit von Rang 5 auf 8. Bei den Wirtschaftswissenschaftlern fällt der Konzern sogar aus den Top 10. Trotz Dieselgate bleibt die Automobilbranche die beliebteste Branche der Absolventen für den ersten Job nach dem Studium. BMW und Audi führen nach wie vor das Ranking der beliebtesten Arbeitgeber für Absolventen an.

Daimler/Mercedes-Benz steigert sich gegen den Branchentrend

Daimler/Mercedes-Benz gewinnt als einziger Automobilhersteller sowohl bei den Wirtschaftswissenschaftlern als auch bei den Ingenieuren – und das im dritten Jahr in Folge. „Daimler/Mercedes-Benz profitiert vor allem von seinen guten Geschäftszahlen und seinem kontinuierlichen Werben um die besten Talente in den vergangenen Jahre“, so Holger Koch. Auch viele Automobilzulieferer wie Schaeffler, Brose und Hella trotzen dem Abwärtstrend und steigen im Ranking der beliebtesten Arbeitgeber der Ingenieure.

Luft- und Raumfahrtindustrie hebt ab

In diesem Jahr streben mehr angehende Ingenieure nach einem Job in der Luft- und Raumfahrtindustrie, vor allem bei der Airbus Group. Sie steigt von Rang 9 auf Rang 6 in der Arbeitgeberwunschliste der Ingenieure. „Neue und erfolgreiche Produkte, gerade im Flugzeugbau, zeigen den Absolventen, dass das Unternehmen viele spannende Aufgaben bietet“, erklärt Holger Koch. Und die sind das wichtigste Auswahlkriterium der Absolventen bei der Arbeitgeberwahl: 95 Prozent der angehenden Ingenieure sind attraktive Aufgaben wichtig.

Berater gewinnen

Für Wirtschaftswissenschaftler wird eine Karriere bei Beratungen und Wirtschaftsprüfungen wieder attraktiver. PwC festigt seinen Platz als Erster der Branche vor EY und verbessert sich vom zehnten auf den neunten Platz. McKinsey gewinnt in diesem Jahr am deutlichsten und steigt von Rang 16 auf 13. Einzig KPMG verliert an Zustimmung bei den Absolventen und tauscht mit McKinsey die Plätze.

Frauen mangelt es an Selbstbewusstsein bei Gehaltswünschen

Das Wunschgehalt sowohl der Frauen als auch der Männer steigt in diesem Jahr auf ein neues Rekord-Hoch, aber die Lücke zwischen dem Wunschgehalt der Männer und dem der Frauen ist seit Jahren unverändert groß. Frauen der Wirtschaftswissenschaften verlangen heute 42.100 Euro brutto. Das sind 13 Prozent weniger als das Wunschgehalt der Männer, das bei 48.500 Euro liegt. 2007 lag die Differenz bei elf Prozent. Bei den Ingenieuren verhält es sich ähnlich. 2007 verlangten Frauen sieben Prozent weniger Gehalt als Männer – heute sind es zehn Prozent. Aktuell wollen Ingenieurinnen 44.100 Euro verdienen, die Männer 48.900 Euro.

 

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