Marktübersicht

Das Dienstrad bleibt beliebtes Benefit


Das Dienstrad bleibt beliebtes Benefit

Immer mehr Unter­nehmen ermöglichen ihren Beschäftigten, hochwertige Fahrräder und E-Bikes steuer­begünstigt zu leasen. Das einstige Nischen­thema hat sich vieler­orts zum festen Be­stand­teil der HR-Strategie entwickelt. Auch für dezentrale und hybride Arbeitsmodelle ist der Benefit geeignet.

Lange Zeit galt der Dienstwagen als Statussymbol. Doch auch Diensträder haben längst ihren Platz in modernen Mobilitäts- und HR-Strategien gefunden: Laut einer Studie von Deloitte hat sich der Gesamtumsatz der Anbieter im deutschen Dienstradleasing-Markt zwischen 2019 und 2023 fast verfünffacht. Das entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 46 Prozent. 2019 gab es noch rund 400.000 geleaste Dienstfahrräder, Ende 2023 waren es 1,9 Millionen.

Auch die Anbieter selbst beobachten einen deutlichen Anstieg: So berichtet beispielsweise der Dienstleister Jobrad, dass sich seit 2019 die Anzahl der geleasten Räder verdreifacht habe. Auch Business Bike, Bikeleasing-Service und Lease a Bike sprechen von einer anhaltend hohen Nachfrage – selbst in wirtschaftlich angespannten Zeiten. Die vielfältigen Vorteile für Unternehmen und Mitarbeitende erklären den anhaltenden Aufwärtstrend.

Dienstrad: kostenneutraler Benefit mit Steuervorteil

Das Leasing funktioniert bei allen Anbietern nach einem ähnlichen Prinzip: Unternehmen schließen einen Rahmenvertrag mit einem Leasinganbieter ab, während Mitarbeitende ihr Wunschrad – ob E-Bike, Lastenrad oder Rennrad – bei einem angeschlossenen Fachhändler auswählen. Die Leasingraten werden in der Regel direkt vom Bruttogehalt der Beschäftigten abgezogen. Das funktioniert über die sogenannte Entgeltumwandlung: Dabei verzichten Beschäftigte auf einen Teil ihres Bruttogehalts und finanzieren damit die Leasingrate. Das senkt gleichzeitig ihre Steuer- und Sozialabgabenlast. Für den Arbeitgeber entstehen dabei in den meisten Fällen keine direkten Zusatzkosten. Viele Anbieter übernehmen die komplette Abwicklung über digitale Plattformen und bieten ergänzende Services wie Versicherungsschutz oder Rücknahmeoptionen bei Störfällen an. 

Für die Mitarbeitenden ist das Modell vor allem wegen der steuerlichen Vorteile attraktiv. Seit 2020 gilt für Diensträder und E-Bikes die 0,25-Prozent-Regelung: Wer sein Dienstfahrrad auch privat nutzt, muss den geldwerten Vorteil lediglich mit einem Viertel des Bruttolistenpreises pro Monat versteuern. Zum Vergleich: Bei klassischen Dienstwagen sind es in der Regel 1 Prozent, bei Hybridfahrzeugen 0,5 Prozent. Diensträder werden demnach steuerlich gleichwertig behandelt wie rein elektrische Firmenwagen. Ein Beispiel: Für ein E-Bike im Wert von 4.000 Euro fallen nur 10 Euro monatlich als geldwerter Vorteil an – je nach Steuerklasse macht das nur wenige Euro an Steuern aus. Da die Leasingrate zudem über Gehaltsumwandlung vom Bruttogehalt bezahlt wird, reduziert sich das steuerpflichtige Einkommen zusätzlich. In Summe sparen Beschäftigte so bis zu 40 Prozent gegenüber dem Privatkauf.

"Die 0,25-Prozent-Regelung hat Dienstradleasing für viele Beschäftigte überhaupt erst wirtschaftlich interessant gemacht", sagt Sabine Liebe, Sales Direktorin von Lease a Bike. Zudem sei Dienstradleasing für Unternehmen nicht nur kostenneutral, sondern auch mit geringem administrativem Aufwand umsetzbar. Florian Baur, CEO von Jobrad, sieht als Grund für die gestiegene Nachfrage beim Dienstradleasing auch die große Beliebtheit von E-Bikes. Diese sind nämlich meist relativ teuer, weshalb viele Beschäftigten die Ersparnisse durch Dienstradleasing schätzen. Drei von vier über Jobrad geleaste Fahrräder seien E-Bikes.

Hier geht es zur Marktübersicht "Dienstradleasing: Anbieter und ihre Konditionen im Überblick".

Dienstradleasing in der hybriden Arbeitswelt

Auch die weiteren Vorteile von Diensträdern liegen auf der Hand: "Viele Unternehmen begreifen das Dienstrad mittlerweile als festen Bestandteil ihrer Arbeitgebermarke", erklärt  Sabine Liebe, "es zahlt auf Nachhaltigkeit, Gesundheitsförderung und Mitarbeiterbindung gleichzeitig ein." Laut Stefan Page, Geschäftsführer von Business Bike, wollen viele Arbeitgeber und Beschäftigte mit dem Fahrrad als umweltschonendes Fortbewegungsmittel einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. "Zum anderen spielt Gesundheitsförderung eine große Rolle. Radfahren unterstützt Bewegung im Alltag und kann die Zahl der Krankheitstage verringern." Paul Sinizin, CEO des Bikeleasing-Service, sieht Diensträder sogar in erster Linie als Gesundheits-Benefit, wobei Mobilität seiner Beobachtung nach nur eine untergeordnete Rolle spielt: "Viele Mitarbeitende nutzen das Rad vorrangig für Freizeit und Sport."

Deshalb habe auch die Verbreitung von Homeoffice und Remote Work seit der Corona-Pandemie die Nutzung nicht gebremst. Im Gegenteil: Die Branche hat laut Sinizin sogar gerade während der Pandemie einen regelrechten Boom erlebt, weil kontaktarme Outdoor-Aktivitäten wie Radfahren damals die Freizeitbeschäftigung der Wahl waren. Das habe vorübergehend zu einer Überproduktion von Rädern geführt. "In den letzten Jahren war der Markt zeitweise übersättigt. Die Lagerbestände erholen sich erst jetzt." Stefan Page von Business Bike beobachtet, dass gerade in hybriden Arbeitsmodellen die Nutzung von Dienstradleasing weiter ansteigt. "Das Dienstrad kann unabhängig vom Arbeitsort genutzt werden und passt deshalb gut zu dezentralen Modellen."

Anbieterübersicht: Dienstrad-Branche im Übergang

Alle vier Anbieter berichten, dass Diensträder branchen- und unternehmensgrößenübergreifend attraktiv bleiben – vom Handwerksbetrieb mit wenigen Mitarbeitenden bis zum DAX-Konzern. Aktuell befindet sich die Branche laut Florian Baur im Übergang von einer Phase des starken Wachstums hin zu einem reiferen Markt. "Während früher der Fokus darauf lag, Dienstradleasing überhaupt anzubieten, erwarten Kundinnen und Kunden heute technische Exzellenz und Flexibilität", stellt er fest. Sabine Liebe von Lease a Bike beobachtet zudem, dass die Anforderungen an digitale Plattformen, etwa in den Aspekten Nutzerfreundlichkeit und Prozessgeschwindigkeit zunähmen. "Wir sehen deutlich, dass sich der Markt zunehmend professionalisiert. Mit einem dynamischeren Wettbewerb und wachsenden Anforderungen von Kundenseite wird es für kleinere Anbieter zunehmend herausfordernd. Insofern rechnen wir langfristig mit Übernahmen in der Branche."

Auch Stefan Page sieht eine klare Marktkonsolidierung: "Größere Anbieter bauen ihre Marktposition aus, während kleinere sich zurückziehen oder übernommen werden." Gleichzeitig werde der Markt professioneller und stärker auf Servicequalität ausgerichtet. "Der Wettbewerb verlagert sich auf die Qualität der Dienstleistung und die Zufriedenheit der Unternehmen," so Page. Paul Sinizin vom Bikeleasing-Service beobachtet ebenfalls strukturelle Veränderungen auf dem Markt. Durch die zunehmende Komplexität sei es entscheidend, alle relevanten Prozesse – von Versicherung bis Rücknahme – effizient und vollintegriert abzubilden. Anbieter ohne entsprechende Infrastruktur könnten es langfristig schwerer haben.

Genau darin liegen für die Anbieter auch die aktuellen Herausforderungen: Die Erwartungen von Arbeitgebern und Mitarbeitenden steigen. Gefragt sind heute nicht nur Leasingverträge, sondern digitale Plattformlösungen, die sich nahtlos in bestehende HR-Systeme einfügen. Sabine Liebe von Lease a Bike berichtet zudem, dass Kunden im öffentlichen Dienst eigene Anforderungen mit sich bringen, etwa durch bestehende Tarifverträge; diese erforderten individuelle Lösungen. Auch Stefan Page erwähnt die Herausforderung, dass das Dienstradleasing im öffentlichen Dienst aufgrund von arbeitsrechtlichen Hürden durch Tarifverträge noch nicht flächendeckend möglich ist.

Dienstradleasing wird Standard

Worüber sich jedoch alle Anbieter einig sind, ist, dass Dienstradleasing langfristig Bestandteil einer modernen HR-Strategie sein wird. "Das Dienstrad gehört mittlerweile zum guten Ton", sagt Paul Sinizin. Die Bikeleasing-Gruppe denkt das Thema ganzheitlich und bietet deshalb mit dem Teilunternehmen Probonio eine digitale Multi-Benefit-Lösung an, über die Arbeitgeber ihren Mitarbeitenden per App nicht nur Diensträder, sondern auch andere Benefits zur Verfügung stellen können. "Das Fahrrad ist Teil einer größeren Mobilitätsstrategie, die auch Jobticket, Carsharing und andere Benefits einschließt", so Sinizin. Entscheidend ist seiner Einschätzung nach vor allem die Flexibilität. Beispielsweise bleibe der Dienstwagen weiterhin beliebt, aber das Fahrrad nehme daneben eine gleichwertige Stellung an. Manche Beschäftigte würden sich beispielsweise für den Winter ein Auto und für den Sommer ein Fahrrad leasen. Stefan Page von Business Bike erwartet dagegen langfristig einen Kulturwandel, weg vom Dienstwagen als Statussymbol, hin zu individuellen, nachhaltigen Mobilitätslösungen, bei denen das Fahrrad eine zentrale Rolle spielt. 

Auch Jobrad bietet innerhalb der Unternehmensgruppe weitere Services an, die über das Dienstradleasing hinausgehen. Zum Beispiel können Unternehmen über die Schwestergesellschaft Lofino das Dienstradleasing als Teil von Mobilitätsbudgets anbieten.

Personalverantwortliche können über eine Schnittstelle alle relevanten Daten abrufen und selbstständig in ihre Systeme integrieren. Eine Integration in HR-Systeme sei ebenfalls in Arbeit. Mit einem Refurbishing-Konzept setzt Jobrad zudem auf Nachhaltigkeit: "Leasingräder, die nicht übernommen werden, erhalten im Refurbishing ein zweites Leben und wir halten sie so im Loop", erklärt Florian Baur. Er weist auch darauf hin, dass sich Fahrräder technologisch immer weiterentwickeln – zum Beispiel durch smarte Features wie GPS-Tracking, vernetzte Displays oder innovative Antriebssysteme. "Diese technologischen Fortschritte machen Fahrräder hochwertiger, aber auch finanziell anspruchsvoller. Gerade deshalb bleibt Dienstradleasing attraktiv und ermöglicht Mitarbeitenden Zugang zu Spitzenmodellen zu deutlich niedrigeren Kosten", erklärt Baur. 

Dienstrad: aus der Nische in den Mainstream

Dienstradleasing ist gekommen, um zu bleiben: Was vor rund zehn Jahren als Nischenangebot begann, hat sich zum Mainstream entwickelt. Das Dienstrad steht heute nicht nur für nachhaltige Mobilität, sondern ist auch ein wirkungsvolles Instrument zur Gesundheitsförderung und trägt zur Mitarbeiterbindung bei. Entscheidend wird sein, wie Anbieter es schaffen, das Dienstrad in ganzheitliche Mobilitäts- und Benefit-Strategien einzubetten – und damit noch mehr Menschen zu erreichen, unabhängig von Arbeitsort, Jahreszeit oder Verkehrsmittelwahl.

Hier geht es zur Marktübersicht "Dienstradleasing: Anbieter und ihre Konditionen im Überblick".


Dieser Beitrag ist erschienen in Personalmagazin 10/2025. Als Abonnent haben Sie Zugang zu diesem Beitrag und allen Artikeln dieser Ausgabe in unserem Digitalmagazin als Desktop-Applikation oder in der Personalmagazin-App.


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