CEO-Wechsel: Die Verweildauer deutscher CEOs

Knapp acht Jahre bleiben deutsche CEOs in ihrer Position. Damit hat sich ihre Verweildauer im Vergleich zu den Vorjahren verlängert, hat die Analyse eines Strategieberaters ergeben. Sie zeigt auch, aus welchen Gründen die CEOs, die ihr Unternehmen verlassen, den Hut nehmen müssen.

Genau 7,8 Jahre bleiben CEOs in Deutschland, Österreich und der Schweiz zurzeit im Durchschnitt ihrem Unternehmen treu. Nur in 12,7 Prozent der in dort ansässigen 300 größten börsennotierten Unternehmen ist im vergangen Jahr der CEO-Posten neu besetzt worden. Im Vergleich zum Vorjahr gibt es damit mehr Kontinuität auf deutschen, österreichischen und schweizer Chefetagen: Im Jahr 2015 wurden DACH-weit noch 16,7 Prozent der Chefposten neu besetzt.

Mit der aktuellen Wechselquote verzeichnet die DACH-Region weltweit die geringste Fluktuation an der Unternehmensspitze. Die meisten Wechsel gab es im vergangenen Jahr in Brasilien, Russland und Indien. Dort lag die Fluktuationsrate bei jeweils 17,2 Prozent.

Die Zahlen stammen aus der "2016 CEO Success Study" von "Strategy &", der Strategieberatung des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens PWC. Die Berater haben dafür die Veränderungen an der Spitze der 2.500 größten börsennotierten Unternehmen weltweit untersucht.

CEO-Wechsel: Nur wenige Verträge aufgelöst

Der häufigste Grund für einen Vorstandswechsel ist demnach, dass der Vertrag des CEO ausläuft oder der Top-Chef eine bestimmte Altersgrenze erreicht hat. Vorzeitig wurde im vergangenen Jahr der Vertrag bei 18,7 Prozent der Wechsel aufgelöst; im Jahr 2015 waren dies noch bedeutend mehr, nämlich 31,7 Prozent. In 13,4 Prozent der Fälle mussten die CEOs den Hut nehmen, weil ihre Firma mit einem anderen Unternehmen fusionierte oder weil ein anderes Unternehmen ihre Firma aufgekauft hat.

"Trotz vieler externer Unsicherheitsfaktoren herrscht in den Vorstandsetagen im deutschsprachigen Raum wieder mehr Stabilität", kommentiert Peter Gassmann, Deutschlandchef und Sprecher der Geschäftsführung bei "Strategy &". "Vor allem bei vielen großen Dax-Unternehmen fanden 2016 geplante Wechsel statt."

Die Daten legen auch nahe, dass die DACH-Unternehmen bei der internen Nachwuchsförderung einen guten Job machen: Denn nur 25 Prozent der CEOs, die 2016 ihren Job in einem Unternehmen in Deutschland, Österreich oder der Schweiz angetreten haben, sind extern rekrutiert worden.

Mehr Vertragsauflösungen wegen ethischer Fehltritte

Die Studie offenbart jedoch auch, dass es in den Chefetagen in Deutschland, Österreich und der Schweiz einige schwarze Schafe gibt. Denn von den CEOs, die ihren Posten nach einer Vertragsauflösung geräumt haben, musste jeder Zwanzigste (5,3 Prozent) wegen ethischer Fehltritte gehen. Damit gab es 2016 ein Drittel mehr Vertragsauflösungen, die auf ein Fehlverhalten der Top-Führungskräfte zurückgingen.

Die Studienautoren möchten dies aber nicht als Beleg dafür werten, dass Führungskräfte heute moralisch korrumpierter sind als früher – es könnte auch sein, dass Fehltritte heute eher geahndet werden als früher. "Basierend auf den Erfahrungen aus unserer langjährigen Zusammenarbeit mit hunderten von Unternehmen weltweit gehen wir nicht von einer allgemeinen Verschlechterung des Verhaltens aus", erläutert Gassmann. Vielmehr habe sich das Umfeld geändert, in dem CEOs agieren.

Ein Drittel der CEOs kommt aus dem Ausland

Was Nachwuchs-Top-Manager mitbringen müssen, um es auf die oberste Führungsebene zu schaffen, haben die Studienautoren ebenfalls untersucht. Demnach legen Aufsichtsräte in der DACH-Region bei der Besetzung von CEO-Positionen viel Wert auf Auslandserfahrung: Mit 57 Prozent verfügen deutsche CEOs mehr als doppelt so häufig über internationale Arbeitserfahrung als der globale Schnitt.

Internationale Kandidaten dazu zu bewegen, in ihrem Unternehmen als CEO zu starten, schaffen bislang aber wenige Aufsichtsräte: Bislang kommen nur 33 Prozent der CEOs in der DACH-Region aus einem Land außerhalb von Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Noch weniger CEOs in der DACH-Region können heute einen Doktortitel nachweisen – nur acht Prozent sind promoviert. Demnach beeindruckt das "Dr." auf dem Lebenslauf immer weniger Aufsichtsräte im deutschsprachigen Raum: Seit 2014 ist die Zahl der Doktoren auf der obersten Chefetage von damals 27 Prozent drastisch zurückgegangen.

Weibliche CEOs sind noch überall Exoten

Ein weiteres – wenig erfreuliches, aber auch wenig überraschendes – Ergebnis der Analyse: Die meisten CEO-Büros in den untersuchten Unternehmen sind nach wie vor fest in männlicher Hand; nur in drei Prozent sitzen Frauen. Damit liegt die DACH-Region noch unter dem – ebenfalls niedrigen – globalen Schnitt von 3,6 Prozent.

Und selbst die weltweiten Spitzenreiter beim Thema "Geschlechterdiversität" können nur wenige weibliche CEOs vorweisen: Den höchsten Anteil haben die USA und Kanada – mit gerade einmal 5,6 Prozent Frauen.

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