Bitkom-Studie: Zu wenig Weiterbildung zu Digitalkompetenzen

Deutsche Arbeitnehmer fühlen sich für die digitalisierte Arbeitswelt schlecht gewappnet. Kein Wunder, wie eine aktuelle Bitkom-Studie zeigt: Demnach fehlen vor allem Zeit, Geld und die Unterstützung der Arbeitgeber für Weiterbildungen rund ums Thema "Digitalkompetenzen".

Keine Zeit und kein passendes Angebot – das sind laut der Umfrage im Auftrag des IT-Branchenverbands Bitkom die Hauptgründe, warum sich deutsche Arbeitnehmer nicht ausreichend in Digitalthemen weiterbilden: Sieben von zehn abhängig Beschäftigten (72 Prozent) beklagen, dass ihnen während der Arbeit die Zeit für Weiterbildungen zum Umgang mit neuen, digitalen Technologien fehlen. Und sechs von zehn Befragten (59 Prozent) sagen, dass ihr Arbeitgeber keine Weiterbildungen zu digitalen Themen anbiete.

Digitalkompetenzen – gefordert, aber nicht gefördert

Infolgedessen stecken viele Befragten offenbar in einem Digitaldilemma: Denn obgleich die Unternehmen nicht genug in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren, berichten vier von zehn Befragten (39 Prozent), dass ihr Arbeitgeber vermehrt auf neue, digitale Technologien setze. Am Arbeitsplatz werden also jene Digitalkompetenzen gefordert, die bislang nicht ausreichend gefördert werden.

Bitkom-Präsident Achim Berg nimmt daher die Arbeitgeber in die Pflicht: "Neben der Motivation der Mitarbeiter spielen auch das vorhandene Zeitbudget und das Angebot an Weiterbildungen durch den Arbeitgeber eine entscheidende Rolle. Hier ist vor allem das Management gefordert. Lebenslanges Lernen muss raus aus dem Podiumssprech und rein in die unternehmerische Praxis", fordert Berg. Digitalkompetenz gehörten dabei in den Mittelpunkt.

Digitalkompetenz wird zur Kernkompetenz

Immerhin besteht über die Frage, welche Rolle Digitalkompetenz in der digitalisierten Arbeitswelt in Zukunft spielen wird, bei allen Beteiligten Konsens: Drei von vier Erwerbstätigen (77 Prozent) sind der Ansicht, dass Digitalkompetenz für ihren Arbeitsplatz künftig genauso wichtig sein wird wie fachliche oder soziale Kompetenz. Acht Prozent meinen sogar, dass Digitalkompetenz in Zukunft die wichtigste Fähigkeit von Arbeitnehmern sein wird. "Fragt man Geschäftsführer und Personalentscheider, zeigt sich ein ähnliches Bild. Digitalkompetenz wird in allen Branchen zur Kernkompetenz", ergänzt Berg. Auch lebenslanges Lernen gilt für neun von zehn Bundesbürgern als wichtige Voraussetzung für den Erfolg in der digitalisierten Arbeitswelt.

Weiterbildungen: Computer- und Sprachkurse hoch im Kurs

Um dem digitalen Dilemma – hohe Ansprüche der Arbeitgeber auf der einen und ein ungenügendes Weiterbildungsangebot auf der anderen Seite – zu entkommen, übernehmen drei von vier Befragten die Verantwortung für ihre Weiterbildung selbst und finanzieren diese auch aus der eigenen Tasche. So besuchen die Befragten beispielsweise Weiterbildungen zu Computerprogrammen oder Fremdsprachen (20 Prozent). In diesen Kursen lernen 25 Prozent beziehungsweise 20 Prozent mit klassischen Lernformaten wie Seminaren. Jeweils sieben Prozent bevorzugen bei diesen Weiterbildungen digitale Lernformate wie E-Learnings.

Nicht immer geht es den Mitarbeitern aber bei ihrer privaten Weiterbildung darum, sich für ihren Job fit zu machen: Am populärsten ist nämlich das Thema "Ernährung und Kochen", in dem sich 36 Prozent analog und 23 Prozent digital weiterbilden.

Bitkom fordert: Mehr Weiterbildung mit mehr digitalem Lernen

Um die Bereitschaft zu Weiterbildungen zu erhöhen, sollten für Unternehmen und Erwerbstätige gezielt Anreize geschaffen werden, etwa durch Steuererleichterungen, fordern die Studienautoren vom IT-Branchenverband. Neben der Politik seien auch die Unternehmen gefordert, betont Bitkom-Chef Berg: "Bei der derzeit allgemein guten Auftragslage versäumen es viele Unternehmen, in das Geschäft und die Mitarbeiter von morgen zu investieren. In Zukunft braucht es vor allem sehr gut qualifizierte Fachkräfte – dafür müssen auch die Unternehmen sorgen."

In diesem Zusammenhang weist Berg auch auf die Möglichkeiten hin, die digitale Lernformate bieten. "Digitale Lernformate wie Online-Tutorials, Lern-Apps fürs Smartphone oder Moocs sind vielseitig und leicht zugänglich. Sie lassen sich immer und überall nutzen – etwa auf Bahnfahrten, im Wartezimmer oder an der Bushaltestelle", so Berg. Neue Technologien wie adaptive Learning würden Inhalte ermöglichen, die genau an den individuellen Wissensstand und Lernfortschritt angepasst sind.

Über die Studie

Die Angaben basieren auf einer repräsentativen Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Im August 2017 wurden dabei 1.010 Bundesbürger ab 14 Jahren befragt, darunter 551 Erwerbstätige beziehungsweise 462 Erwerbstätige in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis sowie 459 Nutzer digitaler Lernformate. Die Umfrage ist repräsentativ für die Gesamtbevölkerung.


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