Automobilindustrie im Wandel: Die Berater-Challenge

Beratungsleistungen haben ihren Preis. Doch wie hoch ist der? Eine Kostenkalkulation für eine Fallstudie vorzulegen ist schwierig. Trotzdem liefert sie Richtwerte, die als Anhaltspunkte für die Entscheidungsfindung dienen können. Doch manchmal steht der "Berater-Sprech" einer transparenten Leistungsübersicht im Wege.

Als Betriebswirte leben wir in einer Blase, die sich unter anderem in einer eigenen (Fach-)Sprache manifestiert. Der sprichwörtliche "Berater Sprech" findet sich in unterschiedlichem Ausmaß auch in den Beratungskonzepten wieder.

Berater-Challenge: Herausforderung "Buzzword-Bingo"

Leider muss ich feststellen, dass ich die Beratungskonzepte nicht im Detail interpretieren kann, weil es mir schwerfällt, die Substanz der Ideen zu bewerten. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin kein "Denglisch"-Gegner. Fachbegriffe lassen sich oft nicht gut übersetzen und dürfen gerne im englischen Original verwendet werden. Kritisch wird es aber, wenn Fachbegriffe mit "Buzzwords" verwechselt werden. Fachbegriffe definieren einen Sachverhalt und vereinfachen die Diskussion, weil sie in der gebotenen Knappheit zu einem identischen Verständnis komplexer Sachverhalte beitragen. Buzzwords tarnen sich gerne als Fachbegriffe, sind in Wahrheit aber oftmals inhaltsleer und täuschen den Fachbegriffscharakter nur vor.

Mit Karl Popper (1971) gesprochen: "Wer’s nicht einfach und klar sagen kann, der soll schweigen und weiterarbeiten, bis er’s klar sagen kann." Vielleicht ist meine Kritik an dieser Stelle zu hart; sie trifft auch nicht alle Vorschläge in der gleichen Weise und Stärke (jeder Leser und jede Leserin soll gerne selbst entscheiden, ab wann es ihm oder ihr zu viel wird). Aber legen Sie den Beratungsansatz Ihrer Wahl einmal einem guten Freund oder einer guten Bekannten aus Ihrem Umfeld vor, die nichts mit Wirtschaft, HR oder Beratung zu tun haben. Man wird Sie mit einiger Wahrscheinlichkeit fragen, was die Vorschläge konkret bedeuten. Aus meiner Sicht sollten Sie alles, was sie nicht einfach und klar erklären können, kritisch hinterfragen und im Zweifel ablehnen.

Kostenkalkulationen sind als Richtwerte anzusehen

Alle Beratungsunternehmen schlagen einen umfassenden Beratungsansatz vor. Das hat seinen Preis. Um es vorwegzunehmen: Alle Beratungen setzen auf realistische Szenarien mit entsprechenden Laufzeiten und intensiven Beratungseinsätzen. Da wir in der Fallbeschreibung auf genaue Details verzichten mussten, sollen auch die Kalkulationen eher tendenziell interpretiert werden.

Die Spanne reicht von 45 bis 65 Beratertagen über einen Zeitraum von 24 bis 30 Wochen im Haufe-Angebot bis hin zu einem ausgedehnten Vierjahresprojekt mit 670 Personentagen pro Jahr und einem geschätzten Gesamtvolumen von mehr als vier Millionen Euro bei Detecon. Hier sollte erwähnt werden, dass das Haufe-Angebot aufgrund der unvollständigen Fallbeschreibung einzelne Angebotsbestandteile offenlässt und entsprechend ergänzt werden müsste.

Das Angebot von EY liegt mit 200 bis 300 Beratertagen in der Mitte der Spanne. Promerit-Mercer kalkuliert sein Angebot über einen Zweijahreszeitraum und kommt auf einen externen Input von in etwa vier zu leistenden Beraterjahren. Zudem wird eine explizite Kalkulation über die bei WOC abzustellenden internen Ressourcen eröffnet, welche sich auf weitere 15 Personenjahre sowie auf anteilige Commitments auf allen Führungsebenen beläuft. HR Pioneers kalkuliert in etwa 880 Personentage über einen Zeitraum von zwölf Monaten. Noch einmal sei betont, dass die Angebote primär einen Überblick über Kalkulationstendenzen geben.

Unterschiede spiegeln Beratungsansätze wider

Die Unterschiede in den Kalkulationen spiegeln die oben skizzierten Beratungsansätze wider. Eine intensive Begleitung gekoppelt an das Versprechen der Hilfe zur Selbsthilfe verlangt eine längere Laufzeit und einen intensiveren Dialog als primär externe Interventionen mit dem Ziel, einen gut geplanten Prozess zu implementieren (eine Ausnahme ist das umfangreiche Angebot von Detecon, das sich thematisch zwischen den Clustern bewegt, in der Kalkulation aber eher in das erste Cluster fällt). Daneben hat sicher die Erfahrung der Beratungen eine Rolle bei der Kalkulation gespielt.


Dieser Artikel stammt aus dem Personalmagazin 05/2019 mit dem Schwerpunkt "Berater-Challenge". Hier können Sie sowohl die komplette Auswertung von Professor Ingo Weller, der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Ansätze herausgearbeitet hat, lesen, als auch in Kurzform die eingereichten Konzepte der Berater, die einen Blick auf deren Handschrift erlauben. Lesen Sie das gesamte Magazin auch in der Personalmagazin-App.