Befragung

Arbeitgeber sehen Beschäftigung Geflüchteter als Chance


Arbeitsmarktintegration geflüchteter Menschen macht Fortschritte

Immer mehr Unternehmen beschäftigen sich aktiv mit der Integration geflüchteter Menschen mit grundständigen Deutschkenntnissen. Das ergab eine Befragung der Bundesagentur für Arbeit (BA) und der Deutschen Gesellschaft für Personalführung e.V. (DGFP).

Seit Oktober 2023 arbeiten die Deutsche Gesellschaft für Personalführung e.V. (DGFP) und die Bundesagentur für Arbeit (BA) gemeinsam an verschiedenen Projekten zur Integration von Geflüchteten. Anfang 2024 führten sie erstmals gemeinsam eine Befragung durch, um zu erfassen, welche Erfahrungen deutsche Unternehmen mit Arbeitsmarktintegration und der Beschäftigung von Menschen mit Fluchthintergrund gemacht haben. Die damalige Erhebung fand im Rahmen des "Job-Turbo" statt – einer Initiative des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales zur schnellen und nachhaltigen Integration von geflüchteten Menschen in den Arbeitsmarkt. Anfang 2025 wurde die Befragung erneut durchgeführt – mit dem Ziel, Entwicklungen im Jahresvergleich sichtbar zu machen. Die Ergebnisse zeigen: Das Potenzial geflüchteter Menschen für den deutschen Arbeitsmarkt wird zunehmend anerkannt und gewinnt an Bedeutung.

Positive Erfahrungen mit der Beschäftigung Geflüchteter

Das sind die wichtigsten Ergebnisse im Einzelnen:

  • Unternehmen sammeln zunehmend Erfahrungen mit geflüchteten Menschen: Während 2024 rund 50 Prozent der teilnehmenden Unternehmen angaben, innerhalb der letzten zwölf Monate Erfahrungen mit dieser Zielgruppe gesammelt zu haben, sind es 2025 bereits über 66 Prozent.
  • Das Einstellungsverhalten der Unternehmen bleibt hoch: Bei der ersten Befragung gaben rund 56 Prozent der Unternehmen an, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten Bewerberinnen und Bewerber mit Fluchthintergrund eingestellt haben, 2025 zeigt sich mit 57 Prozent trotz schwieriger Wirtschaftslage ein leichter Anstieg. 
  • Erfahrungen der Unternehmen sind überwiegend positiv: Rund 55 Prozent der Unternehmen berichten 2025 von überwiegend positiven Erfahrungen (51 Prozent in 2024) bei der Beschäftigung von Geflüchteten, nur sechs Prozent von negativen Erfahrungen.
  • Integration Geflüchteter wird als Chance gesehen: Knapp 70 Prozent der teilnehmenden Unternehmen sehen in der Integration geflüchteter Menschen ein wirksames Mittel gegen den Arbeits- und Fachkräftemangel.

Hürden bei der Integration: Sprache bleibt größter Knackpunkt

Trotz der gestiegenen Offenheit der Unternehmen gibt es weiterhin Herausforderungen zu bewältigen. Die häufigsten Gründe, warum Unternehmen Menschen mit Fluchthintergrund nicht als Lösung für den Fachkräftemangel sehen, sind nach wie vor mangelnde Sprachkenntnisse (84  Prozent), nicht ausreichende fachliche Fähigkeiten (69 Prozent) sowie Unsicherheit bezüglich der Bleibeperspektive (42  Prozent). Auch komplexe Verfahren (54 Prozent) kulturelle Unterschiede (49 Prozent) und ein hoher Betreuungsaufwand (40 Prozent) werden von den Unternehmen als Hinderungsgründe genannt.

Positiv ist allerdings, dass die Herausforderungen als überwindbar bewertet werden: Nur etwa fünf Prozent der teilnehmenden Unternehmen geben an, dass die Schwierigkeiten nicht überwindbar seien.

Geflüchtete Menschen als Chance zur Sicherung des Fachkräftebedarfs

DGFP-Geschäftsführer Ralf Steuer fasst die Ergebnisse so zusammen: "Immer mehr Unternehmen erkennen in der Beschäftigung geflüchteter Menschen eine strategische Chance – nicht nur zur Sicherung ihres Fachkräftebedarfs, sondern auch als Ausdruck gelebter Vielfalt", kommentiert DGFP-Geschäftsführer Ralf Steuer. Zugleich zeige die Befragung: Integration bleibe ein anspruchsvoller Prozess, der klare rechtliche Rahmenbedingungen und gezielte Unterstützung erfordere.

"Durch einen engen Schulterschluss, eine pragmatische Herangehensweise, transparentes und verbindliches Vorgehen sind große Veränderungen möglich. Die Erfahrungen im Job-Turbo zeigen, dass dem Dreiklang zwischen Unternehmen, öffentlicher Verwaltung und den geflüchteten Menschen und deren Communities dabei eine Schlüsselrolle zukommt", so Daniel Terzenbach, Vorstand Regionen der Bundesagentur für Arbeit und Vorstandsmitglied der DGFP.

Job-Turbo zur Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten

Der Job-Turbo wurde im Oktober 2023 mit dem Ziel gestartet, Geflüchtete, die Bürgergeld beziehen, schneller in Arbeit zu bringen. Initiatoren waren der Bundesminister für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil, die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, und der damalige Sonderbeauftragte der Bundesregierung für die Arbeitsmarktintegration für Geflüchtete, Daniel Terzenbach. Der "Job-Turbo" sieht unter anderem vor, dass Geflüchtete enger von den Jobcentern betreut und im Abstand von sechs Wochen eingeladen und beraten werden. Neben bestehenden Sprachkursen wurden arbeitsplatzorientierte Berufssprachkurse eingeführt. Sie sollen helfen, Sprachkenntnisse für den konkreten Arbeitsplatz zu erwerben und sich dort besser zu integrieren. Zudem werden Geflüchtete gezielter informiert – etwa über die sozialen Netzwerke. Die Zusammenarbeit mit Migrantenorganisationen und Beratungseinrichtungen wurde auf allen Ebenen ausgeweitet. Bereits im April 2024 zeigten sich erste positive Effekte.

Integration in drei Phasen

Der typische Integrationsverlauf folge dabei den drei Phasen, erläuterte Terzenbach bei der Präsentation der Befragungsergebnisse: Orientierung und grundständiger Deutscherwerb, Arbeiten und Qualifizierung in Beschäftigung, Beschäftigung stabilisieren und ausbauen. Der Job-Turbo konzentriere sich insbesondere auf Phase zwei, um Geflüchtete mit grundständigen Deutschkenntnissen leichter an Arbeitgeber zu vermitteln und dabei individuelle Potenziale und Bedarfe zu berücksichtigen. Ausgebaut würden zudem branchenspezifische Matching-Aktionen und die Informationsvermittlung seitens des Arbeitgeberservices. Künftig gelte es, die Aufmerksamkeit auf die dritte Phase des Job-Turbos "Beschäftigung stabilisieren und ausbauen" zu legen.


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Schlagworte zum Thema:  Flüchtlinge , Migration , Diversity
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