Nur gesunder Schlaf macht fit für die Arbeit
Schlafmangel kann fatal sein – darauf weist der BAD Gesundheitsvorsorge und Sicherheitstechnik hin und nennt als Beispiel zwei der größten Umweltkatastrophen der Welt: Beim Unfall im Kernkraftwerk Tschernobyl und beim Tankerunglück der Exxon Valdez war Müdigkeit der handelnden Personen mitverantwortlich. "Viele Unternehmen sprechen ständig über Stress, Ernährung und Ergonomie, wenn es um die Gesundheit der Mitarbeitenden geht. Dabei ist guter Schlaf für unser Wohlbefinden und unsere Leistungsfähigkeit unverzichtbar", erklärt Sina Warneke, Beraterin Gesundheitsmanagement bei BAD Gesundheitsvorsorge und Sicherheitstechnik.
Denn, so der BAD weiter, Schlafmangel führt zu Erschöpfung. Und Erschöpfung habe Einfluss auf nahezu alle kognitiven und reaktiven Prozesse, vom Gedächtnis bis zu den Reflexen. Zugleich verlangsame sich die Reaktionszeit, sodass Menschen weniger schnell und präzise Entscheidungen treffen können. Dementsprechend steigt die Wahrscheinlichkeit, dass übermüdete Menschen ihre eigenen Fähigkeiten falsch einschätzen, unnötige Risiken eingehen und Fehler machen - am Steuer von Fahrzeugen oder am Hebel von Maschinen können die Folgen gravierend sein.
Wie Unternehmen die Schlafkultur verbessern können
Mit einfachen Mitteln können Unternehmen die Schlafgesundheit und damit die Arbeitsfähigkeit ihrer Mitarbeitenden verbessern – und so langfristig von einer produktiveren und gesünderen Belegschaft profitieren. Als Beispiel nennt Sina Warneke Schulungen und Workshops, die das Bewusstsein für die Bedeutung von ausreichend Schlaf für die Gesundheit und die Arbeitsleistung schärfen. Flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit von Homeoffice machen es den Mitarbeitenden leichter, ihren Schlafplan an ihre individuellen Bedürfnisse anzupassen und ausgeruhter zur Arbeit zu kommen.
Eine weitere effektive Maßnahme: Ergonomische Arbeitsplätze und Lärmschutzmaßnahmen schaffen eine entspanntere Arbeitsumgebung, wodurch auch die Schlafqualität zuhause positiv beeinflusst werden kann. Spezielle Gesundheitsprogramme etwa zur Stressbewältigung und Schlafhygienetipps können dabei helfen, dass Mitarbeitende gesündere Schlafgewohnheiten entwickeln. Ebenso wichtig sind ausreichende Pausen und Erholungszeiten. Führungskräfte spielen eine wichtige Rolle für eine Kultur der Gesundheit und des Wohlbefindens am Arbeitsplatz. Sie sollten selbst Vorbild für eine gesunde Schlaf- und Pausenkultur sein und die Mitarbeitenden bei Bedarf ansprechen und aktiv unterstützen.
Schlafprobleme bei Schichtarbeit
"Kommste von der Schicht, schläfste nicht": Gerade Schichtarbeit und sehr unregelmäßige Arbeitszeiten belasten den Schlaf der Beschäftigten extrem. Das zeigt schon die große Schlafstudie der TK von 2017: Während sieben von zehn Berufstätigen damals angaben, dass sie gut oder sehr gut schlafen, konnten das unter den sehr flexibel Beschäftigten oder Schichatarbeitenden nur knappe 60 Prozent bestätigen. In dieser Gruppe war der Anteil derjenigen, die schlecht oder sehr schlecht schlafen mit acht Prozent höher als bei den Berufstätigen insgesamt mit drei Prozent. Gezeigt hat sich auch: Wer flexible Arbeitszeiten hat, bekommt insgesamt weniger Schlaf. 37 Prozent der Schichtarbeitenden schlafen höchstens fünf Stunden, eine Stunde weniger als das von Gesundheitsexperten empfohlene Mindestschlafpensum von sechs Stunden.
Besonders belastend, so die TK, sei bei Schichtarbeitenden die Arbeit gegen die "innere Uhr". Experten sprechen auch vom circadianen (ungefähr ein Tag) Schrittmacher, der dafür sorge, dass der Mensch am Tag auf Aktivität und in der Nacht auf Ruhe programmiert ist. Wer nachts arbeiten muss, und das betrifft nach Aussagend der TK etwa jede fünfte Person in Schichtarbeit, liege über Kreuz mit seinem natürlichen Biorhythmus, was sich auch auf die Schlafqualität auswirke. Insbesondere, wenn der Schichtplan sich ändere, ergeben sich für die Schichtarbeitenden Schlafprobleme. Unternehmen können dem mit dem entsprechenden Gesundheitsmanagement entgegenwirken. Dazu gehören laut TK zum Beispiel ergonomische Schichtsysteme mit vorwärtsrotierenden Schichten und ausreichend langen Freizeitblöcken, vor allem nach der Nachtschichtphase, Kinderbetreuungsmöglichkeiten sowie auf Schichtpläne ausgerichtete Shuttleservices.
Powernapping für Schichtarbeitende
Die Studienautoren der TK empfehlen außerdem Schichtarbeitenden, die nicht auf die gesundheitlich erforderliche Schlafmenge kommen, das sogenannte Powernappoing am Tag: Beschäftigte, die in Schichten arbeiten, sollten auch dementsprechend in Schichten schlafen: Wer zum Beispiel nach der Nachtschicht nur vier Stunden schläft, um dann mit der Familie Mittag zu essen und etwas zu unternehmen, könnte vor der nächsten Nachtschicht eine zweite Schlafpause zwischen 17 und 20 Uhr einlegen.
Ebenfalls zur Entspannung der Beschäftigten sollen sogenannte Mentalsysteme oder audio-visuelle Entspannungssysteme beitragen, bei denen die Anwender mit Hilfe von Visualisierungsbrillen und Kopfhörern akustischen und optischen Reizen ausgesetzt werden. Ursula Sauer, Geschäftsführerin des Marktführers Brainlight, weist in diesem Zusammenhang auf ein Studienprojekt der Brainlight GmbH und der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg hin, in der ein signifikant-positiver Zusammenhang zwischen der Nutzung audio-visuell entspannender Systeme und der Verbesserung von mentaler und physischer Gesundheit belegt werden konnte.
Siesta: Hitzebedingt am Arbeitsplatz schlafen
Ob – in Anbetracht der inzwischen auch bei uns eingezogenen Sommerhitze – Unternehmen und Beschäftigte in Deutschland die Kultur südlicher Länder einer Siesta übernehmen wollen, ist noch in der Diskussion. Schon im vergangene Sommer schlug der Chef des Amtsärzteverbandes, Johannes Nießen vor, eine Siesta, also eine hitzebedingte lange Mittagspause, in deutschen Unternehmen einzuführen . Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund sprach sich für diese Forderung aus. Doch wie eine Umfrage von Monster zeigte, sind längst nicht alle Beschäftigten in Deutschland von der Wirksamkeit dieser Idee überzeugt: So sprachen sich 34 Prozent der Befragten für eine Siesta aus, und 34 Prozent dagegen. Und auch beim Ausgleich der langen Arbeitspausenbesteht Uneinigkeit: 40 Prozent würden am liebsten morgens etwas früher anfangen und abends etwas länger arbeiten. 31 Prozent möchten lieber nur die frühen Morgenstunden für den Ausgleich nutzen. Abends länger zu arbeiten, ist für die meisten allerdings keine Option – nur neun Prozent wären dafür.
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