961.000 Leiharbeiter, über 50.000 Leiharbeitsfirmen

Die Zahl der Leiharbeitnehmer in Deutschland ist 2015 auf mehr als 961.000 gestiegen. Es gibt auch immer mehr Leiharbeitsfirmen - zuletzt mehr als 50 000. Derweil liegen die Reformpläne von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles weiter auf Eis.

Die Zahl der Leiharbeitnehmer stieg von 867.535 im Juni 2013 über 912.519 im Jahr darauf bis auf 961.162 im vergangenen Jahr. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervor, die der Bundestag veröffentlichte und über die die "Rheinische Post" am Freitag berichtete.

Fast ein Drittel der Beschäftigungsverhältnisse dauert weniger als einen Monat

Mehr als jeder Fünfte Leiharbeiter ging einem Beruf in der Lagerwirtschaft nach, etwa jeder Zehnte war in der Metallbearbeitung. Viele Leiharbeiter waren nur kurz beschäftigt. Im ersten Halbjahr 2015 wurden 584.700 entsprechende Beschäftigungsverhältnisse beendet, etwa 29 Prozent davon dauerten weniger als einen Monat. 22 Prozent dauerten mindestens ein Jahr.

Die Zahl der Leiharbeitsfirmen stieg von 46.755 (2013) über 48.444 (2014) auf 50.293 im vergangenen Jahr. Davon hatten knapp 11.000 ihren Schwerpunkt auf der Arbeitnehmerüberlassung, bei mehr als 39.000 war dies nicht der Fall.

Equal Pay - oder nicht?

Informationen über Lohnunterschiede zwischen Leiharbeitern und Stammbelegschaften liegen der Bundesregierung laut der neuen Angaben nicht vor. Erst kürzlich hatte allerdings das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) eine Auswertung veröffentlicht, derzufolge Leiharbeitnehmer durchschnittlich 9 Euro weniger pro Stunde verdienen als Beschäftigte in der Privatwirtschaft.

Reformvorschlag von Andrea Nahles liegt auf Eis

Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) hatte zuletzt einen Reformvorschlag präsentiert, damit Firmen Leiharbeit und Werkverträge nicht missbrauchen. Die Koalition war sich über einen nachgebesserten Entwurf einig, bis die CSU Nahles ein Stoppschild zeigte. Die CSU kritisiert, Nahles schieße über das vereinbarte Ziel hinaus - zu Lasten der Wirtschaft. Die SPD fordert nun ein Machtwort der Kanzlerin. Mit den Gesetzesplänen soll Leiharbeit zeitlich begrenzt und eine Frist für gleiche Bezahlung eingeführt werden.

dpa
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