Schwangere muss zur Schwangerschaftsvertretung eingestellt werden

So hatte sich das der Arbeitgeber nicht gedacht: Er suchte eine Schwangerschaftsvertretung und die neu eingestellte Vertretung war selber schwanger. Das musste sie jedoch beim Bewerbungsgespräch nicht preisgeben. Eine Anfechtung war nicht möglich.

Da kann der Arbeitgeber nichts machen: Eine Frau, die befristet zur Vertretung einer schwangeren Mitarbeiterin eingestellt wird, muss dem Arbeitgeber vor Abschluss des Arbeitsvertrags nicht offenbaren, dass sie ebenfalls schwanger ist. So urteilte das Landesarbeitsgericht Köln.

Frage nach Schwangerschaft verstößt gegen das AGG

Denn: Die Frage nach einer Schwangerschaft wird grundsätzlich als unmittelbare Benachteiligung wegen des Geschlechts im Sinne des § 3 Absatz 1 Satz 2 AGG bewertet. Eine schwangere Frau braucht deshalb auch weder von sich aus noch auf entsprechende Frage vor Abschluss des Arbeitsvertrages eine bestehende Schwangerschaft zu offenbaren.

Das gilt nach der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs (Urteil vom 4. 10. 2001 – C-109/00) selbst dann, wenn nur ein befristeter Arbeitsvertrag begründet werden soll und die Bewerberin während eines wesentlichen Teils der Vertragszeit nicht arbeiten kann.

Auch in dem Fall, dass der befristete Vertrag zur Vertretung einer ebenfalls schwangeren Mitarbeiterin dienen sollte, sah das Landesarbeitsgericht keine Ausnahme begründbar.

Anfechtung war erfolglos

Eine wegen Verschweigens der Schwangerschaft erklärte Anfechtung des Arbeitsvertrages durch den Arbeitgeber wegen arglistiger Täuschung war deshalb unwirksam. Offen gelassen wurde, ob in Fällen eines dauerhaften Beschäftigungsverbots eine Ausnahme zu machen wäre. Denn das lag im entschiedenen Fall nicht vor. Die klagende Mitarbeiterin  hatte bis zur Erklärung der Anfechtung gearbeitet (LAG Köln, Urteil vom 11.10.2012, 6 Sa 641/12).

PM LAG Köln vom 7.12.2012
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