Ein weiteres Motiv für den Abschluss von Financial Futures besteht in der Realisierung von Arbitragegewinnen, die sich

  • aus Preisunterschieden zwischen gleichartigen Future-Kontrakten an verschiedenen Handelsplätzen oder
  • aus Wertunterschieden von vergleichbaren Positionen zwischen dem Kassa- und dem Terminmarkt ergeben können.

Der erstgenannte Ansatz zielt darauf ab, Preisunterschiede zwischen gleichartigen Futures, die an verschiedenen Börsen gehandelt werden, auszunutzen. Mithilfe interlokaler, aber zeitgleicher Transaktionen sollen risikolose Gewinne erzielt werden, indem der Future am Handelsplatz des niedrigeren Preises gekauft und an der Börse des höheren Preises sofort wieder verkauft wird.

Der zweitgenannte Ansatz basiert auf der Absicht, Gewinne aus Abweichungen zwischen dem tatsächlichen und dem fairen Marktpreis eines Futures zu erzielen. Je nachdem, ob der Future am Markt gegenüber seinem fairen Marktpreis über- oder unterbewertet ist, kommen hierbei die 2 Strategien in Betracht. Bei der Cash-and-Carry-Arbitrage nutzt ein Marktteilnehmer die Überbewertung eines Terminkontrakts aus, indem er den Future verkauft und das Kassainstrument erwirbt. Bei einer Unterbewertung des Futures kommt es zu einer Umkehrung der beschriebenen Geschäfte. Es wird folglich der Future gekauft und das zugehörige Kassainstrument verkauft. Diese Strategie wird Reversed-Cash-and-Carry-Arbitrage genannt. Die Strategiebezeichnungen beziehen sich hierbei auf den Kassakauf resp. -verkauf (Cash) des Basiswerts und das Halten des Futures bis zur Fälligkeit (Carry).

Diesen Sachverhalt soll ein Beispiel zur Cash-and-Carry-Arbitrage verdeutlichen. Angenommen, ein Arbitrageur schließt aus dem Vergleich zwischen der aktuellen Notierung des März-Euro-Bund-Future und dem theoretischen Future-Preis auf eine leichte Überbewertung des Terminkontrakts. Er erwirbt demzufolge am 29.1.01 CTD-Bundesanleihen (7,25 %, Kurs 90,30) im Volumen von 5.000.000 EUR per Kasse und verkauft gleichzeitig Euro-Bund-Futures mit Fälligkeit am 20.3.01, die zu diesem Zeitpunkt mit 83,60 gehandelt werden. Der Arbitrageur finanziert den Kaufpreis der Anleihe zu 9,25 % am Geldmarkt. Seine Lieferverpflichtung erfüllt er zum Fälligkeitstermin mit den erworbenen CTD-Anleihen. Der Arbitragegewinn errechnet sich wie in der nachfolgenden Tab. 5 dargestellt.

 
Aufwand für Kauf Kassainstrument   Summe:
Kaufpreis des Kassa-Bunds 90,30 % × 5.000.000 = 4.515.000 EUR  
Finanzierungskosten vom
29.1. bis zu 10.3.
9,25 % × 4.515.000 × 41/365 = 46.912,71 EUR 4.561.912,71 EUR
Ertrag für Verkauf Future    
Erlös aus Terminverkauf
(Preisfaktor der Anleihe: 1,083526)
83,60 % × 1,083526 × 5.000.000 = 4.529.138,68 EUR  
Stückzinsen vom
29.1. bis zu 10.3.
7,25 % × 5.000.000 × 41/365 = 40.719,18 EUR 4.569.857,86 EUR
Arbitragegewinn   4.569.857,86 EUR – 4.561.912,71 EUR = 7.945,15 EUR

Tab. 5: Ermittlung des Arbitragegewinns

Mithilfe von computergestützten Marktanalyseprogrammen werden die jeweiligen Preisentwicklungen auf dem Kassa- und dem Terminmarkt beobachtet und zum Treffen von Kauf- und Verkaufsentscheidungen herangezogen. Obwohl derartige Arbitrage-Strategien auch für andere Future-Arten einsetzbar sind, ist zu betonen, dass die dauerhafte Erzielung von Arbitragegewinnen in der Realität nur unter Einschränkungen möglich ist. Im Wesentlichen führen die Transaktionskosten der einzelnen Geschäfte und die erforderlichen hohen Transaktionsvolumina dazu, dass die Arbitrage-Strategien lediglich für bestimmte Gruppen institutioneller Marktteilnehmer erfolgsversprechend sind.[1] Darüber hinaus sind fundamentale Fehlbewertungen an den organisierten und hochliquiden Terminmärkten nur schwer zu entdecken und – sofern vorhanden – aufgrund der dann direkt einsetzenden Arbitrageprozesse nur temporärer Natur.

[1] Vgl. Steiner/Bruns/Stöckl, Wertpapiermanagement, 10. Aufl. 2012, S. 488.

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