Zusammenfassung

Transparenz über CO2-Emissionen ist das Rückgrat für die Steuerung in Richtung des Netto-Null-Ziels. Mit der Entwicklung der digitalen Lösung SCOTT zur Berechnung der produktbezogenen CO2-Emissionen hat BASF einen bedeutenden Schritt hin zu mehr Transparenz gemacht. Für die Controlling-Community bedeutet dieses Projekt im interdisziplinären Team einen Change-Prozess von der Steuerung anhand finanzieller KPIs hin zur Integration von Nachhaltigkeits-Kennzahlen. Denn langfristig werden nur nachhaltig und klimaschonend wirtschaftende Unternehmen erfolgreich sein.[1]

[1] Dieser Beitrag erschien im Controller Magazin 1/2022.

1 Einführung

Als Konsumenten umweltbewusste und klimaschonende Kaufentscheidungen zu treffen, ist gar nicht so einfach. Wer hat sich beim Kauf eines Autos, eines Smartphones oder einer Tube Zahnpasta nicht schon gewünscht zu erfahren, wie hoch die CO2-Emissionen bei der Herstellung genau dieses Produkt waren? Mit dieser Information könnten wir vergleichen und unser Kaufverhalten auf klimaschonende Produkte ausrichten. Gleichzeitig stecken in 95 Prozent aller produzierten Güter Materialien aus der chemischen Industrie – und somit ist diese richtungsweisend für viele Wertschöpfungsketten.

2 Transparenz des CO2-Fußabdrucks für das größte Produktportfolio der chemischen Industrie

Gemäß dem eigenen Anspruch "We create Chemistry for a Sustainable Future" setzt sich BASF auf dem Weg zur Klimaneutralität im Jahr 2050 ambitionierte Ziele. Bereits 2030 sollen die CO2-Emissionen um 25 Prozent gegenüber dem Basisjahr 2018 gesenkt werden, dies sind ca. 85 % weniger pro Tonne verkauftem Produkt als im Jahr 1990. Gleichzeitig konzentriert sich BASF darauf, innovative Lösungen für die Anforderungen ihrer Kunden zu entwickeln, die ebenfalls ehrgeizige Emissionsreduktionsziele haben. BASF möchte ihren Kunden daher Produkte mit möglichst geringem CO2-Fußabdruck (Product Carbon Footprint, PCF) anbieten. Der PCF umfasst die Treibhausgasemissionen, die von einem Produkt in den verschiedenen Phasen seines Lebenszyklus verursacht werden. Ein Cradle-to-Gate ("von der Wiege bis zum Werkstor") PCF berücksichtigt beispielsweise alle Prozesse von der Gewinnung der Ressourcen über die Herstellung der Vorprodukte und des Endprodukts bis zu dem Punkt, an dem es das Unternehmen verlässt. BASF wird den PCF ihrer Verkaufsprodukte transparent ausweisen. Das ist die Basis, um sich über weitere Reduzierungen in der Zukunft Geschäfte zu sichern oder auszubauen und gemeinsam mit den Kunden entsprechende Schritte dorthin abzustimmen.

Die Controller der BASF haben frühzeitig die Möglichkeit erkannt, das vorliegende Kostenrechnungs-Know-how einzubringen, um Transparenz für den CO2-Fußabdruck auf Produktebene zu schaffen. Ein multidisziplinäres Team, das Controlling mit Expertise auf den Gebieten Nachhaltigkeit und Digitalisierung kombiniert, entwickelte das "Strategic CO2 Transparency Tool" (SCOTT), eine innovative digitale Lösung, die den CO2-Fußabdruck des gesamten BASF-Produktportfolios effizient, automatisiert und konsistent nach einer ISO-konformen Methodik berechnen kann.

In kürzester Zeit wurde SCOTT von einem internen Team entwickelt und erste PCFs für das gesamte Portfolio automatisiert berechnet. Eine Phase von Datenvalidierung, externer Zertifizierung und internem Change Management schloss sich an. Der PCF als gänzlich neue Information initiierte in den verschiedenen Technologie-, Business-Management- und Controlling-Teams strategische wie auch operative Diskussionen zur Emissionsreduktion. Wie schon bei Finanz-Kennzahlen zeigt sich auch bei PCFs, wie Transparenz die Grundlage für eine fokussierte Steuerung zur Zielerreichung ist.

Auch außerhalb der BASF erhielt das Team weitreichende, positive Resonanz durch Kunden und Wettbewerber aus der Chemieindustrie. Sie bestätigte die Fortschrittlichkeit der Lösung, gleichzeitig wurde der Bedarf nach einer Standardisierung der Berechnungsmethodik signalisiert. Dies hat BASF dazu bewogen, die Methodik und die digitale Lösung über Partnerschaften mit Softwarefirmen und Beratern anderen Marktteilnehmern zugänglich zu machen.

BASF stellt vor allem Ausgangsmaterialien für ihre Kundenindustrien her, aber mit der gleichen Methodik wie für die chemischen Produkte lassen sich die PCFs der eingekauften Rohstoffe, der Kundenprodukte und schließlich der Produkte für den Konsumenten berechnen; bis hin zur Zahnpasta im Supermarkt, dem Smartphone in unserer Hand oder zum Auto, das wir fahren.

3 Strategischer Rahmen

BASF hat sich verpflichtet, ihre CO2-Emissionen bis 2030 um 25 % zu reduzieren (Basisjahr 2018) und bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu produzieren. Dieses Ziel wird dadurch untermauert, dass es von BASF gleichbedeutend wie der Return on Capital Employed (ROCE) als sogenannter "bedeutsamster Leistungsindikator" berichtet wird.

Parallel dazu fordern Regulierungsbehörden wie die EU-Kommission die Unternehmen auf, sich mit kohlenstoffarmen Produkten und Technologien auf den Klimaschutz zu konzentrieren. Gesellschaftliche Diskussionen führen zu einem veränderten Kundenverhalten, bei dem der Klimaschutz in vielen Ländern in de...

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