Eine gemeinsame Vorstellung darüber herzustellen, welches Ziel mit der zu treffenden Entscheidung erreicht werden soll, ist vermutlich der wichtigste Aspekt bei der Entscheidungsfindung. Oft wird einfach davon ausgegangen, dass alle das gleiche Ziel verfolgen, ohne darüber zu sprechen oder es zu verschriftlichen. Veranschaulichen wir an einem Beispiel, wie unterschiedlich die Sichtweisen sein können. Betrachten wir noch einmal das Beispiel mit der Entscheidungssituation, ob man sich von einem Markt zurückziehen möchte. Primäres Ziel scheint zu sein, in dem Land einen Deckungsbeitrag zu erwirtschaften. Neben der Diskussion darüber, wie man den Deckungsbeitrag genau errechnet, stellen sich noch andere Fragen. Wie hoch muss der Deckungsbeitrag sein? Darf dieser auch negativ sein für eine gewisse Zeit, vielleicht für eine Anlaufzeit von x Jahren? Oder ist das Ziel, die Markenbekanntheit zu erhöhen, stärker gewichtet als der DB? Oder geht es darum, Marktanteile nicht zu verlieren oder Absatzmengen zu halten, damit das Werk ausgelastet wird und gewisse Skaleneffekte erreicht werden können? Beginnt man erst einmal die Ziele zu diskutieren, ergeben sich immer wieder genau diese Fragestellungen. Ein dahingehend gemeinsames Zielbild herzustellen, ist die erste Hürde, die genommen werden muss.

Neben den möglichen unterschiedlichen betriebswirtschaftlichen Zielen (Sachzielen), kommen noch individuelle persönliche Ziele (Schattenziele) ins Spiel, die bewusst oder auch unbewusst zu einer Zielverschiebung führen können. Soll es z. B. zu einer organisatorischen Veränderung kommen, die dazu führt, dass eine Person aus dem Entscheidungsgremium zukünftig weniger Personen zu verantworten hat, kann ein "gespürter Machtverlust" zu einer Zielverschiebung für diese Person führen. Auch wenn aus Sicht des Sachziels alles dafürspricht, dass diese Umstrukturierung exakt so verabschiedet wird, kann es sein, dass bewusst oder unbewusst, die Bedrohung des Entmachtens bei der betreffenden Person dazu führt, dass diese die Entscheidung blockiert. Es gibt Methoden, um diese Thematik auf der Metaebene anzusprechen und so leichter intervenieren zu können.[1]

[1] Eine Beschreibung dieser Interventionsmöglichkeit finden Sie im Beitrag von Domeier, "Informieren – Intervenieren – Inspizieren: Drei Ansatzpunkte für ganzheitliche Debiasing-Interventionen", 2020.

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