Wie in unserem letzten Beitrag dargestellt, wurde im ersten Schritt für einen Nachkalkulations-Soll-Ist-Vergleich eine Sollkalkulation auf Basis des aktuellen Mengengerüstes und der Wertansätze der Planung erstellt. Im zweiten Schritt wurden die Istkosten aufbereitet, wobei diese in Plankosten- und Abweichungselemente aufgespalten wurden. Den ermittelten Sollwerten wurden dann die Istkosten aus der Materialabrechnung oder betrieblichen Leistungserfassung gegenübergestellt.

Abbildungen 1 und 2 zeigen die komplette Darstellung der Betriebsleistungsrechnung in Kombination mit dem Nachkalkulations-Soll-Ist-Vergleich der vier Produkte im QUATTRO-Modell.

Abb. 1: Betriebsleistungsrechnung P 1 und P 2

Zu beachten ist, dass die Sollkostenrechnung bei der Nachkalkulation des Produkts P 1 nicht auf der Plankalkulation, sondern auf der Variantenkalkulation für dieses Produkt basiert, da diese zum Zeitpunkt der Auftragserteilung an den Betrieb gültig war. Der Wertunterschied muss beim Zugang zum Fertigwarenlager in der Bestandsrechnung berücksichtigt werden.

Abb. 2: Betriebsleistungsrechnung P 3 und P 4

Betriebsleistung

Im Rahmen der Betriebsleistungsrechnung werden die Istherstellkosten einer Abrechnungsperiode ermittelt. Die Betriebsleistung stellt somit die Summe der monatlichen Zugänge dar. Jede Nachkalkulation weist darüber hinaus auch einen angenommenen Anfangsbestand (= Endbestand der Vorperiode) auf.

Anhand des Produkts 3 sollen anschließend die Zusammenhänge innerhalb der geschlossenen Kostenträgerrechnung detaillierter beschrieben werden:

Der Kostensatz für die Bewertung eines etwaigen Anfangsbestandes ergibt sich durch Addition der Materialkosten der Plankalkulation[1] unter Berücksichtigung des entsprechenden Bearbeitungsgrades. Für Produkt 3 ergibt sich in unserem Fall ein Kostensatz von:

78 = 23 + 38 + 17

d.h., der Anfangsbestand von Produkt 3 wurde bereits in der Vorperiode in Fertigung C bearbeitet. Die Menge von 10 Stück als Anfangsbestand sind in unserem Modell angenommen und den Ausgangsdaten zu entnehmen.

Für die Abrechnungsperiode ergibt sich folgende Produktionsmenge von Produkt 3:[2]

200 = 30 + 120 + 60 – 10

 
Produktion = Ausschuss + Produktion + Endbestand WIP[3] – Anfangsbestand WIP

Die Rohstoffmengen (420 Stück von Rohstoff 22 und 7.840 Meter von Rohstoff 55), deren Wertansätze sowie die Fertigungszeiten der Kostenstellen (100 Stunden in Fertigung C und 150 Stunden in Fertigung D) sind angenommen und ebenfalls den Ausgangsdaten (IST) entnommen.

Der Kostensatz für die Fertigungsstelle C setzt sich aus dem Kostensatz der Kostenplanung[4] und, vor dem Hintergrund einer vollständigen Abweichungsverteilung, dem Abweichungskostensatz des Soll-Ist-Kosten-Vergleichs[5] dieser Kostenstelle zusammen:

35,30 ≈ 34,00 + 1,29968

Der Istkostensatz der Kostenstelle D wird auf analoge Weise ermittelt.

Um die Summe der Herstellkosten je Produkt zu ermitteln, müssen zusätzlich zur Betriebsleistung auch noch die Anfangsbestände berücksichtigt werden. Diese Zwischensumme ist für die Abgangsbewertung wesentlich, da die Abgangsmengen nach dem Durchschnittspreisverfahren mit den Planpreisen laut Plan- bzw. Sollkalkulation und den inzwischen angefallenen durchschnittlichen Abweichungen bewertet werden.

So wird zum Beispiel die Abgangsmenge von 120 Stück des Produkts 3 an Lager wie folgt bewertet: 120 Stück mal Herstellkosten laut Plankalkulation[6] von 129,25/Stück ergibt 15.510 in der Spalte "Soll".

Der Abweichungssatz der betreffenden Herstellkostensumme beträgt:

 
Istherstellkosten = 23.109 = 1,0257
Sollherstellkosten 22.530

120 Stück mal Herstellkosten laut Plankalkulation von 129,25/Stück mal Abweichungssatz von 1,0257 ergibt 15.909 in der Spalte "Ist" bzw. die Differenz zwischen "Ist" und "Soll" von 399 in der Spalte Abweichung.

Die Abweichung lässt sich alternativ auch auf dem Wege einer Abweichungsaliquotierung im Verhältnis der Sollkosten ermitteln:

 
579 × 15.510 = 399
22.530

Auf analoge Weise werden vom Prinzip her auch die gemeldeten Ausschussmengen bewertet. Im Falle des Produkts 3 allerdings entstand der Ausschuss bereits vor Bearbeitung in der Kostenstelle D, d.h., der Ausschuss wird nur mit den Materialkosten und den Fertigungskosten der Fertigung C bewertet. Der Ausschuss wird in unserem Modell direkt in die Ergebnisrechnung verrechnet. Eine alternative Möglichkeit wäre es, die Ausschusskosten auch als Abweichungsbestandteil über die Bestände zu führen.

Die Endbestände WIP werden ermittelt, indem von der Betriebsleistung und dem Anfangsbestand die Abgänge (Abgang an Lager, Ausschuss, sonstige Abgänge) subtrahiert werden. Offensichtlich durchlief der Endbestand an 60 Stück von Produkt 3 nur die Fertigung C und muss in der Folgeperiode noch in Kostenstelle D bearbeitet werden.

Die Betriebsleistungsrechnung liefert, wie wir nachfolgend auch noch sehen werden, wesentliche Elemente für die weitere Abrechnung (Bestandsrechnung, Ergebnisrechnung) im Rahmen der geschlossenen Kostenträgerrechnung.

[1] Siehe Abb. 6 (Plankalkulation) in unsere...

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