Die Ermittlung der Produktkosten im Planungshorizont für die vier Produkte P 1 bis P 4 im Unternehmensmodell QUATTRO wird in der für die Serien- und Massenfertigung typischen Form der Plankalkulation durchgeführt.

Die für die Fertigung der vier Produkte erforderlichen Einsatzmaterialien, die üblicherweise den Stücklisten zu entnehmen sind, sowie deren Planpreise, die normalerweise in Einzelmaterial-Festpreislisten geführt werden, werden im Modell QUATTRO direkt aus den Ausgangsdaten (Plan) übernommen. Die einzelnen Fertigungsoperationen des Arbeitsplanes, der das Mengengerüst der Fertigung innerhalb der einzelnen Fertigungsstufen prozesskonform abbilden soll, kommen in unserem Unternehmensmodell ebenfalls aus den Ausgangsdaten (Plan). Für diese Leistungen der Fertigungskostenstellen liegen die Bewertungsansätze in Form von Plankostensätzen als Ergebnis der Kostenplanung bereits vor. Alle sonstigen Bewertungsformen, wie Kalkulationszuschläge und Quoten, entsprechen nicht der Forderung nach verursachungsgerechter Kostenzuordnung und sollten durch geeignete Bezugsgrößen und Kostensätze abgelöst werden, wenn nicht überhaupt auf eine erzeugnisorientierte Kostenverrechnung in jenen Fällen (z.B. bei Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten) verzichtet wird.

Abb. 5: Ausgangsdaten des Planungssystems QUATTRO

Materialkosten

In prozesskonformer Folge werden in der Plankalkulation die einzelnen Rohstoffeinsätze aufgeführt und mit den Festpreisen der Materialwirtschaft multipliziert (s. Abb. 5). Für eine Einheit des Produkts 1 werden beispielsweise 20 kg von Rohstoff 11 und 40 kg von Rohstoff 33 benötigt. Diese 20 kg des Rohstoffs 11 und die 40 kg des Rohstoffs 33 werden mit den Planpreisen von 1,45 EUR bzw. 0,90 EUR je kg bewertet und man erhält somit Gesamtrohstoffkosten in Höhe von 29,00 EUR (20 kg x 1,45 EUR) + 36,00 EUR (40 kg x 0,90 EUR) = 65,00 EUR je Stück Produkt 1. Diese Rohstoffkosten sind zur Gänze proportional.

Fertigungskosten

Die einzelnen Fertigungsoperationen des Arbeitsplanes werden mit den in der Kostenplanung ermittelten Plankostensätzen, unterteilt nach Voll- und Proportionalkosten, bewertet. Produkt 1 nimmt 0,75 Stunden in der Fertigungsstelle C in Anspruch, für die in der Kostenplanung zuvor ein Vollkostensatz von 34,00 EUR und ein proportionaler Kostensatz von 23,85 EUR ermittelt wurde. Demgemäß ergeben sich für Produkt 1 Fertigungskosten von 0,75 h x 34,00 EUR = 25,50 EUR (voll) und 0,75 h x 23,85 EUR = 17,8875 EUR (proportional).

Für Produkt 1 ergeben sich somit folgende Stückherstellkosten:

 
  voll proportional
Materialkosten 65,00 65,00
Fertigungskosten 25,50 17,8875
Herstellkosten 90,50 82,8875

Entsprechend diesem Schema werden ebenso die Produkte P 2, P 3 und P 4 sowie die Variante für Produkt 1 kalkuliert (s. Abb. 6). Besonders zu beachten ist die Bewertung des Wiedereinsatzes von P 1 in der Fertigung von Produkt 2, da hier deutlich wird, dass dafür erstens die Plankalkulation von Produkt 1 bereits vorliegen muss (stufenweise Bewertung entsprechend der Stücklistenhierarchie) und zweitens die Bewertungsmatrix mit ihrer Trennung der Kostenelemente voll wirksam wird.

Abb. 6: Plankalkulation im QUATTRO

Das Kalkulationsergebnis sind die Standardherstellkosten, getrennt nach proportionalen und fixen Kostenanteilen, welche nach der Freigabe im Materialstamm eines Unternehmens für den Planungszeitraum (in der Regel ein Jahr) als Werksabgabepreis festgeschrieben werden und in die Ergebnisrechnung als Herstellkosten des Umsatzes eingehen.

Einem Produktionsunternehmen stehen oft alternative Produktionsverfahren zur Verfügung. Mittels der Kostenträgerrechnung kann das günstigste Verfahren erkannt und ausgewählt werden. Darüber hinaus stellen die errechneten Werte eine Kostenvorgabe für die Fertigung dar. Auch in unserem Unternehmensmodell QUATTRO ist für Produkt 1 eine weitere Fertigungsvariante kalkuliert. Für die Zwecke der Planungsrechnung ist sie zwar ohne Bedeutung, für die spätere Abrechnung jedoch aus Gründen einer gezielten Abweichungsanalyse sehr wichtig (Sollkalkulation). Diese Variante ist zwar ungünstiger als das Ausgangsproduktionsverfahren (bei der Variante wird eine Stunde anstelle von 0,75 Stunden in der Fertigungsstelle C benötigt), aber es kann ja vorkommen, dass aufgrund von Engpässen oder auch technischen Problemen beispielsweise auf ein anderes Fertigungsband ausgewichen werden muss.

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