Die Modernisierung des Risikomanagements in Supply Chains führt auch zu einer veränderten Lieferantenbewertung. Beim Supplier Rating wird der individuelle Nutzwert eines Lieferanten ermittelt, um seine Leistungsfähigkeit festzustellen. In die Bewertung fließen Kriterien wie finanzielle Stabilität, Innovationsgrad, Einkaufspreis, Lieferverzugsquote oder Verpackungsqualität ein. Abb. 1 zeigt beispielhaft den Aufbau eines Supplier-Rating-Systems. Für jedes Kriterium wird ein relativer Gewichtungsfaktor vergeben (z. B. erhält der Einkaufspreis einen Gewichtungsanteil von 15 %). In diesem Beispiel wurde der Lieferant mit 3,17 Punkten bewertet. Maximal kann jeder Lieferant einen Wert von 5,00 Punkten erreichen. Ziel des Supplier Ratings ist es, die Lieferanten systematisch zu typisieren. Diese können bspw. in folgende Cluster unterteilt werden (in Klammern stehen die Vorgaben der maximal erreichbaren Punkte):

  • Supreme Supplier (≥ 90 %),
  • Standard Supplier (≥ 70 % bis < 90 %),
  • Poor Supplier (≥ 50 % bis < 70 %) und
  • Desourced Supplier (< 50 %).

Zur Messung und Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Lieferanten in der Supply Chain werden in dieses Screening die Faktoren "Reaktionsverhalten im Krisenfall" (15 %) sowie "Robustheit der IT-Systeme" (10 %) aufgenommen und entsprechend stark gewichtet. Die Bewertung der Lieferanten erfolgt durch den zuständigen Commodity-Einkäufer (Warengruppenmanager). Der Supply Chain Controller sollte in diesen Prozess eng eingebunden sein. Allein schon, um das (Supply Chain) Management frühzeitig auf mögliche Lieferantenengpässe hinzuweisen, die zur Destabilisierung der Wertschöpfungskette führen könnten.

Grundsätzlich ist für die Realisierung eines effektiven Supply Chain Risk Managements eine enge Kooperation mit ausgewählten Logistikpartnern wünschenswert. Im Idealfall erfolgt die Sendungsverfolgung der Akteure in Echtzeit (Realtime-Scheduling). Um dies zu ermöglichen, eignet sich der Einsatz moderner Identifikationstechniken wie RFID oder dem mehrdimensionalen Barcode. Zu empfehlen ist weiterhin die Nutzung von Alert-Systemen, die bei einer Störung rasch "Alarm" schlagen und betroffene Partner zeitnah warnen.

Abb. 1: Supplier Rating System (Beispiel)[1]

[1] In Anlehnung an Werner, 2020, S. 191.

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