Abbildung des strategischen Fits in Mehrjahres­planung

Um die finanziellen Auswirkungen der Unternehmensstrategie auf die Wirtschaftlichkeit und die Finanzierungssituation weiter zu konkretisieren, gilt es im nächsten Schritt, eine integrierte Mehrjahresplanung zu erstellen – bestehend aus GuV, Bilanz und Cashflow-Rechnung. Der übliche Planungshorizont für solch eine Mehrjahresplanung beträgt 3 bis 5 Jahre, wobei der Detaillierungsgrad abnimmt, je weiter man in die Zukunft geht.

In der Automobilzulieferindustrie werden Entwicklungs- bzw. Serienaufträge i. d. R. langfristig vergeben, d. h., Umsatz- und Ertragsschwankungen mit ihren Auswirkungen auf die Bilanz und über zukünftige Finanzierungsbedarfe können in einer Mehrjahresplanung, bestehend aus GuV-, Bilanz- und Cashflow-Planung, gut abgebildet werden (s. Abb. 7 und 8).

Integrierte Mehrjahresplanung: GuV, Bilanz und Cashflow

Die praktizierte und fundierte Auseinandersetzung mit der Strategie und den mit deren Umsetzung einhergehenden Effekten auf GuV, Bilanz und Cashflow gibt der Geschäftsleitung die Möglichkeit, frühzeitig einen entstehenden Kapitalbedarf aus dem operativen Geschäft (z. B. aufgrund von Working-Capital-Veränderungen, strategischen Maßnahmen und/oder Investitionen) zu erkennen.

Im Projektbeispiel wurde aufgrund der hohen Kundennachfrage nach neuen Produkten ein Umsatzanstieg von 25 Mio. EUR auf 38 Mio. EUR in den kommenden 3 Jahren erwartet. Durch die integrierte Mehrjahresplanung konnten hier – neben den Ergebniseffekten – auch die Auswirkungen auf die Bilanz und den Cashflow planerisch abgebildet werden. So zeigt z. B. der Cashflow-Verlauf in Abb. 7 den noch nicht gedeckten Kapitalbedarf, der sich über 2011 und anteilig auf 2012 erstreckte. Basierend auf einer entsprechend aufbereiteten Unterlage, konnte im Projektbeispiel gemeinsam mit der Hausbank und einer neu hinzugezogenen Bank rechtzeitig eine adäquate Finanzierung vereinbart werden.

Abb. 7: Cashflow-Planung und Kapitalbedarf

Transparenzsteigerung durch "Layer-Planung"

Zur effektiven Steuerung bietet sich an, die Planung in verschiedenen Schichten (sog. Layer-Planung) durchzuführen. Die Basisplanung zeigt das "Business as usual" und wird im nächsten Schritt durch die definierten Maßnahmen im Zuge der neuen Strategie ergänzt (s. Abb. 8). Dies hat den Vorteil, dass die Maßnahmen und Erfolge separat dargestellt und die Basisplanung nachvollzogen werden können.[1]

Abb. 8: Layer-Planung

In der Praxis zeigt sich, dass solche Mehrjahresplanungen am besten mithilfe einer entsprechenden integrierten Planungssoftware (z. B. LucaNet Planner) erstellt werden. Neben dem höheren Planungskomfort können vor allem regelmäßig Istdaten eingelesen werden, Plan-Ist-Vergleiche, Forecasts oder auch Plan-Plan-Vergleiche können aus einem geschlossenen System erfolgen.

Nachfolgend werden einige wesentliche Aspekte beim Erstellen der integrierten Mehrjahresplanung für das Beispielunternehmen erläutert.

[1] Vgl. Sasse, Krisenprävention durch integrierte Unternehmenssteuerung, in Klein (Hrsg.), Kostenmanagement in Krisenzeiten, Der Controlling-Berater, Band 2, 2009, S. 30.

4.1 GuV-Planung

Abbildung der Ertragsmechanik

Einen zentralen Teil stellt die GuV-Planung dar, in der letztlich die Ertragsmechanik abgebildet wird. Hierzu werden die Umsatzerlöse und die relevanten Aufwandspositionen geplant.

Im Projektbeispiel des Automobilzulieferers wurde in der Umsatzplanung zwischen

  • Projektgeschäft (Entwicklung, Konstruktion, Prototypenbau, Werkzeuge) und
  • Seriengeschäft

unterschieden. Das Seriengeschäft wiederum wurde in der Planung auf einem dezidierten Preis- und Mengengerüst aufgebaut, unterteilt nach Kunden und darunter den Produktgruppen. Der saisonal deutlich schwankende Geschäftsverlauf konnte gemäß einer an den Produktionsverläufen der OEM angelehnten Saisonkurve abgebildet werden. Zudem ist hervorzuheben, dass bei der Ermittlung des Mengen- und Preisgerüsts die strategischen Ziele berücksichtigt und in sinnvoller Art und Weise an den Markt angepasst wurden.

Materialaufwand

Eine Herausforderung lag in der Planung des Materialaufwands. Es empfiehlt sich, den Materialeinsatz ausgehend von der Umsatzplanung für die Produkte bzw. Produktgruppen zu planen, da dieser stark vom Produktmix abhängt. Auch die Abhängigkeit des Kunststoffpreises vom Rohöl wurde in den Betrachtungsfokus einbezogen – diesbezüglich wurden mit Kunden getroffene Vereinbarungen, wie mit ansteigenden Rohstoffpreisen zu verfahren ist (z. B. Preisgleitklauseln etc.), mit in der Planung berücksichtigt.

Personalaufwand

Im Projektbeispiel war der Personalaufwand ein weiterer großer Kostenblock im Rahmen der GuV-Planung. In die Planung wurden Lohnerhöhungen und kalkulierbare Veränderungen (in einem Bereich mussten gezielt Mitarbeiter gesucht werden etc.) eingeplant. Die Besonderheit war, dass aufgrund des Timings des Anlaufens verschiedener Großaufträge innerhalb einer kurzen Zeit eine gewisse Flexibilität gewährleistet sein musste, um Kapazitätsspitzen abzudecken. Daher wurden diese Ka...

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