Die Ableitung von Prozesskosten kann auf der analytischen Kostenplanung der Kostenstellen aufbauen, auf Vorjahreswerten aufgesetzt werden oder aber auf Prozessebene analytisch erfolgen. Da der Aufwand einer analytischen Planung der Kosten auf Prozessebene relativ hoch ist, wird in der Praxis häufig auf nach Kostenarten differenzierte Kostenstellenpläne zurückgegriffen. Dabei werden die einzelnen Kostenarten der Kostenstellen auf die Teilprozesse der Kostenstellen umgegliedert. Dazu werden zunächst die Personalkosten entsprechend der beanspruchten Arbeitszeiten den Teilprozessen zugerechnet. Die übrigen Kostenstellenkosten werden proportional zum Personaleinsatz auf die Teilprozesse verteilt. Sofern dieser Verteilungsschlüssel nicht gewählt werden kann, sind andere oder sogar mehrere Verteilungsschlüssel anzusetzen.

Ergebnis dieses Planungsschrittes sind die geplanten Kosten je Teilprozess. Häufig ist es sinnvoll, die Kosten leistungsmengenneutraler Teilprozesse auf die lmi-Prozesse zu verrechnen. Dies erfolgt proportional zu den bereits umgelegten Kosten, also in der Regel anhand der Mitarbeiterbeanspruchung durch die lmi-Prozesse.

Durch Division der Planprozesskosten durch die entsprechende Maßgröße erhält man die Prozesskosten für den einmaligen Durchlauf des Prozesses.

Die nach Prozessen gegliederte Kostenstellenrechnung weist somit neben der Planprozessmengen und den Plankosten je Teilprozess Prozesskostensätze der einmaligen Prozessabwicklung. Umlageplätze der lmn-Prozesse und Gesamtprozesskostensätze für die lmi-Prozesse aus.

 
Praxis-Beispiel

Ein traditionell nach Kostenarten gegliederter Kostenplan: Kostenstelle Versand

 
Kostenart geplante Kosten

Personalkosten

Sozialkosten

Miete

Telefon

kalk. Abschreibungen

60.000 EUR

34.000 EUR

10.000 EUR

3.950 EUR

6.000 EUR

primäre Gemeinkosten

anteilige sekundäre Kosten

113.950 EUR

4.000 EUR
Kostenstellenkosten 117.950 EUR

Nach Umgliederung der Kosten auf die Teilprozesse der Kostenstellen ergibt sich z. B. folgender teilprozessorientierter Kostenstellenplan:

 
Praxis-Beispiel

Kostenstelle: Versand:

 
Prozess Art Maßgröße

Zeit

Std.

Plan kosten

EUR

Planmenge

Anzahl

Prozess- kosten

EUR/PE
Umlage satz

Gesamt prozess kostensatz

EUR/PE
Fertigmeldung bearbeiten lmi Fertigmeldungen 400 41.026 5.000 8,21 1,23 9,44
Lieferschein erstellen lmi Versendungen 300 30.770 5.000 6,15 0,92 7,07
Zollpapiere erstellen lmi Auslandsversendungen 200 20.513 1.270 16,15 2,42 18,57
Spediteur beauftragen lmi Versendungen 100 10.256 5.000 2,05 0,31 2,36
Abteilung leiten lmn   150 15.385        
  1.150 117.950  

Die Teilprozesse der verschiedenen Kostenstellen werden in der Regel zu wenigen kostenstellenübergreifenden Hauptprozessen verdichtet. Dabei ist es auch möglich, dass Teilprozesse nur anteilig in einen Hauptprozess eingehen. Die Hauptprozesse und deren Cost Driver charakterisieren die gesamtunternehmerischen Bestimmungsgrößen, die letztlich für das Kostenvolumen der indirekten Bereiche verantwortlich sind. So werden z. B. die gesamten Kosten, die die Bearbeitung eines Kundenauftrags über das ganze Unternehmen hin verursacht, sichtbar gemacht. Diese Kosten sind erkennbar, wenn alle Prozesskosten der Teilprozesse auf Kostenpools der entsprechenden Hauptprozesse verrechnet werden. Die so ermittelten Hauptprozesskosten dienen als Grundlage für eine prozessorientierte Kalkulation.

 
Praxis-Beispiel

Hauptprozesskosten – Bearbeitung – Kundenauftrag – Ausland:

 
Teilprozess

Gesamtprozess-Kostensatz

EUR/Bearbeitung
Kostenstelle

Auftrageingang bearbeiten

Fertigmeldung bearbeiten

Produkt lagern

Lieferschein erstellen

Zollpapiere erstellen

Spediteur beauftragen

Ware übergeben

8,84

9,44

10,25

7,07

18,57

2,36

5,72

Vertrieb

Versand

Fertigwarenlager

Versand

Versand

Versand

Fertigwarenlager
Hauptprozesskostensatz 62,25  

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