3.1 Dynamische Projektrechnungen für strategische Fragen

Investitionscontrolling in strategischer Hinsicht besonders wichtig

Die Suche nach der "richtigen" Produktion umfasst im Wesentlichen die 4 bereits erwähnten grundsätzlichen, strategischen Fragen hinsichtlich des richtigen Fertigungsstandorts, für das Unternehmen geeigneter Fertigungstechnologie wie auch der optimalen Fertigungstiefe und Fertigungskonzepte. Zur Beantwortung derselben benötigt der Controller geeignete Verfahren, Kriterien und Skalierungen, die er für die Analyse und Bewertung alternativer Lösungsansätze nutzt.

In methodischer Hinsicht wird dabei vor allem dem Instrumentarium des Investitionscontrollings große Bedeutung beigemessen. Denn bei den genannten Fragestellungen werden oftmals Maßnahmen angesprochen, die Investitionen oder auch Desinvestitionen auslösen. Zur Erhöhung der Fertigungstiefe und des Eigenfertigungsanteils müssen die Fertigungskapazitäten ausgeweitet und Fertigungsanlagen gekauft werden. Umgekehrt sind bei Erhöhung des Fremdbezugs oftmals die Stilllegung von Fertigungsanlagen und damit Desinvestitionen erforderlich. Gleiches gilt natürlich in besonderem Maße beim Wechsel des bisherigen Fertigungsstandorts. Auch die Anwendung neuer Fertigungstechnologien oder die Umstellung auf neue Fertigungskonzepte lösen Des-/Investitionen aus.

Abb. 2: Ergebnis einer Projektrechnung in Form eines Projektsteckbriefs unter Angabe der Ergebnisse der dynamischen Projektrechnung und der Sensitivitätsrechnung (hier: Variantenrechnung)

Projekt- bzw. Investitionsrechnung

All diese fertigungswirtschaftlichen Veränderungen sind vor Durchführung auf ihre Wirtschaftlichkeit hin zu überprüfen. Hierfür bietet sich der Einsatz der Projekt- bzw. Investitionsrechnung an, die eine quantitative Bewertung ermöglicht. Aufgrund der langen Betrachtungszeiträume sollten in jedem Fall dynamische Rechenverfahren eingesetzt werden, die den zeitlichen Verlauf der durch die Investition ausgelösten Ein- und Auszahlungen besser berücksichtigen. Schließlich muss man bedenken, dass die Nutzungszeit von Industrieanlagen i. d. R. mit Blick auf die genutzte Infrastruktur mit 15 bis 25 Jahren veranschlagt wird. Bei solch langen Betrachtungszeiträumen spielt es durchaus eine Rolle, ob die durch die Investition ausgelösten Zahlungen zu Beginn oder erst am Ende der Investitionsphase anfallen.

Sensitivitätsrechnungen

Gleichzeitig ist zu bedenken, dass oftmals weniger die Genauigkeit des Rechenverfahrens Controller vor große Herausforderungen stellt, als vielmehr die Prognosequalität der quantitativen Daten Probleme bereitet. Insofern ist es gerade bei solchen langfristigen Erwartungsrechnungen wichtig, ergänzend zur eigentlichen Investitionsrechnung, Sensitivitätsrechnungen einzusetzen. Hierzu werden wichtige Planungsprämissen mit Abschlägen versehen und deren Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit des Projekts betrachtet. Durch diese Variation der Prämissen kann man das Risiko des Projekts abschätzen (s. Abb. 2).

3.2 Nutzwertanalysen für qualitative Bewertungen

Komplexe Investitionsentscheidungen oft nur qualitativ zu beurteilen

Im Rahmen der Vorbereitung strategischer Entscheidungen der Produktionsplanung erlangen qualitative Controlling-Instrumente besondere Bedeutung. Denn viele Aspekte einer solch komplexen Fertigungsplanung lassen sich nicht monetär bewerten und können deshalb nur anhand vielfältiger qualitativer Kriterien beurteilt werden. Die Nutzwertanalyse[1] bietet hierbei die geeignete methodische Unterstützung und ermöglicht eine durchaus differenzierte und einer der Komplexität der Entscheidung würdige Einschätzung.

Nutzwertanalyse

Anhand eines vom Unternehmen zu erstellenden Kriterienkatalogs und einer individuell zu definierenden dimensionslosen Skalierung (z. B. Wertzahl von 1 bis 10) wird der Nutzen der betrachteten Handlungsalternative oder Handlungsalternativen bewertet. Die Kriterien lassen sich dabei aus den Zielen ableiten, die mit der Entscheidung erreicht werden sollen. Die Bewertung selbst nimmt ein Expertenteam vor.

Im nachfolgenden Beispiel (s. Abb. 3) stellt sich ein Unternehmen bei der Suche nach dem für ihn optimalen Fertigungskonzept die Frage, ob es seine Fertigung nach den Prinzipien des "Werkstattfertigungskonzepts" oder nach denen einer "Fließ- bzw. Linienfertigung" ausrichten soll.

Abb. 3: Beispiel einer Nutzwertanalyse zur Beurteilung alternativer Fertigungskonzepte

Kumulierte Wertzahl unterstützt Entscheidungsfindung

Unter Berücksichtigung der fertigungswirtschaftlichen Ziele einer möglichst kostengünstigen und flexiblen Produktion sind die nachfolgend genannten Kriterien zur Nutzenbewertung der alternativen Konzepte denkbar. Diese können bei Bedarf unterschiedlich gewichtet werden. Als Ergebnis der Bewertung erhält man eine kumulierte Wertzahl, die ein Indikator dafür ist, ob eine Alternative überhaupt sinnvoll erscheint. Dies ist immer dann der Fall, wenn eine vom Unternehmen vorab zu definierende Mindestwertzahl überschritten wird. Gleichzeitig zeigt das Analyseergebnis an der Wertzahl, welche der Alternativen für das Unternehmen den höchsten Nutze...

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