Doch was macht nun die Kombination aus einen Produkt und einem Service so besonders? Produkte weisen die Eigenschaften auf, dass sie materiell und lagerbar sind und damit den Besitzer wechseln können. Auch können Sie oft ohne die Einbeziehung des Kunden produziert und gelagert werden; der Zeitpunkt der Produktion und des Konsums liegen damit zeitlich auseinander.

Services dagegen sind immateriell und nicht lagerbar; damit können sie nicht in dem gleichen Sinn den Besitzer wechseln, sondern nur genutzt bzw. in Anspruch genommen werden; dabei ist eine Interaktion mit dem Kunden erforderlich, so dass auch der Zeitpunkt der Produktion des Services und des Konsums zeitgleich ist.[1]

Während Produkte durch ihre oben aufgezählten Eigenschaften sehr leicht vergleichbar und imitierbar sind, verhält es sich bei den Services genau umgekehrt. Diese sind gerade aufgrund der Interaktion mit dem Kunden und dem meist durch Software programmierten Service nicht leicht imitierbar und damit auch schwer austauschbar. Eine Kombination aus einem Produkt und Service verspricht damit den Vorteil, den Fokus auf die Verwendung des Produktes bzw. dessen Nutzen zu lenken und die Leistungserbringung bzw. Lösung der Aufgabe beim Kunden in den Vordergrund zu stellen; damit kann es möglich sein u. U. auch in einen ganz anderen Markt mit anderen Konkurrenten als zuvor zu kommen.[2]

Für die Ausgestaltung des jeweiligen PSS hat ein Unternehmen wiederum sehr viele Möglichkeiten, die es genau abzuwägen und zu untersuchen gilt. Dabei wird immer an den Anforderungen der Kunden angesetzt. Der Autor Tukker hat in diesem Zusammenhang versucht, verschiedene Kategorien dieser Kombinationen von Produkt und Service eines PSS abzubilden (siehe Abb. 1). Jedoch umfasst diese nur grob alle Möglichkeiten; durch die Hinzunahme verschiedener Geschäftsmodelle entstehen noch viel mehr Möglichkeiten. Allerdings bietet die nachfolgende Grafik dennoch einen guten Anhaltspunkt, um mit ersten Gedanken über PSS zu starten.

Abb. 1: Haupt- und Unterkategorien von Produkt-Service-Systemen[3]

Die Komplexität der gesamten Themenstellung wird in Abb. 1 relativ gut deutlich, so dass man gewissermaßen ein Verständnis dafür bekommt, warum der Umstieg für Unternehmen von Produkten zu Produkt-Service-Systemen so schwerfällt. Dabei gibt es durchaus auch Unternehmen, die mit einer Dienstleistung starten und diese um ein Produkt oder Produktanteile erweitern. Ein erfolgreiches PSS macht nicht nur die Kombination aus einem Produkt mit einem Service aus, sondern auch die Branche und die Ansprache des Kunden bzw. der Markt sind ausschlaggebend.

Darüber hinaus muss das richtige Geschäftsmodell gefunden und umgesetzt werden, das genau zu einer Kundengruppe passt. Letztendlich die Usability der PSS-Kombination kann ausschlaggeben sein, ob das PSS ein Erfolg wird. Diese Komplexität der Aspekte macht der Umstieg von einem Produkt auf ein PSS für Unternehmen so schwierig, bietet aber auch vielfältige Möglichkeiten. Deshalb fällt es Unternehmen so schwer, verschiedene PSS miteinander zu vergleichen und eine gewisse Transparenz und Übersichtlichkeit zu erhalten. Oft kommt es vor, dass ein bestimmtes PSS aus einer Branche sich leicht auf eine andere Branche übertragen lässt, obwohl man dies auf Anhieb nicht erwartet hätte. So weisen z. B. die PSS-Angebote von John Deere aus der Agrarwirtschaft viele Ähnlichkeiten mit den Angeboten von Caterpillar aus dem Bergbau auf.

[1] Aurich et al. 2010, S. 137.
[2] Bruhn et al. 2015, S. 36; Mont 2002, S. 239.
[3] Nach Tukker 2004, S. 284.

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